Gelsenkirchen. Thomas Bertels ist mit Schalkes U17 erfolgreich in die Saison gestartet. Das sagt er über die Entwicklung von Talenten – und Kritikfähigkeit.
Der Start verlief für Schalkes neuen U17-Trainer Thomas Bertels erfreulich. Zum Auftakt in der B-Junioren-Bundesliga gab es einen 2:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf. Zu-Null-Siege waren eines der Markenzeichen des zum FC Liefering abgewanderten Schalker Trainers Onur Cinel.
„Ich kenne Onur Cinel nicht persönlich, seine Fußstapfen scheinen groß. Er ist mit Schalke Deutscher und Westdeutscher Meister geworden. Onur hat hier einen hervorragenden Job gemacht. Jetzt versuche ich, mit der U17 neue Kapitel zu schreiben“, sagt Bertels. Worauf müssen sich die Gegner in der B-Junioren-Bundesliga einstellen, wenn es gegen die Königsblauen geht? Bertels: „Wenn Schalke vorfährt, wünsche ich mir, dass der Gegner weiß: Uns erwartet ein ganz intensives Spiel. Und es wird verdammt schwer gegen Schalke.“
Schalkes U17-Trainer: „Es prasselt so viel auf die Jungs ein“
Was die Talententwicklung angeht, kann der ehemalige Paderborner Profi nicht in die Glaskugel schauen. Für ihn ist eine Prognose, ob es Tristan Top-Rasmussen, Nick Bodon oder Alexander Ivankin später einmal ganz nach oben schaffen, schlichtweg unmöglich.
„Darüber zu sprechen, ob Spieler den Sprung packen, fällt mir schwer. Es prasselt von außen so viel auf die Jungs ein - Fußball, Schule, Freundin, Leistungsschwankungen“, sagt der Schalker U17-Trainer und fügt hinzu: „Grundsätzlich lässt sich sagen: Wer aus einem Nachwuchsleistungs-Zentrum stammt, hat vermutlich einen kürzeren Weg nach oben. Wenn die Jungs sich dem bewusst sind, was sie hier auf Schalke und durch die fußballerische und menschliche Ausbildung der Knappenschmiede erreichen können, dann kann es mit dem Weg in den Lizenzbereich funktionieren.“
„Ich war ein bisschen der Spätzünder“
Bertels selbst profitierte nicht von den Vorzügen einer gezielten fußballerischen Ausbildung im Nachwuchsbereich einer Profimannschaft. „Eine fußballerische Ausbildung in einem NLZ durfte ich nicht genießen. Da waren andere Spieler schlichtweg besser. Ich war vier Jahre in Lippstadt in der C- und B-Jugend. Ich war ein bisschen ein Spätzünder. Was mich nach vorne gebracht hat: Ich habe mehr trainiert. Sonntags habe ich als A-Jugendlicher mit einer Seniorenerklärung in der ersten Mannschaft gespielt. Im Dorf gab es damals keine Videoanalyse“, sagt Bertels mit einem Lachen.
Der Neu-Schalker blickt zurück: „Als 16-Jähriger habe ich auch mal Zweikämpfe gegen 30-Jährige bestritten. Es war damals aber nicht die Idee, dass ein Kreisliga B-Spieler es bis in den Profibereich schafft. Als ich mit 18 Jahren in der Verbandsliga gespielt habe, meinten einige, dass ich noch nicht mal Bezirksliga-Niveau hätte. So etwas war für mich Antrieb und hat mich angespornt. Das versuche ich auch, meinen Jungs hier in der Knappenschmiede mitzugeben.“
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Dabei scheut sich der Coach nicht davor, auch Defizite und Dinge, die nicht nach Wunsch laufen, klar anzusprechen. „Ich denke, wir müssen alle generell kritikfähiger werden“, sagt der einstige Verler, „irgendwo wird immer nach Typen gerufen. Dann gibt einer ein authentisches Interview – und muss sich dafür im Nachhinein verantworten.“ Bertels: „Mich wundert es nicht, wenn Sportler, die in der Öffentlichkeit stehen, mit ihren Aussagen vorsichtiger geworden sind. Wir müssen meiner Meinung nach dahin kommen, dass die Spieler nach kritischen, konstruktiven Äußerungen verstehen, dass wir sie besser machen und ihnen nichts Böses wollen.“
Bei der Ansprache gibt es Unterschiede zwischen Jugend- und Seniorenbereich. Thomas Bertels: „Klar kann man einem älteren Spieler deutlichere Worte sagen als einem jüngeren. Bei einem U17-Spieler ist es mehr ein Zwischending, aber auch hier sollte eine gewisse Kritikfähigkeit vorhanden sein. Ab der U17 sollten sich die Jungs an härteres Training gewöhnen – und auch an Ansprachen, die dem Herrenbereich näher kommen.“