Meschede. Eigentlich arbeitet Ruderin Alexandra Föster aus Meschede auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris hin – und hat jetzt Chancen auf Olympia 2021.

Mit einem etwa dreistündigen Flug begann am Montagmittag, 1. März, die heiße Phase der möglichen Olympiavorbereitung für Ausnahmeruderin Alexandra Föster aus Meschede. Um 11.40 Uhr hob die 19-Jährige gemeinsam mit Trainer Sebastian Kleinsorgen (32) aus Frankfurt am Main mit Iberia-Flug IB 8707 in Richtung Sevilla ab.

Auch interessant

Seit Dienstag, 2. März, absolviert Föster in der Hauptstadt Andalusiens mit der deutschen Ruder-Nationalmannschaft eine zweiwöchige Vorbereitung. Ende März wird es dann für die Sauerländerin ernst: In einem dreitägigen innerdeutschen Ausscheidungswettkampf in Köln möchte Alexandra Föster siegen – und sich damit ihrem großen Traum Olympische Sommerspiele ein gewaltiges Stück näher bringen.

Ruderin Alexandra Föster und Olympia: Aus Paris wird Tokio

Kurios: Eigentlich trainiert die Meschederin, seit dem 13. Januar dieses Jahres 19 Jahre alt, seit geraumer Zeit auf ein aktuell noch weit entferntes Ziel hin: die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Weil Föster aber seit Jahren auf dem Wasser unheimlich stark performt und ihre Top-Form konserviert hat, winkt ihr nun schon die deutlich frühere Chance auf Olympia.

Auch interessant

Die 32. Weltspiele sollen vom 23. Juli bis 8. August in der japanischen Hauptstadt Tokio veranstaltet werden. Das Großevent mit 339 Wettkämpfen in 51 Disziplinen wurde aufgrund der Coronapandemie bereits um ein Jahr verschoben. Tokio? Da war doch was! Auf eben jener Olympiastrecke, dem Sea Forrest Waterway in der Metropole, hatte Alexandra Föster im Sommer 2019 Gold bei den Junioren-Weltmeisterschaften geholt. Dort erneut zu starten, diesmal bei den Olympischen Sommerspielen, „das wäre für uns ein Riesenvorteil“, sagt Fösters Coach Sebastian Kleinsorgen.

Auch interessant

Doch der mögliche Weg zu den Olympischen Sommerspielen in diesem Jahr führt für Alexandra Föster zunächst über den Fühlinger See in Köln. Dort, wo normalerweise das Reggae-Festival „Summerjam“ ausgerichtet wird – und in der Vergangenheit zahlreiche WM- und DM-Rennen der Ruderer – geht es für sie in drei Wochen um alles.

Von Mittwoch, 24., bis Freitag, 26. März, wird die Meschederin im Einer der Frauen Regatten gegen fünf andere deutsche Konkurrentinnen und Olympia-Kandidatinnen fahren. „Geplant ist es, an diesen drei Tagen drei Rennen zu bestreiten. Nur die Gesamtsiegerin der sechs, die wohl nach Punkten ermittelt wird, schafft es zur internationalen Olympia-Qualifikation. Ein Erfolg dort ist also erst mal die Grundvoraussetzung“, erklärt Sebastian Kleinsorgen. Da der deutsche Einer der Frauen im internationalen Vergleich sehr gut dasteht, sei ein Erfolg in Köln „ein sehr wichtiger Schritt in Richtung Olympische Spiele“, so Kleinsorgen.

Ein wenig Druck schadet nicht

Druck – hat Alexandra Föster eigentlich nicht. Das Top-Talent kann gegen ihre Konkurrenz, aus der Trainer Kleinsorgen Pia Greiten (24, Osnabrücker Ruder-Verein) und Juliane Faralisch (24, Frankfurter Rudergesellschaft Germania) als Hauptkontrahentinnen ausgemacht hat, recht befreit antreten. „Ich schaue mal, was in Köln passiert. Ohne mir selbst aber Druck zu machen und mich zu motivieren, müsste ich dort gar nicht erst starten. Es geht nur um Platz eins, und es ist dann auch egal, ob ich Zweite oder Dritte werde“, sagt Föster.

Auch interessant

Würde sich die Studentin tatsächlich im innerdeutschen Wettbewerb durchsetzen, so hätte Junioren-Weltmeisterin Föster unter anderem die Chance, bei den Europameisterschaften im italienischen Varese (9. bis 11. April) oder bei der finalen Qualifikation im schweizerischen Luzern (15. bis 17. Mai) das Olympia-Ticket zu lösen.

Derzeit sei sie „noch nicht im Wettkampfmodus“, gibt Alexandra Föster vor dem Abflug nach Sevilla zu. Die frisch gebackene U23-Weltmeisterin auf dem Ergometer will sich im Trainingslager stählen für die 2000-Meter-Strecke auf dem Wasser. Kleinsorgen: „Wir werden häufig Rennsequenzen fahren.“

Das klingt nach mächtig viel Arbeit auf dem Wasser – doch die Lust auf Olympische Spiele kann viele Schmerzen lindern.

Austragung von Olympia 2021 noch nicht gesichert

Die Sportgeräte liegen mitunter im Keller herum, Wettbewerbe finden gar nicht oder kaum statt: Viele Athleten bangen darum, ob die bereits aus dem Sommer 2020 in den Sommer 2021 verlegten Olympischen Spiele in Tokio überhaupt ausgerichtet werden können.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit seinem Präsidenten Thomas Bach möchte die Weltspiele unbedingt im Sommer veranstalten, ebenso Gastgeberland Japan mit Regierungschef Yoshihide Suga. Weil Japan aber in der Coronapandemie weiter hohe Infektionszahlen verzeichnet, wächst die Ablehnung der Einwohner Tokios gegenüber des Großevents.

Laut des WDR-Magazins „Sport Inside“ plädieren mittlerweile etwa 80 Prozent der Japaner dafür, die Spiele erneut zu verlegen oder ganz ausfallen zu lassen. Hunderttausende Sportler und Besucher aus aller Welt für Wochen zu Gast in der Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole Tokio? Das schreckt ab.

Auch die explodierenden Kosten für Olympia, die nun auf etwa 23 Milliarden Euro beziffert werden, tragen ihren Teil zum Stimmungswandel bei. Alexandra Föster: „Wir hoffen natürlich trotzdem, dass die Spiele stattfinden können.“