Sigulda/Winterberg. . Warum die junge Bobpilotin des BSC Winterberg Laura Nolte auf den Start beim letzten Europacup der Saison verzichtet. Gesamtsieg in Gefahr.
Ihr Plan war ein anderer, aber darauf konnte Laura Nolte in diesem Moment keine Rücksicht mehr nehmen. Den der Plan, den die junge, talentierte Bobpilotin des BSC Winterberg beim letzten Europacup in dieser Saison im lettischen Sigulda präzise wie ein Uhrwerk abarbeiten wollte, gefährdete plötzlich einen anderen, einen übergeordneten.
Vereinsduell um Gesamtsieg im Skeleton
Während Laura Nolte im Kampf um den Gesamtsieg tatenlos zusehen muss, will sich Skeleton-Pilotin Janine Becker am Samstag in Sigulda den Gesamtsieg im Europacup endgültig holen. Beckers einzige Konkurrentin ist die zweitplatzierte Hannah Neise, ihre Vereinskollegin vom BSC Winterberg.
„Wenn die Junioren-Weltmeisterschaft nicht bevorstehen würde, wäre ich wieder in den Bob gesprungen und hätte es wieder probiert“, teilte sie also mit, und: „Aber so ist es sinnvoller, meinem Bein und vor allem meinem Kopf Zeit zur Erholung zu geben.“ Das finale Europacuprennen der Damen, das an diesem Freitagnachmittag ausgetragen wird, geht ohne die Winterbergerin über die Bühne.
Der 20-Jährigen droht deshalb im letzten Moment der Verlust der Führung in der Gesamtwertung – aber das nimmt sie in Kauf. Denn ihr Saisonziel war und ist ein anderes: Eine Medaille, am liebsten Gold, bei der Junioren-WM am Königssee am 2. Februar.
Die Kurve 13
Doch was war passiert in der technisch anspruchsvollen Bahn in Lettland, die zum Beispiel auch das Rennrodel-Doppel des BSC Winterberg, Robin Geueke/David Gamm, immer wieder zur Verzweiflung treibt? Bei ihrer Bahnpremiere in Sigulda stürzte Nolte während des Trainings insgesamt vier Mal. „Jedesmal passierte es in Kurve 13“, erzählte die Pilotin, der nicht nur ihr Vereinsvorsitzender Jens Morgenstern, der übrigens persönlich vor Ort in Lettland ist, sondern auch Chef-Bundestrainer René Spies eine erfolgreiche Zukunft im Weltcup prophezeien.
„Es war neben den körperlichen Schmerzen vor allem mental sehr hart, immer wieder an der gleichen Stelle zu stürzen“, sagte Nolte, „deshalb habe ich versucht, nicht aufzugeben, und bin immer wieder zurück an den Start gegangen.“ Die Läufe seien gut gewesen, „bis zu dieser Kurve...“
Erster Sieg in Winterberg
Als Nolte nach dem vierten Sturz Schmerzen an ihrem Bein verspürte und ein Training auslassen musste, beschloss sie schließlich gemeinsam mit den Trainern, komplett auf den Europacup in Sigulda zu verzichten. In einer erfolgreichen Saison mit unter anderem dem ersten Sieg ausgerechnet beim Heimrennen in Winterberg ärgerte sich die Pilotin darüber sehr.
„Obwohl ich eigentlich gar nicht weiß, wie ich mich fühlen soll“, sagte sie. Die Bedingungen seien sehr schwer gewesen bei Minus 18 Grad und Sonnenschein. „Das Eis war hart und schnell, aber das ist keine Entschuldigung.“
Kampfgeist kehrt zurück
Nolte dachte nicht nur an sich, sondern auch an ihre Anschieberinnen Madlin Dossow und Tamara Seer. „Sie haben mir trotzdem immer wieder vertraut. Ich bin so froh, dass ihnen nichts passiert ist.“
Nach der ersten Enttäuschung kehrte bei der BSC-Pilotin allerdings auch der Kampfgeist wieder zurück. „Ich werde zurückkommen und besser sein, Sigulda!“, kündigte sie an. So, wie sie es auch nach den Europacups am Königssee mit zwei vierten Plätzen tat.