Winterberg. Alexander Gassner (BSC Winterberg) startet im Skeleton-Weltcup. Und das, obwohl seine Trainingsbedingungen nicht immer optimal waren.

Die Atmosphäre stimmte einfach nicht. Statt in der Zielarena reihten sich die Athleten mit Corona-konformem Abstand im zugigen Startbereich der Veltins-EisArena zur Siegerehrung auf. Statt dröhnender Musik war lediglich ein leises Stimmenwirrwarr zu hören, es gab kein Siegerpodest und die Medaillen durften nur abholbereit auf einem Tisch liegen. Das – war kein Ort für große Emotionen. Auch deshalb musste Alexander Gassner angefeuert werden, um wenigstens einmal bildgerecht zu jubeln. Denn er, der Skeleton-Fahrer des BSC Winterberg, hatte zuvor einen Krimi für sich entschieden, der ihm nicht nur den Titel des Deutschen Meisters einbrachte, sondern den ersehnten Startplatz im Weltcup. Und das, obwohl er in den vergangenen Monaten neue Hürden zu nehmen hatte.

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Den Weltcup-Startplatz sicherte sich durch die Vizemeisterschaft bei den Damen auch Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland). Da Hannah Neise (BSC Winterberg) bereits vor der nationalen Meisterschaft das Weltcup-Ticket in der Tasche hatte, starten ab dem 20. November (Auftakt in Sigulda/Lettland) vorerst bis Weihnachten drei Athleten des Stützpunktes im Skeleton-Weltcup.

„Das hat es bisher noch nicht gegeben“, sagte Winfried Stork, der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV): „Wir sind auf einem sehr guten Weg und werden ihn konsequent fortsetzen.“

BSC Winterberg- Alexander Gassner erneut Deutscher Meister

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    Gassner vs. Axel Jungk und Lölling vs. Sophia Griebel – das waren jeweils die Duelle um den je noch zu vergebenen dritten Startplatz im Weltcup. Sowohl Gassner als auch Lölling setzten mit Bahnrekorden in jeweils dem ersten Lauf der Konkurrenz Ausrufezeichen.

    „Ich wollte die Konkurrenz schocken“, sagte Alexander Gassner später. Das gelang ihm perfekt. Das Duell mit Jungk war deshalb vorzeitig entschieden. Im Kampf um den DM-Titel profitierte er von seiner Konstanz. Letztendlich setzte sich der Winterberger mit dem hauchdünnen Vorsprung von einer Hundertstel gegen Christopher Grotheer durch. Felix Keisinger holte DM-Bronze. Felix Seibel (BRC Hallenberg) belegte Rang fünf.

    Gassners vierter DM-Titel

    „Ich bin mega happy“, sagte Gassner nach seinem vierten Titelgewinn bei einer Deutschen Meisterschaft. „Die noch zu vergebenen zwei Weltcupplätze waren heiß umkämpft. Der gesamte Weltcup-Kader hat mega gute Leistungen gebracht, deshalb bin ich froh, bei diesem starken Feld wieder mit dem Titel nach Hause fahren zu können“, ergänzte er.

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    Besonders beachtenswert: Weil Gassner Anfang des Jahres „der Liebe“ wegen aus Winterberg nach Aschaffenburg zog, musste er im Sommer sein Trainingsumfeld neu organisieren. „Es war nicht ganz einfach, das Training so weiterzuführen wie ich es gewohnt war, weil in Aschaffenburg kein Olympiastützpunkt ist wie in Winterberg“, sagte er: „Ich musste mich umstrukturieren. Ich habe mir in einem Sportheim einen Raum eingerichtet, konnte mir aus Winterberg eine Langhantel und Gewichte organisieren und provisorisch das Training aufrecht halten. Es waren keine idealen Bedingungen, aber es hat funktioniert.“

    Das sagt Jacqueline Lölling

    Ebenso glücklich war Jacqueline Lölling mit dem Vizetitel hinter Tina Hermann und vor Hannah Neise. Denn auch sie entschied das Duell mit der am Ende sechstplatzierten Sophia Griebel klar für sich. „So nervös war ich in Winterberg aber noch nie. Der Druck war schon sehr groß“, sagte Lölling später.

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    Mit ihrer und Gassners Nervenstärke hatte Chef-Bundestrainer Christian Baude im Vorfeld gerechnet – und mit Hannah Neises Lockerheit auch. Doch was bedeuten Neises starke Selektionsergebnisse für den Weltcup? „Hannah soll sich hinter Tina und Jacqueline verstecken und erstmal lernen. Ich habe keine Erwartungen, aber ich würde mich freuen, wenn sie ihre Leistungen bestätigt. Dann ist einiges drin“, antwortete Baude. Sogar große Jubelszenen in Coronazeiten.