Meschede/Paris. Ruderin Alexandra Föster hat ihrer beeindruckenden Titelsammlung die nächste große Trophäe hinzugefügt.
Die Sportlerin des RC Meschede verteidigte bei den Weltmeisterschaften im Indoor-Rudern erfolgreich ihren Junioren-WM-Titel aus dem Vorjahr. Auch ihr Trainer feierte einen ganz persönlichen Triumph.
Als diese Zeitung am Montagmorgen versucht, Sebastian Kleinsorgen, selbst Ruderer und Trainer von Top-Talent Alexandra Föster, telefonisch zu erreichen, klappt das zunächst nicht. Der Grund wird beim kurze Zeit später erfolgten Rückruf Kleinsorgens klar. „Meine Frau und ich bauen gerade bei uns im Haus um, daher laufen hier laute Maschinen. Ich hab‘ mein Handy leider erst nicht gehört“, erklärt der 30-Jährige.
Am Wochenende noch selbst Weltmeister geworden, und seine Vorzeigeschülerin Alexandra Föster zu ihrem nächsten WM-Triumph gecoacht – nun werkelt Sebastian Kleinsorgen wieder daheim in Meschede auf seiner Baustelle. „So schnell holt einen der Alltag ein“, sagt er und lacht. Noch kurz zuvor weilten Kleinsorgen und Alexandra Föster bei den „World Rowing Indoor Championships“, den Weltmeisterschaften im Indoor-Rudern, in Paris. Die Großveranstaltung wurde im Stade Pierre de Coubertin in der französischen Hauptstadt ausgetragen.
Alexandra Föster, vor vier Wochen 18 Jahre alt geworden, lieferte sich bei den Juniorinnen mit ihren Konkurrentinnen auf dem Ergometer einen echten Krimi. Vor allem die Französin Lou-Anne Caniard erwies sich als starke Kontrahentin, doch Föster stellte ihren Willen und die Fähigkeit, trotz ihres noch jungen Alters bis zum Schluss zu fighten, erfolgreich unter Beweis.
Bravouröser Schlussspurt
Die Meschederin lieferte einen bravourösen Schlussspurt ab und sicherte sich über 2000 Meter in 6:51,30 Minuten erneut den Titel der Junioren-Weltmeisterin. „Es sah vorher eher schlecht aus, aber meine Konkurrentin saß genau neben mir und so konnte ich auch auf ihre Anzeige schauen und reagieren. Ich bin sehr froh, dass es wieder geklappt hat. Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes“, sagt Föster.
Junioren-Weltmeisterin im Indoor Rowing im Februar 2019 in Los Angeles, vergangenen Sommer dann Junioren-Weltmeisterin im Einer der Frauen auf dem Wasser in Tokio, im Herbst die Wahl zur NRW-Junior-Sportlerin des Jahres 2019 und jetzt die erfolgreiche Titelverteidigung auf dem Ergometer in Paris: Alexandra Föster ist erfolgsverwöhnt. Und damit auch ihr Verein, der RC Meschede. „Alex ist ein Ausnahmetalent. Ich finde, dass sie vor allem im Gespann mit Trainer Sebastian Kleinsorgen sehr gut funktioniert“, sagt Bernd Krewet, Vorsitzender des RC Meschede.
Eine Ausnahmeerscheinung
Sebastian Kleinsorgen und Familie Föster sind in Meschede Nachbarn. Als Alexandra elf Jahre alt war, nahm der Rudercoach, der seit etwa zehn Jahren gemeinsam mit Ehefrau Maria Kleinsorgen das Training im Klub leitet, sie einfach mal mit zum Training. „Alex ist schon eine Ausnahmeerscheinung. Bei ihr ist aber vor allem der Kopf entscheidend: Wenn die Schmerzen kommen, dann fängt sie da, wo andere schon aufhören, richtig an zu beißen“, lobt der Coach.
Sebastian Kleinsorgen selbst war in Paris nicht nur als Trainer gefordert, sondern ebenso als Athlet. In der Altersklasse 30 bis 39 Jahre krönte der Leichtgewichtsruderer die starke Leistung für den RC Meschede: Kleinsorgen gewann in 6:26,10 Minuten ebenfalls den Weltmeistertitel. Es war sein erster Gesamtsieg bei einer WM. „Das war schon cool, dass wir beide den Titel geholt haben“, sagt er.
Die nächsten Ziele
Mit sehr viel Aufwand betreiben Kleinsorgen und Föster die tägliche Arbeit, um erfolgreiche Ruderer zu sein. So trainiert vor allem die Elektrotechnik-Studentin der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede normalerweise jeden Tag etwa zwei bis zweieinhalb Stunden. „Das ist schon viel Aufwand, zumal wir vor Großereignissen wie jetzt der WM auch extra Ergometer mit nach Hause genommen haben, um zusätzlich zu trainieren“, erklärt Kleinsorgen.
Das nächste große Vorhaben Alexandra Fösters ist jetzt der Start bei den U23-Weltmeisterschaften, die vom 16. bis 23. August im slowenischen Bled ausgetragen werden. Hier möchte die Top-Nachwuchssportlerin dann ihren WM-Titel, den sie in Tokio errungen hatte, verteidigen. „Das ist ganz klar unser Ziel“, bekräftigt ihr Coach.
Dieser Wettbewerb wird allerdings nur ein Zwischenschritt sein auf dem Weg zum ganz großen Ziel von Alexandra Föster: der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2024. „Darauf arbeiten wir Jahr für Jahr hin. Ich traue Alex absolut zu, dass sie das schafft“, sagt Kleinsorgen. Ausgerichtet werden die Spiele vom 26. Juli bis 11. August 2024. Austragungsort: Paris. Wenn das kein gutes Omen ist.