Winterberg. Bobpilotin Anna Köhler (BSC Winterberg) verpasste erneut einen Weltcupplatz. So geht es für die Olympiastarterin von 2018 jetzt weiter.
Karriereende? Sowohl Christopher Braun als auch Andreas Neagu schütteln als erste Antwort auf diese Frage heftig mit dem Kopf. Natürlich, Pilotin Anna Köhler steuerte ihren Bob 2018 in Südkorea bei Olympischen Spielen durch den Eiskanal. Sie startete 2019 bei der Weltmeisterschaft in Whistler und gewann im Team-Wettbewerb sogar Gold . Jetzt steht ihr die zweite Saison in Folge in der Zweitklassigkeit bevor. Und doch gibt es Gründe, warum die 27-Jährige noch nicht hinschmeißt.
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Winterberg statt Sigulda, Training statt Weltcup-Auftakt – so sieht es aktuell für die Pilotin des BSC Winterberg aus. Während unter anderem ihre Vereinskameradin Laura Nolte am Samstag in Lettland in die Weltcup-Saison startet, bereitet sich Anna Köhler auf den Europacup vor. „Das erste Rennen steht Anfang Dezember in Winterberg an“, sagt sie, „bis dahin werde ich das eine oder andere Stützpunkttraining fahren und mein IA anfangen.“ IA – bedeutet Ingenieursmäßiges Arbeiten und stellt eine Art Vorarbeit zur Bachelorarbeit dar. Die Sportsoldatin Köhler nutzt also die Zeit ohne Weltcup wie in der vergangenen Saison für die Intensivierung ihres Maschinenbaustudiums.
In die Selektion für das Weltcupteam war die erfahrene Pilotin mit dem Handicap gestartet, in Lena Böhmer, Viviann Montwill und Luise Lauter drei komplett neue Anschieberinnen zu haben . Das Auftaktrennen in Winterberg war der erste Bob-Wettkampf für das Trio. In Altenberg stürzte Köhler, bei der abschließenden Deutschen Meisterschaft am Königssee landete sie auf Rang sieben von sieben Teams.
Ein dickes Knie verhindert mehr
„Mit Annas Knieverletzung nach dem Sturz in Altenberg war das realistisch“, sagte Luise Lauter nach ihrer Rennpremiere. Stützpunkttrainer Andreas Neagu ergänzte: „Beim Start konnte Anna wegen ihres Knies keinen Druck ausüben, fahrerisch war sie gut.“ So sieht es auch Köhler selbst: „An sich war es gut und das Fahren hat mega Spaß gemacht“, sagt sie, „vom Sturz in Altenberg hatte ich leider noch ein ziemlich dickes Knie.“
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Der Spaß am Fahren – ist auch ein Grund, warum Köhler Bobpilotin bleibt. Christopher Braun, Leiter des Olympiastützpunktes in Winterberg, nennt einen anderen: „In dieser Saison ist auf Grund der Coronapandemie so viel unsicher. Ich wünsche es niemandem, aber was passiert, wenn sich eine Pilotin des Weltcupteams mit dem Coronavirus infiziert?“ Dann könnten Pilotinnen der zweiten Garde wie Anne Lobenstein, Lisa Buckwitz und eben die erfahrene Köhler plötzlich in die erste Reihe rutschen.
Das sagt der Bundestrainer
Nur eines scheint Stand jetzt aussichtslos zu sein: ein erneuter Start bei den Olympischen Spielen 2022. „Der Abstand der vier Top-Pilotinnen Nolte, Kalicki, Jamanka und Schneider zu den übrigen ist so groß, dass ich mir aktuell nicht vorstellen kann, dass in dieses Quartett noch jemand hineinfährt“, sagt Chef-Bundestrainer René Spies.