Sauerland. Wer als Fußballer dem Training oder Spiel fernbleibt, muss das gegenüber dem Trainer begründen. Das sind die kuriosesten Ausreden der HSK-Kicker.
Die Entscheidung war zu erwarten gewesen, gleichwohl tat sie weh: Bis mindestens zum Ende dieses Jahres ist der Spielbetrieb für die Fußballer aus dem Sauerland beendet – die Coronapandemie brachte ihn erneut zum Erliegen. Spieler, Trainer und Zuschauer aber sehnen sich nach gekonnten Passstafetten, atemberaubenden Übersteigern und emotionalen Torjubeln. Viele Fußballer würden derzeit wohl selbst die härteste Trainingseinheit gerne absolvieren.
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Doch eines ist klar: Es wird wieder eine Zeit folgen, in der Fußballerinnen und Fußballer im HSK , egal aus welcher Liga, die eine oder andere unbequeme Einheit verpassen möchten. Neben den Klassikern – die Oma feiert zum dritten Mal im Jahr Geburtstag, der Arbeitstag dauert spontan länger oder es tritt ein kurzfristiges Ziehen im Oberschenkel auf (vor allem vor Laufeinheiten) – verraten Aktive aus dem Sauerland im Gespräch mit dieser Zeitung die kreativsten Ausreden aus der Fußballszene.
Der Insasse
Sich gar nicht vom Spiel abzumelden, weil es am Samstagabend zu bunt und viel zu lang geworden ist – ein Klassiker. „Oder auch die Ansage: ,Ich sag’s nur schon mal vorher, Trainer: An dem Datum bin ich vorher saufen. Je später das Spiel dann also stattfindet, umso besser‘“, sagt Tobias Filthaut, Trainer des Frauenfußball-A-Ligisten TuS Voßwinkel .
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Folgenreicher ist der Inhalt einer Geschichte, die Michael Kauke, 2. Vorsitzender des Bezirksligisten TuS Voßwinkel, zum Thema „kuriose Ausreden“ erzählt. „In meinen Anfangsjahren als Trainer kam ein Spieler morgens nicht zum Treffpunkt vor einem Spiel. Also sind wir zu ihm gefahren. Der Vater machte auf und sagte, dass sein Sohn nicht komme: Er könne nämlich gerade nicht weg. Ich habe also nachgehakt, was da los sei. Und der Vater sagte: ,Das geht nicht, weil er im Gefängnis sitzt.‘ Der Junge war in einer Ausnüchterungszelle“, sagt Michael Kauke und lacht.
Die Tierfreundin
Auch Fußballerinnen sind sich für keine kuriose Absage zu schade. Anna Hammerschmidt, seit Jahren Leistungsträgerin des Frauenfußball-Landesligisten SV Thülen , hat eine solche vor Jahren miterlebt.
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Was eine ehemalige Mitspielerin damals als Absage formulierte, habe sich ihr eingebrannt, sagt die 30-Jährige: „Es hieß von ihr dann: ‚Trainer, meine Katze ist weggelaufen – die muss ich erst suchen!‘“
Die Verliebten
Mario Droste muss lachen. Kreative Ausreden von Spielern – dazu fällt dem Coach natürlich auch etwas ein. „Sonntagmorgens hat mich ein Spieler angerufen und gesagt, dass er an diesem Tag ausfällt. Ich habe ihn gefragt, was er habe, schließlich hatte er freitags noch trainiert. Seine Antwort: ,Meine Freundin und ich haben ein neues Bett bekommen und haben ein bisschen etwas ausprobiert. Ich hab‘ mich am Oberschenkel gestoßen – und mit dem Bluterguss kann ich kein Fußball spielen.‘ Das ist für mich bis heute das absolute Highlight“, erzählt der Coach des Bezirksligisten SuS Langscheid/Enkhausen .
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Freddy Quebbemann, Trainer des Ligakontrahenten TuRa Freienohl , war ähnlich baff, als ihm ein Spieler ankündigte, warum er am Wochenende beim Ligaspiel nicht dabei sein könne: „Trainer, ich kann am Sonntag nicht kommen, weil ich dann genau seit sechs Wochen mit meiner Freundin zusammen bin. Wir wollen essen gehen.“
Der eifrige Student
In seiner Laufbahn hat Sebastian Held, Kapitän des Bezirksligisten TuS Sundern , schon mit einigen Fußballern zusammengespielt. „Die richtig guten Ausreden verrate ich natürlich nicht. Vielleicht brauche ich die ja selbst noch mal“, betont er.
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„Mein persönliches Highlight ist aber: ,Ich muss etwas für die Uni machen.‘ Das ist für mich die schlimmste Ausrede der Welt. Wer setzt sich hin und macht zwischen 19 und 21 Uhr etwas für die Uni? Für mich ist das ein reines Alibi“, sagt Held.
Die Unselbstständigen
Nicht jeder junge Fußballer, der im Seniorenbereich angreift, ist selbstständig genug für die Herausforderungen des Alltags. Diese Erfahrung hat Freienohls Freddy Quebbemann gemacht: „Freitags nach dem Abschlusstraining meinte ein Spieler zu mir: ,Trainer, ich kann am Sonntag nicht kommen. Meine Mutter ist nicht da, und sie kann meine Sachen nicht waschen.’ Da fällt dir erst mal nichts mehr ein.“
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Auch Voßwinkels Tobias Filthaut („Trainer, ich kann nicht zum Training kommen, weil ich keine saubere Hose mehr habe“), Tobias Walter, Coach des A-Kreisligisten SV Bachum/Bergheim („Trainer, ich erwarte noch ein Paket von Amazon, deshalb kann ich nicht kommen“) und Thorsten Stein, Trainer der Bezirksliga-Fußballerinnen des TuS Oeventrop („Nach drei Monaten Winterpause ließ sich eine Spielerin freitags vor dem ersten Meisterschaftsspiel tätowieren und fiel dann für diese Partie aus. Da bekommst Du als Trainer die Krise“) können Ähnliches berichten.
Der Spontan-Abwesende
Raphael Humpert, Torwart des A-Kreisligisten SuS Westenfeld , feiert bis heute die Geschichte eines Kumpels, der auf amüsante Weise ein Spiel verpasste. Humpert: „Er war überraschenderweise zu früh vor dem Zeitpunkt unseres Treffens vor einem Spiel mit allem fertig. Er hat sich dann fertig mit seiner Sporttasche auf’s Sofa gesetzt, ist eingeschlafen und erst aufgewacht, als unser Spiel beendet war.“
Die Schönheitsbewussten
Seit drei Jahren ist Tim Kuhlmann mittlerweile Trainer des Frauenfußball-A-Kreisligisten SG Bruchhausen/Niedereimer . „Was mir immer wieder zu Ohren gekommen ist: Abmeldungen wegen Sonnenbrand – gerade in der Sommervorbereitung“, sagt er und lacht. Eine Spielerin sei im Sommer in der Sonne eingeschlafen und letztlich eine ganze Woche lang ausgefallen.
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„Zwei Mal ist es auch passiert, dass sich Spielerinnen offenbar nur genau an diesem einen Trainingstag die Nägel machen lassen konnten – der Wahnsinn“, erzählt Kuhlmann.
Der Held der Ausreden
Wie kurios eine Ausrede für die Abwesenheit zum Training oder Spiel daherkommt – ist sicher Geschmackssache. Klar ist aber: Amateurfußball ist eben „nur“ Hobby.
So hat auch Stefan Fröhlich, früher als Coach des SV Lippstadt 08 im semiprofessionellen Bereich aktiv, als Trainer des Landesligisten SV Brilon eine kuriose Absage erlebt. „Ein Spieler hatte meines Erachtens verpennt – er hat aber die Ausrede benutzt, dass sein Teich geplatzt sei und er jetzt dringend Koi-Karpfen einsammeln müsse, weil die so teuer sind. Der Anruf kam aber kurz nach der Treffpunktzeit für unser Training, das war an einem Samstag um 9.30 Uhr – von daher kann ich das nicht so ganz glauben“, sagt der 35-Jährige und lacht.