Arnsberg. Mit im Schnitt 75 Jahren stellt der Herdringer TC die älteste Tennismannschaft im HSK. Was den Herren 70 wichtiger ist als Punkte und Siege.
Dass Tennis glücklich machen kann, wird an diesem immerhin regenfreien Nachmittag auf der Anlage des TC Neheim-Hüsten rasch sonnenklar. Als Franz-Wilhelm Hartwigt zum Return ausholt, den Ball mit einem soliden Rückhand Slice ins gegnerische Feld bringt und damit den Punkt gewinnt, ballt er lachend die Faust.
Das Besondere: Mit seinen 82 Jahren ist Hartwigt hier ein Oldie unter lauter Routiniers. Sein Team, die Herren 70 des Herdringer TC, das sich auch aus Spielern des TC Neheim-Hüsten bildet, stellt die aktuell älteste aktive Tennismannschaft im gesamten Hochsauerlandkreis.
Das älteste Tennisteam im HSK: 75 Jahre im Schnitt
Ob 28 oder 82 Jahre – foppen geht immer. „Wart’ mal ab, bis wir dir gleich den Becker-Hecht zeigen“, sagt Hartwigt und lacht, als er die auf ihn gerichtete Fotokamera erblickt.
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Nun, ganz so sportlich wird’s in der Folge nicht, doch was die größtenteils recht drahtigen Tennis-Rentner schon beim lockeren Aufgalopp vor ihrem Training auf der Asche zeigen, kann sich absolut sehen lassen. Knapp 75 Jahre beträgt das Durchschnittsalter des Zwölf-Mann-Kaders des Herdringer Tennisclubs bei seinen Herren 70. Das Team tritt in der Bezirksliga an und ist nur knapp älter als HSK-Konkurrent SSV Allendorf.
Nummer eins der Mannschaft ist – irgendwie folgerichtig – ihr „Jungspund“: Klaus Humpe, immerhin stolze 71 Jahre alt. „Klaus ist verdient die Nummer eins“, sagt Mitspieler Ulrich Storm und schmunzelt. Storm selbst verfügt – wie der Großteil des Teams – vor dem Saisonstart über die Leistungsklasse 23,1, während sich Humpe mit einer 18,1 rühmen darf.
Die Leistung – sei in der Altersklasse 70 plus, die nach oben ein Open End hat, jedoch allenfalls zweitrangig, betonen alle Kräfte der Mannschaft. „Wir füllen uns körperlich fit, trotz unseres schon höheren Alters. In der Saison fahren wir bis nach Siegen oder Hagen und lernen alle Ecken unserer Region kennen“, sagt Peter Gawenda.
Das Seniorentennis befindet sich voll im Trend
Seit Jahren wächst der Zustrom für das Seniorentennis auf der ganzen Welt. Kaum ein Sport tut im hohen Alter so gut wie das Tennis, das belegen medizinische Studien. „Tennis ist eine angenehme Bewegungsform – und man muss auch seinen Kopf einsetzen“, sagt Ulrich Storm.
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Dem Tennissport wird eine lebensverlängernde Wirkung zugesprochen. Kein Wundern, denn auch die heimischen Herren 70 erleben nicht nur positive körperliche Effekte auf Kreislauf, Herz oder die Koordination, sondern ebenso einen enorm wichtigen sozialen Aspekt: eine enge Gemeinschaft. „Wir kennen uns teilweise seit 30, 40 Jahren“, erzählt Mannschaftssprecher Reinhard Gottschalk. „Die regelmäßigen Treffen und das gemeinsame Spielen, in der Regel zwei Mal pro Woche, sind uns wichtig.“
Ulrich Storm sieht das genauso. „Die Kameradschaft steht bei uns an erster Stelle“, betont er. Gelitten habe die Gemeinschaft auch in der Coronapandemie insgesamt deutlich weniger als das bei Aktiven in anderen Sportarten der Fall war. Aber: Auf ihre geliebte Zeit in der Tennishalle mussten die Tennis-Oldies diesmal verzichten – pandemiebedingt ging in den heimischen Hallen nichts.
Ehrgeiz ja, Druck nein
So wird derzeit fleißig outdoor trainiert, vor allem auf der Anlage des TC Neheim-Hüsten, dem ein Teil der Herren 70 des Herdringer Tennisclubs entstammt. In der Bezirksliga tritt die Mannschaft in der Sommersaison gegen sechs andere Teams an.
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Wie der Westfälische Tennisverband zuletzt erklärte, soll die Spielzeit für die Teams im HSK am Wochenende 12./13. Juni und damit etwa zwei Wochen später als zunächst angedacht starten. Die Verzögerung hat einen netten Nebeneffekt für die Sauerländer Herren vom alten Schlag, wie Reinhard Gottschalk erklärt: „Bis die Saison dann startet, sind wir alle zwei Mal gegen Covid-19 geimpft.“ Strikte sportliche Ziele setzt sich die erfahrene Mannschaft vor ihrem Aufgalopp nicht. „Wir sehen das nicht so verbissen“, erklärt Peter Gawenda, „aber natürlich will man ein paar schöne Schläge spielen.“
Neben dem gleichwohl vorhandenen Ehrgeiz geht’s auch im Teamtraining locker zu. Hier mischt mit Klaus Kohlhage gar ein 84-Jähriger mit, der aber nicht im Spielbetrieb dabei ist. „Er ist aber immer unser Maskottchen“, sagt Franz-Wilhelm Hartwigt in einer Pause feixend zu seinem Nebenmann. Foppen – geht eben auch im hohen Alter.