Leverkusen/Meschede. Nach ihrer ersten schweren Verletzung als Profi-Fußballerin war Frederike Kempe (22) aus Meschede geschockt. Wie sie neuen Mut fasste.
Ihr Gefühl trügt Frederike Kempe selten. Als sich die Mescheder Profifußballerin am Donnerstag, 21. Februar, dieses Jahres im Training von Frauenfußball-Erstligist Bayer 04 Leverkusen bei einem Zweikampf am linken Knie verletzte und einen Kreuzbandriss zuzog, wusste die Rechtsverteidigerin nach dem „Knacks“ sofort: „Da ist richtig was kaputt gegangen.“ Seit mittlerweile nun einem halben Jahr müht sich Kempe (22) in der Reha für ihr Comeback. Der Alltag der Studentin ist zeitlich eng getaktet.
Gleichwohl nimmt sich Kempe in ihrer Mittagspause gerne eine halbe Stunde Zeit für ein Gespräch mit dieser Zeitung. Ein wenig Abwechslung kann schließlich nicht schaden im oft doch eher monotonen Alltag der Rehaarbeit. Gemeinsam mit den drei anderen Rekonvaleszenten der Fußballerinnen von Bayer 04 Leverkusen, Isabel Kerschowski, Jessica Wich und Saskia Meier, schuftet Frederike Kempe derzeit drei Mal pro Woche im Rehazentrum des Vereins, das direkt in der Bay-Arena liegt. „Es ist meine erste Verletzung überhaupt – und dann gleich so eine schwere. Im Rückblick bin ich aber selbst erstaunt darüber, wie positiv ich damit umgegangen bin. Bis auf ein paar kleine Tiefs habe ich immer gut gekämpft“, erzählt „Fredde“ Kempe.
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Nach vielen Behandlungen, Stabilisations- und Mobilitätsübungen sowie dem Wiederaufbau der Muskulatur soll die 22-Jährige nun „das Gefühl für mein Knie zurückbekommen“, erklärt sie. Längst läuft sie wieder und darf zwei Mal pro Woche individuell auf dem Platz trainieren. Noch besser: Ein Ball ist dann auch mit dabei. „Das steigert die Motivation nochmal“, findet Kempe.
Aus Meschede in die Welt der Profis
Nach Junioren-Stationen bei ihrem Heimatverein SSV Meschede und dem SV Schmallenberg/Fredeburg war Frederike Kempe im Sommer 2012 zum FSV Gütersloh gewechselt. In Ostwestfalen wurde sie B-Juniorinnen-Meisterin in der Bundesliga-Staffel West/Südwest und reifte im Seniorinnenbereich zur festen Größe in der 2. Bundesliga.
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Vor vier Jahren dann wechselte Kempe zu Bayer 04 Leverkusen und blieb den Rheinländern bis heute treu. Daran änderte auch der zwischenzeitliche Gang in die 2. Liga, den Bayer vor zwei Jahren hatte antreten müssen, nichts. „Ich wollte dem Verein signalisieren, dass ich mit ihm wieder aufsteigen will. Das hat sich auch ein wenig wie eine Pflicht angefühlt“, sagt Kempe.
So war es auch keine Überraschung, dass die Fußballerin in diesem Sommer ihren Vertrag bei Bayer 04 Leverkusen um zwei Jahre verlängerte – ein gegenseitiger Vertrauensbeweis. Die Rechtsverteidigerin, die kein Vorbild aus dem Herren- oder Frauenfußball hat, weilte auch in dieser Sommerpause wieder vermehrt bei ihrer Familie in Meschede. „Währen der Saison ist das schwierig, aber ich versuche es immer in den Pausen einzurichten“, sagt sie.
Büffeln für den Bachelorabschluss
Gemeinsam mit der ebenfalls noch verletzten Essener Torhüterin Stina Johannes wurde Frederike Kempe am vergangenen Montag eine große Ehre zuteil: Das Duo repräsentierte die Frauen-Bundesliga beim Sport-Bild-Award und traf dabei viele Stars aus dem Profifußball. Frederike Kempe: „Eine tolle Veranstaltung, bei der man auch gemerkt hat, dass der Frauenfußball immer mehr Anerkennung bekommt.“
Lob in Form einer guten Note erhofft sich die Studentin auch mit ihrem Bachelor-Abschluss an der Sporthochschule Köln. Derzeit schreibt Kempe ihre Bachelorarbeit und erwägt im Anschluss, ein Masterstudium aufzunehmen. Sportlich will sie mit Bayer 04 Leverkusen „in der Wintervorbereitung voll einsteigen, mich wieder ins Team spielen und mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben“, sagt Kempe. Auch eine Rückkehr in die Nationalmannschaft – Kempe spielte in der U16 bis U20 – sei „ein Traum, aber ich glaube auf längere Sicht auch daran“.