Winterberg. Das Weltcup-Ticket ist Hannah Neise, Skeletonfahrerin des BSC Winterberg, kaum noch zu nehmen. Was sie sich für ihr Vorbild „Jacka“ wünscht.

Heiner Preute kennt seine Pappenheimer, um es flapsig zu formulieren. Denn natürlich besteht Preutes Trainingsgruppe nicht aus Pappenheimern, sondern aus hochdekorierten Bob- und Skeletonsportlern – zu denen sich im Frühjahr Hannah Neise (BSC Winterberg) gesellte. Den Überraschungscoup, den die 20-jährige Schmallenbergerin aller Voraussicht nach am Samstag perfekt machen wird, sah aber selbst der Trainerroutinier nicht voraus.

Lediglich zwei Wettkampf-Fahrten durch „ihren“ Eiskanal in Winterberg trennen Neise noch von der Sensation, von ihrer Qualifikation für den Skeleton-Weltcup.

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„Das ist schon ein bisschen überraschend“, sagt Heiner Preute im Gespräch mit dieser Zeitung über die bislang erreichten Leistungen der Pilotin des BSC Winterberg in den drei absolvierten Selektionsrennen. Zwei Siegen folgte ein dritter Platz, der eigentlich ein zweiter war, weil Siegerin Tina Hermann bereits für den Weltcup gesetzt ist. „Für mich ist sie bereits durch“, sagt Preute – und dürfte damit richtig liegen. Schließlich können sich die Athletinnen im heißen Kampf um die noch zwei freien Weltcupplätze ein Streichergebnis erlauben.

Zur starken Trainingsgruppe, die Coach Heiner Preute (vorne links) um sich hat, gehören: (hi.v.li.) Anna Köhler, Annika Drazek, Hannah Neise, Jacqueline Lölling und (vorne Mitte) Alexander Gassner.
Zur starken Trainingsgruppe, die Coach Heiner Preute (vorne links) um sich hat, gehören: (hi.v.li.) Anna Köhler, Annika Drazek, Hannah Neise, Jacqueline Lölling und (vorne Mitte) Alexander Gassner. © privat

Neise selbst bleibt vor den abschließenden Rennen am Samstagvormittag in der Veltins-EisArena bescheiden. „Ich mache mir keinen Stress und versuche, alles so locker anzugehen wie in den zurückliegenden drei Rennen“, sagt sie. Diese Lockerheit ist aktuell ihr Erfolgsrezept im Wettbewerb mit erfahrenen Pilotinnen wie Sophia Griebel und der Weltmeisterin sowie Olympia-Zweiten Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland), die ebenfalls zur Trainingsgruppe Preute gehört.

Finale in Winterberg

„Ich bin einfach vom Kopf her viel freier. Die beendete Schule, die Einstellung bei der Bundespolizei, der Trainerwechsel – es hat sich viel verändert, aber es hat sich zum Guten verändert“, erzählt Neise. Nach dem Abitur kann sie sich nun komplett auf den Sport konzentrieren. Und sie fand mit Heiner Preute einen Coach, der erkannte, woran es ihr fehlte.

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„Mir ist aufgefallen, dass sie athletisch ganz viele Sachen bereits richtig gemacht hat“, erklärt der Trainer, „aber sie hat vieles zu negativ bewertet.“ Er stärkte Neises Selbstvertrauen, lehrte sie, positiver auf sich zu schauen. Das Ergebnis sind die starken Leistungen in der Selektion.

Gutes FES-Material, die passenden Kufen von Wolfram Schweizer – aber natürlich profitiert Neise auch davon, dass Lölling in der Bahn derzeit schwächelt. „Ich finde es krass, dass ich vor Jacka liege, weil sie immer mein Vorbild war und es auch noch ist. Sie ist so sympathisch und eine sehr gute Fahrerin“, sagt Neise. Vor dem Finale wünscht sie sich deshalb eins: „Ich hoffe, dass wir auf unserer Heimbahn angreifen können und dann gemeinsam im Weltcup starten.“