Winterberg. Diese Entscheidung sorgte für Emotionen: Cheyenne Rosenthal (Winterberg) wurde vor ihrem Heim-Weltcup ausgetauscht. So reagiert sie.

Julia Taubitz musste nicht lange überlegen, als sie ihn vor kurzem mit nur drei Worten beschreiben sollte. Sympathisch sei er, sagte die amtierende Gesamtweltcup-Siegerin im Rennrodeln. Ruhig sei er, ergänzte sie grinsend. Und zu guter Letzt erklärte die 24-Jährige: Väterlich sei er. Taubitz sprach von Norbert Loch, ihrem Chef-Bundestrainer, dem erfolgreichsten Rodeltrainer der vergangenen Jahre. Allerdings: Nur mit Sympathie, Ruhe und Väterlichkeit hätte sich der 58-Jährige diesen Status nicht erarbeiten können. Norbert Loch muss in seiner Position mindestens auch streng sowie konsequent sein, um die hohen sportlichen Ziele zu erreichen. Das – bekamen Cheyenne Rosenthal, Robin Geueke und David Gamm, allesamt Rennrodler vom BSC Winterberg, zu spüren.

Rosenthal raus, Berreiter rein

Ausgerechnet vor ihrem Heim-Weltcup in Winterberg, der an diesem Freitag mit dem Nationencup beginnt, strich Loch die 20-jährige Rosenthal aus dem Weltcup-Team und ersetzte sie durch Anna Berreiter. Er wechselte auch bei den Herren, für Sebastian Bley fährt Chris Eissler in Winterberg. Bei den Doppelsitzern jedoch tauschte Norbert Loch nicht – Geueke/Gamm bleibt nur die Zuschauerrolle.

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Loch ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, wie viel Konfliktpotenzial in dieser Entscheidung steckt. Deshalb nutzte er vor dem Weltcup die Gelegenheit, sein Vorgehen zu erklären.

„Das ist für die Athleten, aber auch für den Veranstalter natürlich erstmal bitter“, sagte der Cheftrainer. „Ich könnte jetzt sagen, dass die Reihenfolge der Weltcups schlecht war“, erklärte Loch weiter. Wäre der zurückliegende nicht in Oberhof, sondern in Winterberg ausgetragen worden, wäre wenigstens Cheyenne Rosenthal bei den Damen gestartet. „Aber das mache ich nicht“, ergänzte er: „Für mich sind die Leistungen wichtig – und das System, das wir umsetzen wollen und das wir im Vorfeld mit allen Athleten besprochen haben.“

Der vierte Platz ist ein Schleudersitz

Dieses System sieht bei den Damen bekanntermaßen vor, dass der vierte Platz im Team eine Art Schleudersitz ist. „Wir haben ein sehr homogenes Team, das eine gewisse Hierarchie hat“, sagte Norbert Loch. Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger stellten diese nach der Rückkehr aus ihren Babypausen eindrucksvoll und schnell wieder her. Geisenberger fährt im Gelben Trikot der Gesamtweltcup-Führenden, Eitberger siegte vor Wochenfrist in Oberhof.

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Rosenthal oder Berreiter? Diese Frage wird sich bis zum Saisonende immer wieder stellen. In der Selektion setzte sich die junge Sauerländerin gegen die bereits zweifache Weltcupsiegerin aus Bayern durch. Jetzt bekommt diese ihre Chance.

Ob der Wechsel nicht einen Weltcup hätte warten können? Wie bei den Doppelsitzern? „Anna war auch überrascht, dass es jetzt schnell ging, weil Cheyenne keine schlechten Leistungen gebracht hat“, antwortete Loch, „aber wir haben ein Ergebnis und deshalb den Switch vorgenommen.“

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Heißt, väterlich formuliert: Rosenthals Ergebnisse hätten besser sein müssen, um den Wechsel hinauszuzögern. Dem jungen Doppel Orlamüller/Gubitz ist eben das gelungen. Und wie nahm Cheyenne Rosenthal den Tausch sowie das erneute Verpassen des Heim-Weltcups auf? „Cheyenne war enttäuscht, keine Frage. Natürlich kullern da auch mal Tränen“, sagte Norbert Loch, um väterlich motivierend zu ergänzen: „Aber sie hat gut trainiert und bereitet sich auf die nächsten Einsätze vor.“

Das sagt Rosenthal

Das bestätigte Rosenthal auf Nachfrage dieser Zeitung. „Es war klar, dass mal getauscht wird“, sagte sie, „darin sehe ich auch gar kein Problem.“ Der Zeitpunkt? „Dass jetzt getauscht wurde, ist halt schade. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, mal zu Hause eine Weltcup zu fahren – nun wird es wieder nichts.“

Geueke/Gamm kehren am Königssee zurück

Robin Geueke und David Gamm, Doppelsitzer des BSC Winterberg, kehren zum Jahresbeginn am Königssee zurück in den Weltcup. Das bestätigte Cheftrainer Norbert Loch jetzt.

„Wenn das junge Doppel Orlamüller/Gubitz jetzt in Winterberg auf das Podest führe, fiele mir der Wechsel schon schwer“, erklärte Loch. Doch auch die Nominierung für die WM (29. bis 31. Januar am Königssee) sei noch komplett offen und werde nachvollziehbar entschieden.

Selbstkritisch ergänzte die Silbacherin noch: „Die Rennen waren nie zu hundert Prozent gut, deswegen verstehe ich den Tausch.“ Also trainiert sie – und wartet auf die nächste Entscheidung, die Norbert Loch voraussichtlich nach dem Weltcup am Königssee zu Jahresbeginn treffen wird.