Gelsenkirchen. Der Schalker U-Bereich setzt dicke Farbtupfer im grauen, tristen Profi-Alltag. Auch bei den Schalker Frauen-Teams läuft es. Ein Überblick.
Niederlagen-Serie, Fan-Wut, hängende Spieler-Köpfe, Herbst-Blues. Kult-Klub Schalke 04 befindet sich in der 2. Liga in einer dramatischen Situation und hat bereits fünf Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Der einst stolze Champions League-Teilnehmer muss seine Kräfte jetzt bündeln, um nicht noch eine Etage nach unten zu rutschen. In tristen Tagen sind Hoffnungsschimmer rar. Immerhin liefert die Knappenschmiede-Teams gute Ergebnisse und sind in schwierigen Zeiten eine Art Leuchtturm.
„Ich habe sehr viele Schalke-Fans in meinem direkten Umfeld“, sagt S04-U17-Trainer Thomas Bertels, „die aktuelle Lage geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber. Wenn wir etwas dazu beitragen können, die Stimmungslage etwas aufzuhellen, dann tun wir das gerne. Aber die Hauptaufgabe liegt auf der Ausbildung. Rein sportlich muss man sagen: Es läuft gut in unseren U-Mannschaften“, sagt der 36-Jährige.
Schalke U23: Der von Jakob Fimpel angeleitete Profi-Unterbau hat sich vor dem Revier-Derby am Sonntag (14 Uhr) bei Rot-Weiß Oberhausen auf den fünften Platz in der Regionalliga West gearbeitet. Die Ausbeute: Sechs Siege, drei Remis und drei Niederlagen bei 26:18 Toren. Fimpel lässt offensiv und mutig spielen. Bisherige Spektakel-Highlights: Das 6:3 in Mönchengladbach und das 4:0 bei Neuling Velbert. In einem internen Testspiel gegen die eigenen Profis behielt die U23 im August mit 4:2 die Oberhand.
Die Regionalliga-Mannschaft ist nicht nur für das Ausbilden und Fördern zuständig, sondern auch für das Heranführen. So unternahm der lange verletzte Profi Soichiro Kozuki zuletzt im Fimpel-Team wertvolle Comeback-Schritte. Beim 3:1 gegen Lippstadt liefen die Profis Niklas Tauer, Keke Topp und Blendi Idrizi im U23-Team auf. Bei den Heimspielen der S04-Reserve verlieren sich selten mehr als 200 Zuschauer im weiten Rund des umgebauten Parkstadions. In sozialen Netzwerken riefen bereits mehrere Fans dazu auf, angesichts der schwachen Auftritte des Zweitliga-Teams doch nun besser mal zur Schalker Reserve zu gehen.
Schalke U19: Nach wie vor die bekannteste Visitenkarte der Königsblauen. „Die Knappenschmiede wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen“, prognostiziert Kult-Coach Norbert Elgert, der sich in seinem 27. Trainerjahr auf Schalke befindet. Das Wort des Talent-Experten hat viel Gewicht, aber der ehemalige Profi drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern gibt seine Experten-Meinung nur dann ab, wenn er darum gebeten wird.
„Wenn ich intern gefragt werde, gebe ich eine Antwort. Sonst halte ich mich zurück und konzentriere mich auf meinen Job“, sagt der 66-Jährige. Elgert sieht sich, auch wenn er als Talentformer von Leroy Sané, Thilo Kehrer, Weston McKennie Co. stark im Fokus steht, nicht als „One-Man-Show“, sondern sieht die Knappenschmiede mit allen Spielern, seinen Assistenten, Betreuern, Mitarbeitern immer als großes Ganzes.
In der A-Junioren-Bundesliga sind die Schalker trotz des stark veränderten Team-Gesichts auf Kurs. Sechs Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage stehen bisher zu Buche. Die Königsblauen sind aktuell Tabellenzweiter. Auffällig: Im Vergleich zu anderen Spitzenteams hält sich Schalke mit dem Toreschießen noch zurück. Die Königsblauen haben 14 Treffer erzielt, Spitzenreiter Borussia Dortmund (26) und der Tabellendritte Bayer Leverkusen (19) sind in der Offensive hungriger. Dafür trumpft das Elgert-Team mit einer starken Defensive auf und musste erst fünf Gegentreffer einstecken.
Schalke U17: Der Übergang von Erfolgstrainer Onur Cinel, der mittlerweile beim österreichischen Zweitligisten FC Liefering arbeitet, zu Neu-Trainer Thomas Bertels hat reibungslos funktioniert. Unter Bertels nimmt Schalkes U17 eine ähnliche Rolle wie im Vorjahr ein.
Knipser Taycan Etcibasi und seine Teamkollegen sind vor dem Auswärtsspiel heute (19 Uhr) bei Mitkonkurrent Bayer 04 Leverkusen noch ungeschlagen, haben aus elf Spielen neun Siege und zwei Remis eingefahren. Torverhältnis: 33:3! „Als wir mit dem 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf in die Saison gestartet sind, war bei uns noch Sand im Getriebe. Wir haben uns dann aber von Woche zu Woche gesteigert. Das, worauf wir als Trainer-Team wert legen, wird umgesetzt. Die Jungs machen es überragend. Es macht Riesen-Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten“, sagt Schalke-Trainer Thomas Bertels.
Auf sein Team warten nun in Leverkusen und am 5. November zuhause gegen Revier-Rivale Borussia Dortmund zwei Kracher in Folge. Bertels: „Das sind zwei echte Brocken, die mit Nationalspielern gespickt sind. Aber ein bisschen etwas haben wir auch dagegenzusetzen.“ Mit Verteidiger Tristan Top-Rasmussen und Sechser Luca Vozar fallen vermutlich zwei wichtige Schalke-Stützen krankheitsbedingt aus.
Schalker Frauen-Teams: Sowohl die von Stefan Colmsee trainierte Landesliga-Mannschaft (zweiter Platz mit 23 Punkten) als auch das von Boris Liebing betreute Bezirksliga-Team (Tabellenführer mit 25 Punkten) sind nach ihren Aufstiegen noch ungeschlagen und führen den königsblauen Erfolgsweg im Frauen-Fußball fort.