Köln. Bundestrainer Nagelsmann hat sich früh auf Neuer festgelegt. Das kritisiert Ex-Keeper Uli Stein. Und er versteht auch den Nübel-Verzicht nicht.

Die Zahl der Kritiker nimmt zu, nicht nur wegen des Patzers von Deutschlands Torhüter Manuel Neuer im letzten Vorbereitungsspiel vor der Heim-EM. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hatte schon vergangene Woche kein Verständnis dafür, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann nun doch auf Alexander Nübel als vierten Torhüter im deutschen EM-Kader verzichtet. „Ich war sehr, sehr überrascht und es tut mir leid für ihn. Er hat eine überragende Saison beim VfB Stuttgart gespielt“, hatte Matthäus vergangenen Freitag in Mönchengladbach vor dem letzten deutschen EM-Test gegen Griechenland gesagt. Matthäus: „Es hätte Sinn gemacht, Nübel mitzunehmen. Er ist der einzige junge Torwart, der eine Zukunft hat.“

Nagelsmann strich den VfB-Keeper aus dem endgültigen Kader, den der Deutsche Fußball-Bund bis Freitag-Abend melden musste. Der Bundestrainer wird mit nur drei statt vier Torhütern in das Heimturnier gehen: Manuel Neuer (FC Bayern), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) und Oliver Baumann (TSG Hoffenheim).

Stein über Ex-Schalker: Brauchst ihn in der Zukunft

„Auch aufgrund seiner Aussagen bislang kann ich das nicht verstehen“, kritisierte Matthäus den Bundestrainer im Umgang mit dem Ex-Schalker Nübel. „Du brauchst ihn ja in der Zukunft. Da hätte ich ihn schon mitgenommen. Du brauchst ja auch keine 25 Feldspieler, um Europameister zu werden.“ Da stimmte ihm nun auch Uli Stein zu. Im Kicker schrieb der einstige Profi-Torhüter und spätere Torwarttrainer, dass er Neuer an Nagelsmanns Stelle gar nicht erst nominiert hätte. „Nimmst du einen Manuel Neuer mit, musst du ihn auch spielen lassen. Er rechtfertigt es aber sportlich nicht mehr. Man hätte ihn schweren Herzens, jedoch mit Vernunft zu Hause lassen müssen - nach dieser wackeligen Vorbereitung!“, so der Ex-Nationaltorhüter.

Zwischen 1983 und 1986 stand Stein selbst sechsmal im DFB-Trikot zwischen den Pfosten. „Ein Torhüter jenseits der 30 braucht eben auch das Glück, von Verletzungen verschont zu bleiben. Dieses Glück hatte Manuel nicht. Der normale Trainings- und Spielrhythmus, der das Vertrauen und die Sicherheit in den eigenen Abläufen im Tor erhält, fehlte ihm lange Zeit. Das sieht man nun an seinem Auftreten.“

In Sachen Alexander Nübel stimmte Stein Matthäus übrigens voll zu: Es sei schade, dass „ein möglicher Mann der Zukunft nicht schon einmal Turnierluft schnuppern darf. Stattdessen ist Oliver Baumann, dem sicher nicht mehr die große DFB-Karriere bevorsteht, dabei …“.

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