Altenberg/Winterberg. Ein historisches Ergebnis nach einem Hundertstel-Drama – und Alexander Gassner (Winterberg) krönt mit Bronze bei der Skeleton-WM seine Saison.
Einen kurzen Moment verharrte Alexander Gassner mit gesenktem Kopf auf seinem Schlitten. Denn der Skeleton-Pilot des BSC Winterberg wusste: Im Hundertstel-Drama des entscheidenden Laufes bei der Weltmeisterschaft in Altenberg war ihm gerade die Silbermedaille aus den Händen geglitten. Doch schon als Gassner aus dem Eiskanal trat, kehrte das Grinsen zurück in sein Gesicht – weil er mit der Bronzemedaille nicht nur seine Saison, sondern seine bisherige Karriere krönte.
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30 Jahre alt ist der Winterberger mittlerweile. Zu Beginn seiner Zeit als Skeleton-Pilot ließ er mal die nötige Professionalität vermissen, dann litt er unter fragwürdigen Entscheidungen der sportlichen Leitung im Bob- und Schlittenverband für Deutschland – und kämpfte sich jetzt doch wieder bis in die Weltspitze vor. „Das Team um mich herum ist die Basis für die Performance bei der WM und die zurückliegende Weltcupsaison, die meine bislang beste war“, sagte Gassner: „Ich bin sehr, sehr glücklich.“ Er meinte damit Athletiktrainer Heiner Preute und Ernährungscoach Maik Thies.
Grotheer gelingt Überraschung
Sie formten einen Skeleton-Piloten, der in dieser Saison ausgerechnet als Zweiter in Winterberg seinen Podest-Fluch brach. Und der bei der WM auftrumpfte, obwohl er im Vergleich zu zum Beispiel Axel Jungk, der ihm im letzten Moment Silber stibitzte, die Reise zum und das Rennen beim Weltcupfinale in Sigulda selbst mehr in den Knochen hatte. Überraschungs-Weltmeister Christopher Grotheer startete gar nicht im Weltcup und kam nur in den Genuss des WM-Tickets, da Youngster Felix Keisinger bei der Junioren-WM in Winterberg mit dem Titelgewinnen für einen vierten deutschen Startplatz sorgte.
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Vor allem die Oldies Jungk, Gassner und Grotheer lieferten sich in Altenberg einen „mega Wettkampf“, wie Gassner sagte, und sorgten für einen historischen Triumph. Nur fünf Hundertstelsekunden trennten Grotheer von Gassner. Dass eine Nation das Treppchen komplett belegte, gab es bei den Herren zuletzt 1991. Der bis Freitag letzte deutsche Weltmeister war Andi Böhme vor 20 Jahren.
„Das war heute ein super Tag für das deutsche Skeleton“, sagte Alexander Gassner. Ein super Tag, zu dem er einen gehörigen Teil beisteuerte, was abends unter anderem mit Eltern, der Oma und der Freundin gefeiert wurde. „Er hat nicht Platz zwei verloren, sondern Rang drei gewonnen“, sagte auch Christoph Brieden, Interimsvorsitzender des BSC Winterberg, der seinen Piloten vor Ort anfeuerte.
„Das war eine sensationelle Leistung mit vier exzellenten Läufen von Alex“, sagte auch Winfried Stork, der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV). „Die Medaille gönne ich ihm von Herzen. Alex hat dafür hart gearbeitet und das wahr gemacht, was er sich vorgenommen hatte. Ich bin richtig begeistert.“
Zwar starten nur die beiden besten Herren im neuen Teamwettbewerb am Sonntag mit den beiden besten Damen, doch eventuell darf Gassner, dessen großes Ziel die Olympischen Winterspiele 2022 sind, nochmal auf den Schlitten, weil Axel Jungk über leichte Wehwehchen klagte. „Ein Start würde mich freuen, aber ich gönne es Axel auch“, sagte der Sauerländer.
Lölling auf Rang fünf
Wer die beiden besten Damen sind, entscheidet sich an diesem Samstagvormittag. Zur Halbzeit liegen Tina Hermann und Jacqueline Lölling hinter der Führenden Marina Gilardoni (Schweiz) auf den Plätzen zwei und fünf.