Sauerland. Sich selbst quälen zu können – diese Kunst beherrschen sie perfekt: Darum sind diese zehn Aktiven die härtesten Amateursportler im Sauerland.
Hart gegen sich selbst zu sein, sich quälen zu können, eigene Grenzen auszuloten und zu überschreiten – immer wieder. Sich auch nach mehreren schweren Verletzungen nicht hängen zu lassen, sondern viel mehr hart für das Comeback zu schuften. Das können und wollen sicher nicht alle Sportler. Verständlich. Doch extreme Passion für ihr liebstes Hobby – bringen viele Amateursportler aus dem Sauerland mit. Diese Zeitung stellt die zehn härtesten von ihnen vor und listet sie im Ranking auf.
1. Chris Nehls
Kreuzbandrisse in beiden Knien, Meniskusschäden auf beiden Körperseiten, Außen- und Innenbanddehnungen, ausgekugelte Finger und Kapselrisse: Wer einen Blick in die Verletzungshistorie Chris Nehls’ wirft, der könnte meinen, es mit einem Stuntman zu tun zu haben. Der 33-Jährige ist allerdings American Footballer – und das bereits seit 19 Jahren. In dieser Zeit kamen einige schwere Verletzungen zusammen.
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„Du musst in unserem Sport einfach viel wegstecken können, dir auch mal den ausgekugelten Finger am Rande des Spielfelds wieder einrenken lassen. Du weißt: Der Schmerz wird im Football kommen. Du brauchst daher den Willen, dich zu quälen“, sagt Chris Nehls.
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Der Spielertrainer der Brilon Lumberjacks, meist in der Defensive Line oder als Linebacker eingesetzt, bekommt das gut hin: Mittlerweile hat Headcoach Nehls – vor seiner Hochzeit mit Nachnamen Weaver – die Lumberjacks bis in die Verbandsliga geführt.
2. Alexandra Föster
Sie arbeitet schon längst wie eine Profisportlerin – und ihre Leidenschaft endgültig zum Beruf zu machen, das ist eines der ausgemachten Ziele der Ruderin Alexandra Föster vom RC Meschede.
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Die 18-jährige Studentin ist bereits Juniorenweltmeisterin, feierte auch im Indoor Rowing bedeutende Titel und gilt als riesengroßes Talent sowie eine der deutschen Ruderhoffnungen für Olympia 2024 in Paris. Föster arbeitet gemeinsam mit Trainer Sebastian Kleinsorgen täglich und mit großem Aufwand am Traum von einer bedeutenden Karriere im Rudersport.
3.
Jonas Schmidt
Die Karriere des Fußballers als Aktiver war geprägt von schweren Verletzungen. So musste Jonas Schmidt eine Herzmuskelentzündung, eine zertrümmerte Mittelhand, einen Riss im Oberarmkopf und einen Schlüsselbeinbruch überstehen. Letztlich beendete der nun 33-Jährige seine Laufbahn. Schmidt, der als Physiotherapeut arbeitet, ist bei seinen Kunden, zu denen naturgemäß viele Sportler zählen, auch aufgrund seiner eigenen Erfahrung ein willkommener Ansprechpartner.
Der dreimalige HSK-Fußballer der Sielzeiten 2008/2009, 2010/2011 und 2015/2016, der als Aktiver unter anderem in der Westfalenliga für den SuS Langscheid/Enkhausen und den SC Neheim gespielt hat, steht nun vor seinem Pflichtspieldebüt als Cheftrainer: Mit der SG Grevenstein/Hellefeld-Altenhellefeld startet Schmidt am 5. September beim SuS Westenfeld in die neue Saison der A-Liga Arnsberg.
4.
Christina Baganz
Die Augen von Christina Baganz beginnen zu leuchten. „Mountainbiking ist für mich wie ein Lebenselixier – eine Energiequelle“, sagt die 52-Jährige. Baganz, Lehrerin und in der Freizeit Mitglied der Burn Babys aus Arnsberg-Oeventrop, schätzt kräftezehrende Aufstiege, rasante Abfahrten, pure Naturerlebnisse und verschiedene Bodenbeschaffenheiten. „All das macht den MTB-Sport so abwechslungsreich und herausfordernd“, findet sie.
An unzähligen Wettbewerben im In- und Ausland nahm Baganz schon teil, ging dabei oft an ihre Grenzen – bewusst. 24-Stunden-Rennen oder die viermalige Teilnahme an der Bike Transalp (in sieben Tagesetappen geht es 600 Kilometer und 18.000 bis 19.000 Höhenmeter über die Alpen) mit der Krönung des zweiten Platzes in der Frauen-Gesamtwertung 2019 gehören zu Baganz’ absoluten Highlights. Sie weiß: „Das alles funktioniert nur, wenn man die Rückendeckung der Familie hat.“
5. André Kraus
Dieser Mann ist sportlich gerne extrem unterwegs: Der Oeventroper André Kraus vom LAC Veltins Hochsauerland mag Herausforderungen, sei es in der Leichtathletik oder bei Hindernisläufen wie dem Lake Run sowie Tough Mudder. Solche Veranstaltungen seien seine Leidenschaft, sagt André Kraus: „Da kannst du richtig deine Grenzen austesten.“ Löblich: Der ehemalige Fußballer des TuS Oeventrop, der sich seit 13 Jahren voll dem Laufen und Extremsport widmet, schreibt auch Motivationsbücher wie „Herz eines Kämpfers“ mit Erlebnisberichten, Tipps und teils kuriosen Erzählungen, „wie etwa von Läufen bis ins Delirium“.
6. Oliver Ollesch
Wenn Oliver Ollesch, Leichtathlet des LAC Veltins Hochsauerland, auf das vergangene Jahr zurückblickt, schwingt Ehrfurcht vor dem eigenen Willen, aber auch Enttäuschung mit. „Ich habe bis zu zehn Mal pro Woche trainiert, jede Einheit war hart, mit viel Schweiß verbunden und bis zu zweieinhalb Stunden lang“, sagt er. Im Finale über 400 Meter bei der Deutschen Meisterschaft der U23 in Wetzlar verspürte er jedoch starke Schmerzen in der Achillessehne – später wurde ein Achillessehnenanriss diagnostiziert. Saison-Aus, das Ende des Traums von der Teilnahme an der Europameisterschaft.
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„Ich habe geweint, weil ich wusste, dass all die harte Arbeit umsonst gewesen war“, sagt der Top-Sprinter über 200 und 400 Meter. Mittlerweile hat sich Oliver Ollesch gar dazu entschieden, seine Karriere zu beenden und ab September ein Duales Studium in Freienohl zu beginnen.
7. Aaron Humpert
In das Ranking der zehn härtesten Amateursportler aus dem Sauerland schafft es auch Handballer Aaron Humpert, einer der Führungsfiguren des Landesligisten SG Ruhrtal. Auch der erst 24-Jährige musste bereits monatelang zuschauen, als er sich in der vorvergangenen Saison einen Meniskusriss und später einen tiefen Sehnenriss am linken Zeigefinger zuzog.
Der Linksaußen ist Leistungsträger im Team von Trainer Frank Moormann und soll ebenso seine Mitspieler anführen. „Er weiß noch gar nicht, was wirklich in ihm steckt. Er hat aus meiner Sicht das größte Entwicklungspotenzial im Team“, adelt ihn Frank Moormann. Jetzt muss Humpert nur länger verletzungsfrei bleiben, um seiner Mannschaft so am besten helfen zu können.
8. Adrian Raczka
Der Hüstener ist ehemaliger Fußballer, hat dann jedoch seine wahre sportliche Leidenschaft entdeckt: das Laufen. Adrian Raczka will sich immer wieder selbst herausfordern, absolvierte bereits Marathons und probiert sich mittlerweile auch als Triathlet erfolgreich aus. Seine jüngsten Projekte sorgten für Aufmerksamkeit, da der Extremsportler sein zeitintensives Hobby stets mit seinem Engagement für karitative Zwecke vereint.
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So sammelte er auch zuletzt bei seinem persönlichen Ironman durch das Sauerland – für die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen benötigte Raczka insgesamt 13:38 Stunden – oder zuvor bei seinem 160-Kilometer-Spendenlauf durch das Sauerland erfolgreich Geld für Menschen, denen dieses sofort weiterhalf.
9. Lenard Kersting
Jeden Tag Training, dazu die Schule und das geregelte Leben im Sportinternat Winterberg mit weiteren hoffnungsvollen Talenten: Wintersportler Lenard Kersting ordnet seinem Traum von einer Profikarriere in der Nordischen Kombination vieles unter.
Der gebürtig aus Schmallenberg-Oberkirchen stammende 18-Jährige startet für den SK Winterberg und gilt in der Nordischen Kombination als große Hoffnung im Sauerland. Wenn andere Party machen oder relaxen, stehen für Kersting oft Hausarbeiten, Schulaufgaben oder noch Training auf dem Programm. All das für ein Ziel. „Ich will unbedingt Profi werden“, sagt er.
10. Sören Frohne
Als Leistungsträger des Handball-Bezirksligisten TV Neheim genießt Sören Frohne ein großes Standing innerhalb seines Teams – aber auch in seinem Verein: Der Rückraumspieler, der sich ohne Rücksicht auf Verluste in jeden Zweikampf wirft und seinem Klub seit Jahren die Treue hält, ist beim TVN unter anderem auch Jugend-Sportvorstand und betreibt einen Blog, der sich auch den anderen Teams des Klubs widmet. Insgesamt viel Zeit opfert Sören Frohne seinem Verein – und das mit großer Überzeugung: „Ich hänge sehr am TV Neheim.“