Arnsberg/Gelsenkirchen. Der Arnsberger Fußballfachmann Rouven Schröder wird neuer Sportdirektor des FC Schalke 04. Was seine Weggefährten aus dem HSK über ihn verraten.
Musterprofi mit Beißerqualitäten, erfolgsorientierter Defensivspezialist mit unbändigem Ehrgeiz, Malocher auf dem Platz: Die Eigenschaften, die Rouven Schröder bereits in jungen Jahren als talentierter Fußballer auf den Plätzen des Hochsauerlandkreises verkörperte, stünden dem im Neuaufbau befindlichen FC Schalke 04 auch Jahrzehnte später auf dem Spielfeld gut zu Gesicht.
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Wie passend also, dass der Arnsberger Schröder nun zum 1. Juni als neuer Sportdirektor beim künftigen Zweitligisten aus Gelsenkirchen wesentliche Aufgaben in der Führungsriege übernimmt. Die Installierung des Sauerländers erfreut Schalkes Fans – und auch Schröders Weggefährten aus den vergangenen Jahrzehnten im HSK-Sport.
Vom 1. Juni an ist Rouven Schröder (45) beim FC Schalke 04 „unter anderem für die Kaderplanung, das Scouting und die personelle Besetzung der Fachbereiche zuständig“, wie der Klub in einer Mitteilung erklärte. Nach dem feststehenden Abstieg aus der 1. Bundesliga müssten die Königsblauen große Herausforderungen bewältigen, vor allem auf dem Transfermarkt, so Sportvorstand Peter Knäbel: „Mit Rouven konnten wir einen Experten für S04 gewinnen, der über das nötige Netzwerk und die fachlichen Qualitäten in diesem Bereich verfügt. Sein Hauptauftrag wird es sein, eine neue Mannschaft aufzubauen, die Schalke 04 in Gegenwart und Zukunft erfolgreich vertreten kann.“
Rouven Schröder und die Wahl zwischen Tennis und Fußball
Rückblick: Mitte der 1990er-Jahre hätte Fußballer Rouven Schröder durchaus auch den Versuch unternehmen können, den Weg zum Tennisprofi einzuschlagen. Der Arnsberger trumpfte bei seinen Vereinen wie dem TC Blau-Gold Arnsberg und dem TC Blau-Weiß Sundern auf – und hatte wenige Jahre zuvor als fußballerisches Talent des SC Neheim bereits ein Probetraining beim FC Schalke 04 aufgrund eines wichtigen Meisterschaftsspiels im Tennis sausen lassen.
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Schröder, der damals den Spitznamen „Kanzler“ trug – in Anlehnung an den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (von 1998 bis 2005 im Amt), hatte sich bis auf Platz 53 der Deutschen Tennis-Rangliste vorgespielt, entschied sich aufgrund der besseren Perspektiven aber für den Fußball. „Er war ein hervorragender Fußballer und Tennisspieler – und ein disziplinierter Typ. Der Sprung zum Fußball war letztlich richtig, denn was Rouven schon immer auszeichnet, sind sein unbändiger Ehrgeiz und seine Wissbegierde“, sagt Georg „Schorsch“ Niglis.
Der Wiemeringhausener muss es wissen, schließlich arbeitete er beim SSV Meschede und späteren Profi-Stationen mit Schröder zusammen. Aus der A-Jugend des SC Neheim war der junge Fußballer zum SSV gewechselt und spielte in Meschede in der Landes- und Verbandsliga beim Mitte der 1990er-Jahre erfolgreichsten HSK-Verein. BVB-Legende Wolfgang Paul fungierte als Coach, Niglis als Co-Trainer.
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„Es war eine Augenweide, Rouven auf dem Platz zuzuschauen“, erinnert sich Jochen Kriebel. Der damalige Sportliche Leiter und Macher beim SSV Meschede hatte Schröder von einem Engagement in der Kreisstadt überzeugt. Um Schröders enormen Ehrgeiz zu illustrieren, erzählt Kriebel, mittlerweile 77 Jahre alt, eine Anekdote: „Wir haben einmal bei Hohenlimburg 10 gespielt und völlig überraschend böse mit 0:5 verloren. Das hat Rouven so mitgenommen, dass er sogar eine Rote Karte kassiert hat – völlig untypisch für ihn. Aber das Spiel passte einfach nicht zu seinem Anspruch.“
André Büsse erlebte Rouven Schröder damals als Mitspieler beim SSV. Büsse, sechs Jahre älter als Schröder, sagt, man habe rasch erkannt, „dass Rouven sehr ehrgeizig und zielgerichtet ist. Er war immer ein Beißer und wollte nach oben. Rouven war erfolgsorientiert und hat eine top-professionelle Einstellung vorgelebt“, sagt Büsse.
Kämpfen – und auch mal feiern
Defensivspezialist Rouven Schröder, meist in der Abwehrreihe oder auf der „Sechs“ eingesetzt, habe stets alles gegeben. „Er ist immer marschiert – und nicht müde geworden. Notfalls ist er auch 120 Minuten gelaufen, auch wenn das Spiel nur 90 Minuten dauerte“, so Büsse schmunzelnd. Zurückgehalten habe sich Schröder indes bei der Aufstiegsfeier angesichts der Rückkehr des SSV in die Verbandsliga nicht: „Er hat genauso wie alle gefeiert.“
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Als Jugendspieler des SV Arnsberg 09 sammelte Rouven Schröder einst erste Erfahrungen auf dem Fußballplatz. Mit Stolz verfolgt sein Heimatverein nach wie vor seine Karriere, wie 09-Vorsitzender Andreas Düllberg erzählt: „Wir im Eichholz drücken ihm die Daumen. Rouven übernimmt einen der herausforderndsten Klubs im deutschen Fußball.“ Als Fan des FC Schalke 04 hoffe er darauf, „dass Rouven Schröder ein neues erfolgreiches Team zusammenstellen kann, dass die abgelaufene Katastrophensaison vergessen lässt“.
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Gerüstet scheint der neue Schalker Sportdirektor aus dem Sauerland für diese Aufgabe allemal. Nach insgesamt acht Bundesliga- und 48 Zweitliga-Einsätzen hatte Schröder seine aktive Karriere vor zehn Jahren beendet und eine Funktionärslaufbahn begonnen. Er arbeitete als Video-Analyst und Scout für den 1. FC Nürnberg, ehe er bei Greuther Fürth und Werder Bremen erfolgreich als Sportdirektor und zwischenzeitlich in Fürth auch als Interimstrainer fungierte. Von 2016 bis Ende 2020 war Rouven Schröder als Sportdirektor und Sportvorstand beim Erstligisten Mainz 05 tätig – jetzt folgt die neue Herausforderung Schalke 04.
Fanclub-Chef aus Herdringen zeigt sich begeistert
Dass der Arnsberger den Weg zurück in Deutschlands Fußball-Oberhaus gefunden hat, gibt auch Rainer Keßler wieder Hoffnung. Der Vorsitzende des Schalke-Fanclubs Krähenpower Herdringen baut auf Schröders Expertise. „So einen Typen wie ihn braucht Schalke jetzt. Er hat ein tolles Netzwerk und wird uns voranbringen. Nachdem man auf Schalke jahrelang mit den Entscheidungen ins Braune gelangt hat, ist er endlich mal wieder eine sehr gute Wahl“, sagt Keßler.
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Rouven Schröder – die personifizierte Sehnsucht nach einem neuen Schalke? „Rouven hat nie vergessen, wo er herkommt. Er hat sich seine Erfolge erarbeitet“, so Jochen Kriebel.
„Eines ist klar“, betont derweil „Schorsch“ Niglis, Schröders ehemaliger Mitstreiter in Fürth, Bremen und Mainz. „Schalke“, sagt Niglis, „wird für ihn eine Riesenherausforderung. Aber: Schalke hat vor allem bei uns im HSK große Strahlkraft. Seine Entscheidung war richtig“.