Eslohe/Sundern. Vier Mal kollabierten die Lungenflügel des Fußballers Jan Büsse vom TuS Sundern. Der 20-Jährige über seine Nahtod-Erlebnisse und sein Comeback.
Der 24. Juni 2018. Dann der 10. August und im Anschluss der 22. August desselben Jahres. Schließlich der 4. Februar 2019. Jan Büsse hat diese Daten im Gespräch mit dieser Zeitung sofort parat, aus dem Kopf. Das liegt nicht etwa daran, dass dem jungen Fußballer des Bezirksligisten TuS Sundern als versiertem Mathematiker der Umgang mit Zahlen leicht von der Hand geht. Es hat viel mehr damit zu tun, dass der Reister an diesen Tagen ums Überleben kämpfte. Kurz nach seinem 20. Geburtstag gibt Jan Büsse Einblicke in seine Leidensgeschichte – die längst in einer Erfolgsstory gemündet ist.
Der Zeitraum zwischen dem 24. Juni 2018 und dem 4. Februar 2019 umfasst 226 Tage – und in dieser Zeit muss Jan Büsse gleich vier Mal Nahtod-Erfahrungen durchleben. Mal sind sie drängender, mal laufen sie vergleichsweise glimpflich ab.
Ausgelöst werden die schlimmen Erfahrungen für den gebürtigen Reister jedoch immer durch eine Spontanpneumothorax. Bei diesem Krankheitsbild stehen beide oder ein Lungenflügel nicht oder nur noch eingeschränkt für die lebensnotwendige Atmung zur Verfügung.
Stürmer des TuS Sundern sieht verheerendes Röntgenbild
Als Jan Büsses Lunge erstmals versagt, befinden sich um den damals 17-Jährigen herum alle in Feierlaune. Verständlich, schließlich macht die A-Jugend des TuS Sundern an diesem Tag den Aufstieg in die Bezirksliga klar – mit Büsse auf dem Spielfeld, der zum 3:1-Sieg beim FC Lennestadt einen Treffer und eine Torvorlage beisteuert.
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Denkt Büsse an diesen 24. Juni 2018 zurück, fällt ihm die unwirkliche Szenerie sofort wieder ein. „Mir ging es schon im Spiel nicht gut, ich hatte unfassbare Rückenschmerzen. Ich habe mich auswechseln lassen und mich nachher zur Aufstiegsfeier geschleppt, aber natürlich nichts getrunken. Meine Mutter hat mich dann abgeholt, weil es mir nicht gut ging, und wir sind direkt ins Krankenhaus nach Hüsten gefahren“, erzählt Jan Büsse.
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Eine Röntgenuntersuchung liefert ein erschütterndes Bild: Der rechte Lungenflügel des Fußballers ist komplett kollabiert. Büsse wird sofort behandelt und ins Universitätsklinikum nach Münster überwiesen. „Ich hatte Lungenbläschen, die groß wie Tennisbälle waren und wurde am rechten Lungenflügel operiert“, sagt er.
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Einige Wochen pausiert der Reister in der Folge. Jan Büsse weiß jedoch, dass die Gefahr eines erneuten Spontanpneumothorax weiter bestehen wird. Nur etwa sieben Wochen später passiert es erneut: Als der Youngster am 10. August 2018 mit seinem Papa André Tennis spielt, „hatte ich plötzlich dieselben Symptome“, sagt er. Wieder ist der rechte Lungenflügel kollabiert, diesmal ist Büsse zunächst zur Behandlung im Krankenhaus in Schmallenberg-Grafschaft, ehe es nach Münster geht. Operiert wird diesmal nicht.
Als die Panik Jan Büsse nachts aufweckt
Anders ist das nur zwölf Tage später: Zum dritten Mal kollabiert Büsses rechter Lungenflügel. Diesmal wacht der Sauerländer mitten in der Nacht auf, weil er kaum Luft bekommt. „Ich hatte richtig Panik. Das war die schlimmste Erfahrung“, betont er. Es geht direkt nach Münster, Büsse wird operiert und liegt mehr als drei Wochen im Krankenhaus. „Ich hatte die Schnauze ziemlich voll“, gibt er zu.
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Kurz vor seinem 18. Geburtstag, am 4. Februar 2019, passiert es dann ein viertes und bislang letztes Mal: Morgens, in der Schule, kollabiert diesmal Büsses linker Lungenflügel. Aus einem Mescheder Krankenhaus geht’s nach Hemer, er wird zum dritten Mal an seiner Lunge operiert.
Zwei Jahre ist das nun her. Hat er Angst vor einem fünften Zwischenfall? „Nein. Ich hoffe, dass das jetzt alles abgeschlossen ist. Aber: Wenn ich Rückenschmerzen habe, dann gehe ich lieber ein Mal mehr als ein Mal weniger zum Arzt“, so Büsse.
So erlebt der Reister sein schwieriges Comeback
Mit seinen 1,93 Meter ist der lange, dünne Schlaks wohl leider „prädestiniert“ für dieses Krankheitsbild, zumal Papa André selbst auch mit 17, 18 Jahren daran gelitten habe, sagt Jan Büsse. Oft sind junge, schlanke Männer zwischen 15 und 35 Jahren betroffen – ohne erkennbare Ursache. „Der Gedanke, an nur einem Lungenflügel zu ,hängen’, ist kein besonders schöner“, sagt Jan Büsse und lacht.
Als er wieder mit dem Fußballspielen beginnt, ist er gehemmt, erklärt der Sauerländer: „Ich habe mit einem Atemgerät die Lunge trainiert, hatte aber Angst vor den Zweikämpfen. Mich hat der TuS Sundern toll unterstützt und im Krankenhaus besucht. Ich hab’ mich erholt und denke, ich bin ganz gut im Seniorenfußball angekommen.“
Mehr als das: Bereits sechs Tore hat der junge Stürmer mit dem pfeilschnellen Antritt in dieser Saison in der „Bundesliga des Sauerlandes“ beigesteuert – in sieben Einsätzen. Ein, zwei Ligen höher soll es für ihn mittelfristig gehen, verrät Jan Büsse. Wer unkaputtbar erscheint, verfolgt schließlich hohe Ziele.