Winterberg. Felix Loch und Winterberg – diese Geschichte geht von einem Extrem ins nächste. Warum der Sieg im Weltcup dieses Mal ein besonderer war.

Diese Nervosität, die Felix Loch überkam, als er am Sonntagmorgen zum ersten Mal aus dem Fenster schaute, passte so gar nicht zu ihm. Vier Mal startete er in ein Rennen, vier Mal gewann er dieses. Das war die Bilanz des Berchtesgadeners vor dem Rennrodel-Weltcup in Winterberg. Nun blickte er aus dem Fenster, sah Nebel, leichten Regen, wurde nervös. Weil Erinnerungen wach wurden, schlechte Erinnerungen. Und dennoch stand nach dem Einzelrennen als jubelnder Sieger auf dem Podest: Felix Loch. Es war ein besonderer Triumph.

Loch lobt die Bahn

„Die Bahn hat super gehalten. Ein Riesenkompliment an die ganzen Jungs, die uns die ganze Woche schon eine Top-Bahn hingestellt haben. Ich habe hier noch nie so eine gute Bahn erlebt“, sagte Loch nach seinem Triumph. Oft erlebte er in Winterberg Bahnen, die unter widrigen Wetterbedingungen litten.

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In der vergangenen Saison verzichtete der 31-Jährige deshalb komplett auf einen Start im Hochsauerland und boykottierte wie andere Athleten auch das Rennen. „Es war mir einfach zu riskant, weil die Bahn in keinem guten Zustand war“, sagte er zurückblickend. Ein Jahr zuvor, 2019, hatte er in Winterberg sogar seinen sechsten Titel bei einer Weltmeisterschaft gefeiert.

So feierten Loch und Geisenberger in Winterberg

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    Von einem Extrem ins andere – für die gemeinsame Geschichte des Rennrodlers Felix Loch und Winterberg ist das ein roter Faden.

    Loch: 45. Weltcupsieg

    Dieser Geschichte fügte Loch ein neues Kapitel hinzu, indem er am Sonntagvormittag mit einer beeindruckenden Leistung trotz schwieriger und zu warmer Bedingungen seinen fünften Saisonsieg einfuhr. Deutschlands bester Rennrodler setzte mit seinem insgesamt 45. Weltcupsieg ein sensationelles Comeback fort, welchem selbst Rodel-Legende Georg Hackl allerhöchsten Respekt zollte. „So ein Comeback schaffen nur die absoluten Spitzenkönner. Damit hat er sich selbst geoutet als ganz Großer“, sagte Hackl.

    Jeweils der 45. Weltcupsieg für Doppelsitzer

    Tobias Wendl/Tobias Arlt kamen bei den Doppelsitzern zu ihrem ersten Saisonerfolg und holten vor Toni Eggert/Sascha Benecken ihren 45. Weltcupsieg. „Der 45. Sieg fühlt sich an wie der erste. Das ist einfach geil“, sagte Wendl. Im Sprint siegten Eggert/Benecken – und feierten ebenfalls ihren 45. Weltcupsieg.

    Loch war nicht verletzt, er war nach den verpatzten Olympischen Winterspielen 2018 nur überraschend erfolglos. Nach gut einem Jahr ohne Sieg gelangen zwar der WM-Triumph in Winterberg („Das war Zufall“) und ein Weltcup-Erfolg in Altenberg – doch danach begann eine 22-monatige Durststrecke. Erst seit dieser Saison ist er wieder in der (Erfolgs-)Spur.

    Spaß an den „Burschen“

    „Wir haben ein richtig gutes Schlitten-Set-up. Es passt einfach“, sagt der Führende im Gesamt-Weltcup. Er sei gespannt auf zum Beispiel die Bahn im lettischen Sigulda, auf der die Russen oder die Österreicher stärker seien.

    „Das Gesamtpaket stimmt“, erklärte sein Vater und Chef-Bundestrainer Norbert Loch. „Er hat die Fehler, die er in den vergangenen Jahren gemacht hat, gefunden, analysiert und abgestellt. Durch die Corona-Situation hatte er weniger Termine und konnte besser trainieren“, ergänzte Loch senior zudem, und: „Seine beiden Burschen wachsen langsam heran, das macht ihm Spaß, das macht in frei.“

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    Dennoch reichte es im abschließenden Sprintrennen in Winterberg nur zu Rang fünf. „Es war auch ein schlechter Lauf“, gestand Felix Loch. Während Julia Taubitz nach ihrem Einzelsieg bei den Damen erneut gewann, setzte sich bei den Herren Max Langenhan durch und bescherte Loch die erste „Saison-Niederlage“. Die nahm dieser gelassen und applaudierte dem Nachwuchsmann. Langenhan prophezeite für den Weltcup nach Weihnachten am Königssee: „Wenn ich da bei Felix überhaupt mitfahren möchte, muss ich ganz schön aufholen. Der ist unschlagbar zuhause.“

    Die WM wird Ende Januar übrigens ausgetragen – am Königssee. Einer wird dort nicht nervös aus dem Fenster schauen.