Meschede. Für Top-Ruderin Alexandra Föster (18) aus Meschede war es ein schwieriges Jahr. Warum sie dennoch erfolgreich war – und was ihr Ausgleich ist.

Ein Satz von Alexandra Föster beschreibt äußerst treffend, wie wichtig der Meschederin „ihr“ Sport, das Rudern, ist. „Wenn das Boot so richtig gut läuft, hat man das Gefühl, man fliegt über das Wasser“, schwärmt die 18-Jährige über die Kraftausdauer-Sportart. Bereits sei einem Dreivierteljahr sorgt die Coronapandemie dafür, dass Föster – um im Bild zu bleiben – die Flügel arg gestutzt werden. Über das Wasser zu fliegen – war mitunter gar nicht und ist jetzt nur unter bestimmten Bedingungen möglich.

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Im Gespräch mit dieser Zeitung erklären die Ruderin des RC Meschede und ihr Trainer Sebastian Kleinsorgen , wie die Maßnahmen in der Pandemie für Belastungen im Trainingsalltag sorgen, warum das Jahr 2020 dennoch erfolgreich war und ob Fösters großes Ziel, die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris , zusätzlichen Druck erzeugt.

Alexandra Fösters Coach muss besonders kreativ sein

Kreativität im Training zu finden – das war für Sebastian Kleinsorgen in diesem Corona-Jahr eine ganz besonders große Herausforderung. „Die Einschränkungen belasten Alex. Wenn man oft nur zu Hause auf dem Ergometer fährt, dann ist das auf Dauer schwierig“, sagt Kleinsorgen über seinen stärksten Schützling: das Ruder-Top-Talent Alexandra Föster.

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Dass im ersten Lockdown im Frühjahr gar nicht auf dem Wasser gerudert werden durfte und danach größtenteils nur eingeschränkt, sei schwer gewesen, doch nötig. Zwar sei es wichtig, dass der gewohnte Lebensrhythmus durch das Wegfallen der Verbote zurückkehre, „aber mir ist ein gesunder Sportler, der durch weitere Wochen Training im Homeoffice letztlich weiterhin die Chance nutzen kann, an den Olympischen Spielen oder den nächsten Weltmeisterschaften teilzunehmen, lieber. Corona kann eine Karriere gefährden“, sagt der Coach.

Viele Einheiten auf dem Ergometer, drei Mal die Woche Fahrradtouren von jeweils 40 bis 50 Kilometern durch das Sauerland, Krafttraining und Einheiten auf dem Wasser unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln: So gestaltet sich aktuell das Training für die 18-Jährige. Sich schon so jung derart disziplinieren zu können – und das seit Jahren –, ist für die Ruderin des RC Meschede zur Routine geworden. „Ich hatte noch nie ein großes Problem damit, auf Partys oder Treffen zu verzichten. Dinge, die ich anfange, will ich auch zu Ende bringen. Da habe ich eine gewisse Sturheit, und deshalb halte ich durch“, erklärt Alexandra Föster.

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Die Sauerländerin ist erfolgsverwöhnt. Föster wurde unter anderem NRW-Sportlerin des Jahres 2019, im selben Jahr Juniorenweltmeisterin im Einer, in diesem Jahr dann Zweite bei den Junioren-Europameisterschaften im Einer und wurde erfolgreiche Titelverteidigerin bei der Junioren-WM im Ergorudern. Bei passendem Wetter ist Föster auch aktuell noch auf dem Wasser unterwegs und kann auch auf Unterstützung des Bundesstützpunktes in Dortmund zählen.

Wie der Gedanke an Olympia 2024 in Paris hilft

Noch mehr als für heimische Amateursportler fehlt der starken Ruderin indes mitunter die Perspektive. „Ich bereite mich auf Wettkämpfe im kommenden Jahr vor, von denen ich noch gar nicht weiß, ob sie überhaupt stattfinden werden“, sagt sie.

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Hilfreich sei dabei aktuell jedoch, dass ihr Studium – Alexandra Föster studiert im dritten Bachelor-Semester Elektrotechnik an der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede – coronabedingt digital stattfinden muss. „Das gibt mir viel Flexibilität. Natürlich ist es auch da nicht schön, allein im Zimmer zu hocken und zu lernen, aber ich komme damit klar“, sagt sie.

Die Olympischen Spiele 2021 in Tokio kommen wohl noch zu früh, doch eine Teilnahme bei Olympia 2024 in Paris ist das große Ziel der Meschederin. „Ich denke zwar nicht jeden Tag daran und mache mir nicht zu viel Druck, aber wenn ich mal durchhänge, hilft es, an diesen Traum zu glauben“, sagt Föster.

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Jüngster Nachweis ihrer Qualität war übrigens der Wintereingangstest auf dem Ergometer. Über 2000 Meter steigerte sich Alexandra Föster zu ihrer neuen Bestzeit: 6:46,10 Minuten. Das sollte Mut machen.

Wenn nichts mehr geht, geht immer Schokokuchen

Nicht erst seit der Coronapandemie können lange und immer wieder kehrende Intervalle in den Trainingseinheiten für Sportlerinnen wie Ruderin Alexandra Föster monoton werden. Dann sind Aktivitäten gefragt, die auf den ersten Blick wenig gemein haben mit dem Profi-Alltag – wie zum Beispiel das Backen von Kuchen und Plätzchen.

„Das Backen hilft einfach total dabei, mal herunterzukommen und etwas ganz Anderes zu machen“, sagt Alexandra Föster. Erst kürzlich habe sie mit ihrem Coach Plätzchen hergestellt. Und welcher Kuchen darf’s vor allem sein? „Schokokuchen!“, antwortet die Studentin und lacht.

Auch ihr Trainer, Sebastian Kleinsorgen (Bild), muss schmunzeln. „Natürlich muss man als Profi dann zusehen, dass man nach dem Essen die Kalorien wieder verbrennt“, sagt er. Gemeinsam mit seinen Töchtern und seinem Schützling zu backen, sei indes „cool und entspannt“.