Sauerland. Viele Sauerländer Sportler profitieren ab Freitag, 21. Mai, von sinkenden Inzidenzzahlen. Was die Lockerungen bedeuten – und was (noch) nicht.

Sinkende Inzidenzzahlen, Lockerungen auf breiter Front: Dem Amateur- und Breitensport im Hochsauerlandkreis winken aufgrund des positiven Trends endlich wieder Perspektiven. Da die Sieben-Tage-Inzidenz im HSK seit mehr als fünf Werktagen unter der magischen 100er-Marke liegt und am Donnerstag, 20. Mai, weiter auf 67,4 fiel, geht es von heute an zumindest in einigen Sportarten wieder nach draußen und können Trainingsgruppen ausgeweitet werden.

Diese Zeitung hat mit Aktiven aus sieben verschiedenen Sportarten über die neuen Perspektiven und deren mögliche Umsetzung gesprochen. Eine Erkenntnis: Die Sportler agieren vorsichtig – und achtsam.

Sauerländer Fußballer

Während Jugendliche unter 14 Jahren bereits wieder mit „Vollkontakt“ trainieren dürfen, ist ab 14 Jahren im Junioren- und Seniorenbereich eine Einheit mit bis zu 20 Personen ohne Zweikämpfe erlaubt. Erst wenn der Inzidenzwert mindestens fünf Tage unter 50 fällt, darf „richtig“ Fußball gespielt. Das hält viele Teams aber nicht davon ab, schon jetzt wieder ein wenig gegen den Ball zu treten.

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„Wir warten noch auf grünes Licht vom Ordnungsamt der Stadt Sundern“, sagt Andreas Mühle, Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten TuS Sundern. „Der Re-Start wird aber nicht einfach. Wir müssen jetzt langsam den Weg zurückfinden, denn eine Pause von sieben Monaten hat noch keine Fußballerin und kein Fußballer gemacht. Es sei denn, die- oder derjenige war verletzt.“

Im Röhrtalstadion wird der Kunstrasenplatz wieder geteilt, und so können zwei Teams unter anderem kontaktfrei Torschuss oder Passspiel trainieren. „Alle unsere Spielerinnen und Spieler werden wiederkommen. Werden sie aber auch alle bleiben?“, fragt sich Mühle und erklärt: „In den vergangenen Monaten war jeder Tag gleich. Jetzt kommt des wöchentliche Training wieder hinzu. Darauf muss man sich erst einmal wieder einstellen und den Rhythmus finden.“

HSK-Leichtathletik

Die grünen Weiten des Schmallenberger Sauerlandes halfen den Leichtathleten des VfL Fleckenberg zuletzt, ihrem Hobby auch ohne geöffnete Sportanlagen nachzugehen. Nun aber, da endlich wieder größere Gruppen auch auf Sportplätzen erlaubt sind, zieht es die Athleten des VfL auf das Areal am Schmallenberger Schulzentrum. „Die Kids wollen unbedingt auch dort wieder trainieren. Wir werden das dann ab der kommenden Woche gezielt angehen“, sagt Martin Stöwer, Trainer beim VfL Fleckenberg. Ein großes Problem seien jedoch weiterhin die fehlenden Wettkämpfe: „Man hangelt sich so durch, aber die Aussicht, sich vielleicht für die Deutsche Meisterschaft der U16-Junioren im September zu qualifizieren, würde die Motivation aller noch mal erheblich steigern.“

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Auch beim TV Herdringen sind sie froh, dass nun das Onlinetraining weiter zurückgefahren werden könne. „Das war schon ein riesiger Zeit- und Organisationsaufwand, drei bis vier Mal die Woche mit den Kindern und Jugendlichen digital zu trainieren oder draußen nur Einzeltraining zu absolvieren“, erzählt Volker Buchmann, erfahrener Coach beim TV Herdringen. Vergrößern wolle er die Trainingsgruppen nun – nicht aber bis auf die maximal 20 erlaubten Sportler. „Das wäre ineffektiv“, so Buchmann, „denn das ist dann ein reines Massenbewegen. Auch die Einhaltung der Abstandsregeln zu gewährleisten, wäre so schwerer.“

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Mit den älteren Schützlingen wolle er lieber Fünfergruppen bilden, die Jüngeren sollen maximal zu zehnt trainieren. Für alle wichtig: der wieder größer werdende soziale Kontakt. Volker Buchmann: „Das soziale Miteinander hat den Jungs und Mädels total gefehlt. Sie freuen sich, dass dies nun einfacher wird.“

Schwimmen

Spielt das Wetter mit, ist der 1. Mai für viele Freibäder ein klassisches Datum, um in die Saison zu starten. Aber: Im HSK spielt neben den derzeit nicht gerade prickelnden Witterungsbedingungen für den Großteil der Betreiber weiterhin eine entscheidende Rolle, in der Pandemie Vorsicht walten zu lassen. „Bevor die Inzidenz nicht unter 35 ist, werden wir vermutlich nicht öffnen. Wir wurden viel vertröstet. Unser Ziel ist der Neustart mit Beginn der Sommerferien“, sagt Bernd Löhr, Geschäftsführer des Freizeitbades „Nass“ in Arnsberg-Hüsten. Auch Bäder wie das Waldfreibad in Brilon-Gudenhagen warten noch mit der Öffnung, hier bis zum 1. Juni.

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Schade für die Schwimmerinnen und Schwimmer, die Freibäder laut aktualisierter Coronaschutzverordnung nutzen dürften, jedoch nicht, um mit Eis auf der Liegewiese zu entspannen, sondern nur zur reinen Sportausübung – also dem klassischen Bahnenziehen. Da die Freibäder geschlossen haben, erübrigt sich dies aktuell. „Wir sind da beim SV Marsberg aber auch lieber vorsichtig und warten weiter ab“, sagt Katharina Bigge, Schwimmtrainerin beim SVM.

Reiten

Reiterinnen wie Ann-Kathrin Weber reagieren eher vorsichtig optimistisch auf die angekündigten Lockerungen. Die Geschäftsführerin des Reit- und Fahrvereins Oeventrop erkennt in ihnen indes einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil: „Wir können anstatt der Einzelstunden auch wieder vier, fünf Kinder gleichzeitig trainieren und generieren so auch mehr Einnahmen. Dieser finanzielle Aspekt ist für uns als Verein eben auch sehr wichtig.“

Kanusport

Das gemeinschaftliche Paddeln auf heimischen Flüssen wie Ruhr, Diemel, Eder, Wenne oder Lippe prägt normalerweise den Vereinsalltag der Kanufreunde Meschede. Die heimischen Kanusportler mussten in den vergangenen Monaten jedoch zurückstecken. „Wir konnten nur Privatfahrten unternehmen und nicht alle zusammen auf dem Wasser unterwegs sein“, sagt Vereinsvorsitzende Claudia Kotthoff.

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Während die normale Saison, die beispielsweise auch viele Begegnungen mit befreundeten Klubs bereithält, im März oder April startet, hofft Kotthoff nun auf den Juni. „Ich gehe davon aus, dass wir dann auch unser gemeinsames Training wieder aufnehmen können.“

Beachvolleyball

„Die Vorfreude ist gigantisch groß“, sagt Martin Barthel, Sportwart für den Nachwuchs beim Volleyball-Zweitligisten RC Sorpesee. „Denn in das ewige Abwarten hatte sich zuletzt schon ein wenig Resignation eingeschlichen.“ Auf dem Beachvolleyballplatz in Langscheid darf nun wieder trainiert werden. „Das Spielen im Sand ist eine gute Ergänzung zum immer noch nicht stattfindenden Hallentraining“, teilt Martin Barthel mit.

Rudern

Beim RC Meschede und RC Sorpesee darf wieder gerudert werden. „Wir nehmen den normalen, allgemeinen Ruderbetrieb damit noch nicht wieder komplett auf, aber nach Anmeldung in der Liste beziehungsweise Verabredung darf unter Einhaltung aller weiteren geltenden Regeln (Hygieneregeln, Abstandsregeln, Maskenpflicht an Land) gerudert werden“, erklärt der RC Sorpesee auf seiner Internetseite. Weiterhin gesperrt bleiben alle Umkleideräume, der Kraft- und Ergoraum sowie die Gesellschaftsräume.

Nächste Stufe wartet: Vorfreude auf Inzidenz unter 100

Dank der stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von deutlich unter dem Wert von 100 dürfen sich die Sportler im Sauerland ab heute über Lockerungen freuen. Noch weitreichender würden sich im HSK sportliche Freiheiten ab einem stabilen Inzidenzwert von unter 50 darstellen.

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Dann würde Sport im Freien ohne Personenbegrenzung erlaubt sein, ebenso dürften der Hallensport starten und die Fitnessstudios wieder ihre Mitglieder empfangen. „Die Menschen wollen nicht nur Coronapfunde abtrainieren, sondern gezielt ihr Immunsystem stärken“, sagt Christopher Just vom Vitalwerk in Sundern und Arnsberg.

Laut der aktualisierten NRW-Coronaschutzverordnung wäre ab einer Inzidenz von unter 50 auch der Kontaktsport innen in Gruppen wie bei den Kontaktbeschränkungen möglich. Unter freiem Himmel sind maximal 500 Zuschauer zugelassen – ohne vorherigen Coronatest. Darüber hinaus dürften die Freibäder auch ihre Liegewiesen wieder freigeben – interessant für heimische Schwimmsportler.