Gelsenkirchen. Das Spiel zwischen Schalke und dem 1. FC Magdeburg wird zum Spektakel. Nach desolatem Start kämpft sich S04 zurück und gewinnt mit 4:3 (1:2).
33 Minuten waren gespielt zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Magdeburg, da schien es nur einen Sieger in diesem ungleichen Zweitliga-Duell geben zu können. 0:2 stand es aus Schalker Sicht, Magdeburg kombinierte nach Belieben, und die S04-Fans unter den 61.755 Zuschauern pfiffen, was ihre Lungen hergaben. Niemand im Stadion hätte darauf gewettet, was für ein Spektakel, was für ein Drama, was für eine laute Achterbahnfahrt das Spiel noch werden würde. Schalke drehte das Spiel noch und erkämpfte sich einen 4:3 (1:2)-Sieg.
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Schalke - Magdeburg 4:3
Es war wild, was sich in den ersten 52 Minuten – 45 plus Nachspielzeit – auf dem Rasen der Arena abspielte. Schon nach wenigen Sekunden musste die Partie unterbrochen werden, weil beide Fangruppen mit Pyrotechnik den Rasen eingenebelt hatten. Wenigstens für ein paar Minuten bekamen deshalb einige S04-Fans gar nicht mit, wie schlecht ihre Mannschaft ins Spiel startete.
+++ Schalke-Noten: Von 1 bis 6 ist alles dabei – Höchststrafe für Mohr +++
Zu keiner Zeit kamen die Königsblauen mit dem variablen Spielaufbau und den ständigen Positionswechseln der Magdeburger zurecht, waren taktisch von Trainer Reis schlecht eingestellt. Die Gäste spielten den Ball technisch sauber und flott durch die eigenen Reihen und dribbelten die Schalker so durcheinander, dass die Fans in der 33. Minute pfiffen. Die Jobgarantie, die Sportdirektor André Hechelmann Trainer Thomas Reis vor dem Spiel gegeben hatte, schien er etwas verfrüht ausgesprochen zu haben.
Zwei Tore waren zu diesem Zeitpunkt schon gefallen, beide für Magdeburg: Silas Gnaka hatte den Ball zweimal mit dem Innenrist ins Schalker Tor geschlenzt (15./26.) – beim ersten Tor hatte er von einem krassen Abspielfehler von Tobias Mohr profitiert, beim zweiten von einer tollen Vorlage des Ex-Schalkers Jason Ceka. Leon Bell Bell hätte beinahe das dritte Tor erzielt, diesmal lenkte S04-Torwart Marius Müller den Ball zur Ecke (33.). Auch eine 3:0-Führung für Magdeburg wäre verdient gewesen. Der schlechteste von vielen Schalkern, Tobias Mohr, musste in der 37. Minute unter Pfiffen vom Platz, für ihn kam Yusuf Kabadayi. Pfiffe begleiteten Mohr auf die Bank – er vergrub sich unter seinem Trikot.
Zu diesem Zeitpunkt hatte wie aus dem Nichts ein Schalker Powerplay begonnen. Eine Minute vor Mohrs Auswechslung hatte Marcin Kaminski nach einer Ecke die erste große Chance vergeben – FCM-Torwart Dominik Reimann wehrte ab. Plötzlich kehrten die Fans ins Spiel zurück und erdrückten die Gäste mit ihrer Lautstärke. In der 38. Minute wagte Assan Ouedraogo ein Dribbling, seinen Querpass verpasste Sebastian Polter um wenige Zentimeter. Drei Minuten später machte es Polter besser. Nach einer Balleroberung von Paul Seguin kam er an den Ball und traf zum 1:2. Mit beiden Armen forderte Polter zur Unterstützung auf. Und Schalke hatte Ausgleichschancen: Lino Tempelmann scheiterte an Reimann (45.+2), Ouedraogo schoss knapp vorbei (45.+3). Doch die Emotionen wechselten dann wieder von fröhlich auf traurig: Torwart Marius Müller verletzte sich ohne Einwirkung eines Gegenspielers – Michael Langer kam. Dann war Pause, puh, was für eine Halbzeit.
Verliefen die ersten Minuten der zweiten Hälfte noch etwas gemächlich, drehten die Schalker ab der 50. Minute auf, vor allem über den eingewechselten Kabadayi, der die Magdeburger Abwehr mit seinen Sprints und schnellen Dribblings sehr beschäftigte. Nach einer Kabadayi-Vorlage hatte Polter die erste Chance nach dem Seitenwechsel – Torwart Reimann hielt (58.). In der 63. Minute eroberte Tempelmann den Ball, er sah den gut postierten Derry John Murkin – der traf mit einem Linksschuss zum 2:2. Und wieder begann, wie in Halbzeit eins, ein Spiel, das schwindelig machte, so sehr ging es hin und her. Conor Krempicki, gebürtiger Gelsenkirchener, traf zum 3:2 für die Gäste, was sich nicht angedeutet hatte (67.). Im Gegenzug schlenzte Thomas Ouwejan den Ball bei einem Freistoß in den Winkel – 3:3.
Schalke in der Schlussphase in Überzahl
Doch das war’s noch nicht. Elf Minuten vor Schluss riss der Magdeburger Daniel Heber Polter im Strafraum um – Elfmeter und Rote Karte für Heber. Polter trat selbst an, verlud den Magdeburger Torwart, traf zum 4:3 und wurde zum Helden des Tages. Und als Schiedsrichter Bacher das Spiel beendete, erinnerte sich niemand mehr an die 33. Minute, als alles schon verloren schien.