Winterberg. Im ersten Weltcuprennen in Sigulda stürzte Laura Nolte (Winterberg). Anschieberin Leonie Fiebig erklärt, wie sie der Pilotin jetzt helfen will.
Eine Herzenskölnerin aus Ostwestfalen, die für den BSC Winterberg startet: Das ist Leonie Fiebig . An diesem Samstag geht die 30-Jährige als Anschieberin von BSC-Pilotin Laura Nolte in Sigulda in das zweite Weltcuprennen der Saison. Vor Wochenfrist stürzte Nolte in Lettland . Fiebig spricht über Teamwechsel, wie sie mit einem kölschen Grundgesetz ein mulmiges Gefühl bekämpft und wie sie Nolte helfen kann.
Frau Fiebig, erst nachdem sich Pilotin Stephanie Schneider nicht für den Weltcup qualifizieren konnte, wurden Sie dem Team von Laura Nolte zugeteilt. Wie schwer ist so ein Wechsel nach der Vorbereitung?
Leonie Fiebig: Erstmal war es eine riesige Enttäuschung, dass Steffi und ich uns nicht gemeinsam für den Weltcup qualifizieren konnten. Das war unser Plan – und es hat immer Vorteile, wenn du dich mit deinem Team oder deiner Pilotin qualifizierst. Man weiß, dass es funktioniert. Man kennt die Eigenarten des anderen. Im neuen Team musst du dir deinen Platz wieder erkämpfen. Aber es ist jetzt meine dritte Saison – und jedes Mal musste ich nach der Selektion das Team wechseln. Ich habe Erfahrung. (schmunzelt)
Wie haben Laura Nolte und Ihre Anschieber-Kollegin Deborah Levi Sie aufgenommen?
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Ich bin super dankbar, denn die Mädels haben mich super aufgenommen. Na klar, Laura und Debby sind ein eingespieltes Team, aber ich sehe es als neue Chance an, mich in dieses Team einzubringen. Wir kennen uns ja auch aus Winterberg, sie sind mir also nicht ganz fremd. Es fühlt sich gut an.
Laura Nolte und die anderen Pilotinnen sind zu Beginn in Sigulda des Öfteren gestürzt: Fährt deshalb ein mulmiges Gefühl bei Ihnen mit, wenn Sie jetzt in den Bob springen?
Es ist angenehmer, wenn alles glatt läuft. Aber ein mulmiges Gefühl fährt bei mir immer mit, weil es mir schwer fällt, die Kontrolle abzugeben. (lacht) Stürze gehören zum Sport dazu. Ich habe meine Strategien entwickelt, wie ich mit der Gefahr umgehe. Eine ist das kölsche Grundgesetz Nummer drei: Et hätt noch immer jot jejange.
Wie lautet denn Ihr Ziel für Samstag? Nolte/Levi haben beim ersten Weltcup in Sigulda immerhin mit einem neuen Startrekord vorgelegt.
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Mein Ziel ist immer, das Beste aus mir herauszuholen. Wenn ich das geschafft und das Gefühl habe, dass ich an diesem Tag, in diesem Moment, nichts hätte besser machen können, bin ich zufrieden – egal, was für eine Zeit aufleuchtet. Natürlich wäre es aber cool, den Startrekord zu steigern. Ein Motto von mir ist auch: All out, Null oder Hundert. Wir werden also die Hundert angreifen. (lacht) Aber...
… es kommt ein Aber?
Meiner Meinung nach besteht unser Job nicht nur aus Anschub, reinspringen und bremsen. Wir machen auch den Rhythmus in der Bahn mit und legen uns in die Kurven. Wir sind vielleicht das Quäntchen Glück an kritischen Stellen – und das kommt hier extremst zum Tragen. Ich kenne die Bahn, die kritischen Stellen. Deshalb ist es auch mein Job, mich vielleicht das eine oder andere Mal mit einem größeren Impuls gegen die Bobwand zu werfen.
Eine letzte Frage: Wie sehr belasten oder stören die Schutzmaßnahmen auf Grund der Corona-Pandemie die Sportler in Sigulda?
Sie sind schon einschränkend. Wir müssen mehr als sonst improvisieren und manchmal ist das nervig. Aber im Großen und Ganzen sind wir unglaublich dankbar, dass wir bis hierhin gekommen sind und dass die Saison durchgezogen werden kann.