Arnsberg/Berlin. Er ist Mitglied und Fan: In Oliver Ruhnert schlägt ein königsblaues Herz. Jetzt trifft Union Berlins Sportchef auf Bundesliga-Sorgenkind Schalke.
Sommer 2019: Union Berlin gelingt der erste Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga in der Vereinshistorie. Sommer 2020: Die „Eisernen“ schaffen fast noch sensationeller den direkten Klassenverbleib. Frühjahr 2021: Nach 20 von 34 absolvierten Spielen hält Union gar direkte Tuchfühlung zu den Plätzen für das internationale Geschäft.
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Einer der zentralen Macher dieser Erfolge ist der Sauerländer Oliver Ruhnert. „Aktuell fühlt sich das schon alles an wie im Märchen“, sagt der Geschäftsführer Profifußball aus Hüsten im Gespräch mit dieser Zeitung.
Weil jede klassische Märchenerzählung aber immer auch etwas Unheilvolles in sich birgt, einen düsteren Moment, wartet auf den 49-Jährigen nun ein ganz spezielles Spiel: Union Berlin trifft am Samstag, 13. Februar, um 18.30 Uhr auf Schalke 04 – Ruhnerts Herzensverein.
Oliver Ruhnert: neun Jahre erfolgreich auf Schalke
Mit einem Heimerfolg ausgerechnet gegen seine alte Liebe, die Königsblauen, würde Unions Sportchef – und auf dem Spielfeld das Team – wohl mit dafür sorgen, dass etwaige Restzweifel am Schalker Abstieg in die 2. Liga schwinden.
Mehr als neun Jahre lang hatte Ruhnert auf Schalke gearbeitet, als Trainer der zweiten Mannschaft, Scout und Leiter der Nachwuchsabteilung, der Knappenschmiede, ehe er im Sommer 2017 zum damaligen Zweitligisten Union Berlin wechselte. Duelle gegen Schalke – sind für den Manager besonders. „Für mich sind es schwierige Spiele gegen Schalke. Ich bin 32 Mal in einer Saison Schalke-Fan, außer in den beiden direkten Duellen“, betont Oliver Ruhnert.
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Nicht nur viele schöne und insbesondere wichtige Grundlagenjahre für seinen steilen Karriereweg erlebte der Sauerländer beim Großklub aus Gelsenkirchen. Viel mehr ist Ruhnert schon ewig Schalker, sowohl Fan als auch bekennendes Vereinsmitglied. „Es war nie anders, und ich behalte mir das bei“, sagt er. Zuletzt hatte Oliver Ruhnert dies auch bei einem Auftritt im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF betont: „Ich leide als Mitglied des FC Schalke 04 auch mit diesem Klub, weil Du auch in einer gewissen Weise diesen Verein lebst. Das müssen auch die Spieler begreifen: Schalke ist ein ganz großer Klub, mit vielen Menschen, die dahinter stehen.”
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Königsblau müsse nun den Turnaround schaffen, sagt Unions Manager, angesprochen auf die katastrophale Saison des Bundesliga-Schlusslichts. Wäre es da nicht naheliegend, dass er, zum Zeitpunkt X, zu seinem ehemaligen Arbeitgeber zurückkehrt, um zu helfen? Oliver Ruhnert: „Man sollte nie etwas ausschließen. Allerdings muss dafür auch die richtige Zeit sein. Es ergibt für mich keinen Sinn, allzu langfristige Pläne zu machen.“
Der Hüstener als Gegenentwurf
Seit dem 15. Mai 2018 arbeitet Ruhnert bei Union Berlin als Geschäftsführer Profifußball und gilt neben Trainer Urs Fischer als der absolute Erfolgsfaktor für die „Eisernen“. In der Hauptstadt und im Zirkus 1. Fußball-Bundesliga ist das Bild Ruhnerts ziemlich positiv. Der Hüstener wirkt als ein Gegenentwurf zu manch’ profilneurotischem Gestalter aus dem milliardenschweren Business Profifußball. Ruhnert ist der Basis nicht entrückt – sondern sieht sich, ganz im Gegenteil, als fester Bestandteil dieser.
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Besonders wichtig sind dem 49-Jährigen dabei seine Sauerländer Wurzeln. Als er im Sommer 2019 bei der 16. Sauerländer Fußballnacht im Arnsberger Knappensaal den Sonderpreis dieser Zeitung erhielt, präsentierte sich Ruhnert bodenständig, unverkrampft und sympathisch. Schlichtweg: nahbar – und eng dran an der Basis. „Ich mag diese Veranstaltung. Ob ich zu Gast auf der Sauerländer Fußballnacht oder im ,ZDF-Sportstudio’ bin – das ist mir beides gleich wichtig“, sagt Oliver Ruhnert.
Seine Drähte in den HSK sind eng: In Hüsten wohnt Ruhnerts Mutter, die er regelmäßig besucht und von dort beispielsweise weiter nach Berlin fährt. Die riesige Metropole, die Hauptstadt – Oliver Ruhnert findet sie „toll. Ich genieße es sehr, hier zu sein. Union ist ein familiärer Klub und eine riesige Erfahrung. Den Schritt hierher habe ich nie bereut. Aber: Ich bin Sauerländer, und das bleibe ich auch.“
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So überrascht es auch nicht, dass der Fokus des Top-Managers an den Sonntagen – im regulären Spielbetrieb – nicht nur auf den anderen Bundesliga-Plätzen liegt. „Ich bin immer sehr schnell darüber informiert, wie beispielsweise der SV Hüsten 09 in der Landesliga 2 oder der SC Neheim in der Westfalenliga 2 gespielt hat. Auch mit Alex Bruchhage und Jörg Fischer (die Trainer der Neheimer beziehungsweise Hüstener, Anmerkung der Redaktion) tausche ich mich regelmäßig aus“, verrät er.
Sehnsucht nach der Basis
Das Interesse von Unions Sportchef ist stets weit gefasst. Dass aufgrund der Coronapandemie der Trainings- und Spielbetrieb weiterhin ruhe, sei „eine Katastrophe für die Kinder und Jugendlichen. Viele von ihnen leiden psychisch darunter“, sagt Ruhnert. Auch er hofft, bald wieder als Schiedsrichter im Amateurfußball im Einsatz sein zu können, „gern auch wieder im HSK. Dieser Austausch mit der Basis an den Sonntagen – der fehlt mir.“
Der Job bei Union Berlin sei „intensiv und anstrengend, aber ich habe hier verlängert, weil ich sehr glücklich bin“. Als Tabellenneunter mit nur drei Punkten Rückstand auf Rang sechs schielt Union vor dem Schalke-Spiel am Samstag gar auf das internationale Geschäft.
Mit dem Hauptstadtklub schreibt Oliver Ruhnert ein modernes Märchen. Was ihm Zuversicht bereiten sollte: Diese enden immer gut.