Meschede/Leverkusen. Die Coronakrise trifft auch Frauenfußball-Erstligist Bayer 04 Leverkusen und Rechtsverteidigerin Frederike Kempe. Die Rezepte der Meschederin.

„Natürlich will man in solchen Zeiten umso mehr bei seiner Familie sein.“ Das gibt Frederike Kempe, Profifußballerin aus Meschede und aktiv für Frauenfußball-Erstligist Bayer 04 Leverkusen, freimütig zu. Die Coronakrise trifft natürlich auch die 23-Jährige und ihre Mannschaft, doch sie zeigt ebenso, wie nebensächlich der Sport bisweilen sein kann.

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Bereits seit mehr als einer Woche, seit Freitag, 13. März, wird bei Leverkusens Frauenteam nicht mehr gemeinsam trainiert. Bis zum Sonntag, 19. April, ist der Spielbetrieb in der 1. Bundesliga der Frauen aufgrund der Coronagefahr zunächst ausgesetzt worden. Betroffen ist auch das Viertelfinale im DFB-Pokal, in dem Bayer 04 die TSG Hoffenheim empfängt. „Der Verein nimmt die Lage sehr ernst. Wir haben aktuell individuelle Trainingspläne für zu Hause bekommen und versuchen, uns so gut es geht fit zu halten“, erzählt Kempe, die alle nur „Fredde“ rufen.

Coronagefahr: ungeahnte Freizeit für Profis

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Die Wahl-Kölnerin, die als Profifußballerin normalerweise zeitlich recht eingespannt ist, hat nun vor allem an den Wochenenden ungeahnte Freizeit. Diese nutzt sie für vermehrte Fahrten zu ihrer Familie nach Meschede. Erst am vergangenen Wochenende habe sie der Heimat einen Besuch abgestattet, erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. „Aktuell bin ich wieder in Köln, werde aber vermutlich die nächsten Tage zu meiner Familie fahren“, sagt Kempe.

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Hinter ihr liegt fußballerisch ein Seuchenjahr. Als sich die Rechtsverteidigerin am Donnerstag, 21. Februar 2019, im Training von Bayer 04 Leverkusen in einem Zweikampf am linken Knie verletzte und einen Kreuzbandriss zuzog, wusste die Rechtsverteidigerin nach dem „Knacks“ sofort: „Da ist richtig was kaputt gegangen.“

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Monatelang ackerte „Fredde“ Kempe in der Reha dafür, wieder richtig fit zu werden. Kurz vor der Winterpause gelang ihr, die in ihrer Karriere acht Einsätze für die deutschen Nationalmannschaften der Altersklassen U16 bis U20 sammelte, die Rückkehr in das Mannschaftstraining der Leverkusenerinnen. Und gar noch mehr: Beim 2:0-Heimerfolg von Bayer 04 gegen die SGS Essen feierte Kempe als Joker ihre Rückkehr auf den Platz. Es war ihr erster Saisoneinsatz. 32 Minuten lang durfte sie wieder mitmischen in der 1. Bundesliga.

Kempes Verhältnis zum Coach

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Bitter für ihre Mannschaft: Bis heute hat Bayer 04 im Abstiegskampf der 1. Liga keinen weiteren Sieg folgen lassen. Auf den Tabellenvorletzten 1. FC Köln (sieben Zähler) hat Leverkusen mit 13 Punkten aus 16 Spielen derzeit noch ein Polster aus sechs Zählern, doch hat bereits zwei Spiele mehr ausgetragen. Eine heikle Lage.

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Nach einer für sie erfolgreichen Wintervorbereitung stand Rekonvaleszentin Frederike Kempe in den drei Bundesligapartien nach dem Wiederauftakt jeweils stets im Kader. Auflaufen durfte sie dabei nicht: Trainer Achim Feifel wählte beim 0:3 gegen den FC Bayern München, dem 1:3 beim 1. FFC Frankfurt und dem 0:1 beim SC Sand jeweils andere Besetzungen in der Defensivreihe. „Ich fühle mich dennoch mittlerweile körperlich wieder richtig gut und merke, dass ich immer besser reinkomme. Ich habe zwar noch keine Einsatzzeit in den ersten drei Spielen dieses Jahres bekommen, bin aber auf einem guten Weg und stehe in engem Austausch mit meinem Trainer“, so Kempe selbstbewusst.

Leiden sind ausgestanden

Die körperlichen und auch seelischen Leiden nach ihrer schweren Knieverletzung seien endgültig ausgestanden. Es war Kempes erste Verletzung gewesen – „und dann gleich so eine schwere. Im Rückblick bin ich selbst erstaunt darüber, wie positiv ich damit umgegangen bin. Bis auf ein paar kleine Tiefs habe ich immer gut gekämpft“, betont die heimische Profifußballerin.

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Wie ihre Teamkolleginnen versucht sich die Sauerländerin im derzeitigen Ausnahmezustand aufgrund des Coronavirus’ fit zu halten. „Ich habe einen individuellen Trainingsplan vom Verein bekommen, der alle Bereiche bestmöglich abdeckt“, erklärt „Fredde“ Kempe.

Die Coronagefahr sei in der Kabine zuletzt durchaus ein großes Thema gewesen. „Vor allem auch, weil unsere Nationalspielerinnen unterwegs waren und es für sie aufgrund von Corona zu Änderungen gekommen ist“, sagt Kempe.

Eine richtige Entscheidung

Dass sich die Spielerinnen nun bereits seit mehr als einer Woche nicht mehr gesehen haben, drücke auf das Gemüt. „Man steht aber im Kontakt und tauscht sich aus. Wir sind traurig, dass wir aktuell nicht trainieren und spielen können, sind uns aber bewusst darüber, dass die Situation sehr ernst und es die einzig richtige Entscheidung ist. Die Gesundheit ist das höchste Gut und geht vor“, betont Frederike Kempe.

Natürlich wünsche sie sich, dass die laufende Saison zu Ende gespielt wird. Kempe: „Wichtiger ist zur Zeit aber, dass wir die Pandemie in den Griff bekommen. Der Fußball sollte da momentan eine untergeordnete Rolle spielen.“