Winterberg. Er holte WM-Gold und WM-Bronze. Aber Alexander Gassner (BSC Winterberg) ist nicht wie Christopher Grotheer für den Weltcup gesetzt. Die Gründe.
Obwohl die Vorbereitung auf die nächste Saison im Skeleton-Weltcup erst langsam Fahrt aufnimmt, herrschte hinter den Kulissen bereits intensiver Gesprächsbedarf. Schuld daran war nicht nur die unsichere Planung während der Corona-Pandemie, sondern auch eine Entscheidung, mit der sich der neue Chef-Bundestrainer Christian Baude aus einer Zwickmühle befreite. Leidtragender ist jedoch unter anderem Alexander Gassner vom BSC Winterberg.
Hermann und Grotheer gesetzt
Stein des Anstoßes war die Entscheidung, in diesem Jahr nur die amtierenden Einzel-Weltmeister Tina Hermann und Christopher Grotheer bereits vor den nationalen Ausscheidungsrennen für die ersten drei Weltcups zu setzen. Sonst kamen stets alle Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften in den Genuss dieses Privilegs.
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Baude und sein Trainerteam nahmen diese Lösung als Ausweg aus einer Zwickmühle, für welche die besonders bei den Herren überaus erfolgreich verlaufene Heim-WM 2020 in Altenberg sorgte. Hinter Weltmeister Grotheer holten Axel Jungk und Alexander Gassner die Silber- und die Bronzemedaille. Die deutsche Erfolgsstory komplettierte Junioren-Weltmeister Felix Keisinger auf Rang fünf.
„Da wir gerade im Herrenteam mindestens vier Athleten haben, die auf einem Leistungsniveau liegen, werden die beiden freien Plätze für den Weltcup während der Nominierungsrennen im Herbst ausgefahren“, erklärte Baude auf Nachfrage dieser Zeitung und ergänzte mit Blick auf sein Dilemma: „Im Falle einer Vornominierung von Axel Jungk und Alexander Gassner hätte der bestplatzierte Herr im Gesamtweltcup der vergangenen Saison, Felix Keisinger, keine Chance auf eine Weltcupteilnahme.“
Gassners Meinung
Außen vor bleibt bei dieser Weltmeister-Lösung das WM-Gold, welches Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) und Alexander Gassner im Mixed-Wettbewerb holten. Gleiches gilt für Löllings Gewinn des Gesamtweltcups. „Die Gesamtweltcup-Siegerin ist aber noch nie gesetzt worden“, erklärte Lölling entspannt, „auf Grund des starken Herren-Quartetts hat mich die Entscheidung nicht überrascht.“ Und der Mixed-Wettbewerb, der in Altenberg seine WM-Premiere feierte, zählt nicht zu den Bewertungskriterien, da er weder ein olympisches Format noch dauerhaft im Weltcup verankert ist.
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Etwas weniger entspannt sah Alexander Gassner die Entscheidung der Bundestrainer. Er, der jahrelang und gegen etliche Widrigkeiten immer wieder aufs Neue um seinen Platz im Weltcup-Team kämpfen musste, hätte sich nach dem größten Erfolg seiner Karriere erstmals mit einer beruhigenden Sicherheit auf die Saison vorbereiten können. „Meiner Meinung nach hätten alle Medaillengewinner nominiert werden sollen – oder keiner und alle fahren ganz normal die Selektion“, antwortete er auf Nachfrage.
Das sagt der BSC-Boss
„Die Entscheidung ist aus unserer Sicht natürlich schade“, erklärte Christoph Brieden, Interimsvorsitzender des BSC Winterberg, und zeigte Verständnis für die Meinung seines Piloten. „Aber sie ist durchaus transparent und nachvollziehbar“, ergänzte er.
Gassner wohnt und trainiert übrigens seit diesem Sommer nicht mehr in Winterberg, sondern „der Liebe wegen“ in Aschaffenburg. Dem BSC bleibt der 31-Jährige aber „natürlich“ ebenso treu wie seiner Trainingsgruppe um Coach Heiner Preute, zu der zum Beispiel auch Lölling oder die Bob-Anschieberin Annika Drazek zählen. Mit dieser Gruppe bereitet sich der Skeleton-Pilot auf die Ausscheidungsrennen im Herbst mit dem Höhepunkt Deutsche Meisterschaft in Winterberg (3. bis 7. November) vor. „Alex ist fit und gut drauf, es wird auch auf diesem Weg klappen mit dem Weltcupticket“, sagte Brieden.