Essen. Dritter oder etwas abgeschlagen? Rot-Weiss Essen hat es selbst in der Hand. Dabrowski über das Topspiel, Nils Kaiser und bemerkenswerte Daten.
Der eine macht sich über Platz drei „keine Gedanken“, der andere sagt: „Wir verspüren überhaupt keinen Druck.“ Das muss man Christoph Dabrowski und Thomas Wörle lassen: Nahezu meisterhaft beherrschen sie das rhetorische Understatement, das für Spiele mit solch einer Bedeutung so typisch ist.
In den Köpfen der beiden Trainer dürfte es ganz anders aussehen, denn ihren Teams bietet sich an diesem Samstag um 14 Uhr im Stadion an der Hafenstraße eine fantastische Chance: Der Sieger im Duell Rot-Weiss Essen gegen den SSV Ulm 1846 ist Tabellendritter – und das zwölf Spiele vor dem Schluss, zu Beginn der heißen Saisonphase.
Rot-Weiss Essen: Überraschungsteams vor dem großen Coup?
Die Zurückhaltung rührt daher, dass beide Drittligisten völlig überraschend so weit oben stehen. Bisher haben sie von Spiel zu Spiel gedacht, wie es phrasig-schön heißt, und sind damit gut gefahren.
Hat RWE einfach nur Glück? Hier geht es zu unserer Datenanalyse.
Viel lieber reden sie den Gegner, und das natürlich zurecht, stark. „Die Tabelle lügt nicht, auch wenn das wie eine Floskel klingt“, sagt Dabrowski über den aktuellen Dritten. „Die Ulmer spielen eine super Saison, sie spielen sehr intensiv und laufstark“, führt er aus. Mit ihrem Pressing und Umschaltspiel haben sie sich als Aufsteiger oben festgesetzt. „Wir respektieren sie maximal.“
Ulms Wörl spart ebenfalls nicht mit warmen Worten. Variabel, variantenreich, hohe individuelle Qualität. „Du willst dich als Sportler mit den besten Mannschaften messen, da gehört Essen für mich dazu.“
Dabrowski lobt Nils Kaisers Entwicklung
Man könnte meinen, da machen sich zwei Erfolgstrainer viel zu klein und erstarren in Ehrfurcht. Ein bisschen wagen sie sich dann doch aus der Deckung. „Wir sind gut in Form“, meint Wörl – und Dabrowski: „Wir sind gut und stark an der Hafenstraße.“ Das zeige die Heimtabelle, in der RWE Erster ist. „Wir gehen daher selbstbewusst und mit dem Ziel, zu gewinnen, in die Partie.“ Na also!
Mit einem freien Kopf und einer hohen Intensität soll das klappen. „Für uns steht im Vordergrund, dass wir Bock auf dieses Spiel haben. Es freut sich jeder darauf“, erklärt Dabrowski, der zeigen möchte, dass seine Mannschaft „richtig Qualität und eine Entwicklung durchgemacht hat“.
Gutes Stichwort. Im Kader gibt es einen, den eigentlich kaum jemand auf der Rechnung hatte, der aber abgeliefert hat, als er zuletzt reinkam: Nils Kaiser. Schon in der Sommervorbereitung fiel er auf. Dann war er verletzt und hintendran. Nun bekommt Kaiser mehr Einsätze, da der Kader dünn ist und immer wieder Akteure verletzt ausfallen. Im zentralen Dreier-Mittelfeld ist der 22-Jährige somit gerade Mann Nummer vier.
„Er ist ein Junge, der unserer Mannschaft Energie und Impulse gibt.“ Also genau das, was Dabrowski von einem Einwechselspieler sehen möchte. „Er ist ein junger Spieler, der sich noch entwickeln und verbessern wird“, ergänzt der Chefcoach. Kaiser hatte zuletzt das zwischenzeitliche 3:3 gegen Freiburg II geschossen, eine Entwicklung ist klar zu erkennen.
Golz wird wieder im Tor stehen
Auch an diesem Samstag könnte er zum Einsatz kommen – Kapitän Vinko Sapina ist nach wie vor verletzt. Zu seiner Knieverletzung hat sich ein grippaler Infekt gesellt. Auch Lucas Brumme hat’s erwischt, er fällt ebenso aus wie die Langzeitverletzten Ekin Celebi und Sandro Plechaty aus. Ron Berlinski ist gelbgesperrt. Dafür ist Jakob Golz wieder fit; einer derjenigen, die einen großen Anteil am starken Abschneiden haben.
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Wie unsere Datenanalyse gezeigt hat, hat RWE überperformt. 29 statt 42 Punkte hätte Rot-Weiss laut der „Expected Points“-Tabelle erst geholt. Hier wird die Qualität der Torchancen in einem Spiel errechnet und verglichen. Ein Faktor: Golz und seine Paraden. Die Daten zeigen zudem, dass die Problemzone hinten legt – offensiv tritt RWE sehr gut auf.
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- „Das tut mega gut“: Dabrowski über das 3:1.
„Es ist immer interessant, Daten zu nutzen und uns zu überprüfen“, meint Dabrowski. „Anhand der Daten sieht man die Art und Weise, wie wir spielen, die Positionierung und die Räume, in die wir gehen.“ Und letztlich halten Zahlen und Daten auch als Beleg für Stärken der Essener aus, die sich gar nicht messen lassen: Leidenschaft, Einsatz, Wille; Glück muss man sich auch erzwingen.
Letztendlich gehe es um den richtigen Mix zwischen Statistiken und eigenen Beobachtungen. „Man darf die Zahlen nicht überbewerten“, so Dabrowski, Fußball ist nun mal keine Mathematik. „Entscheidend ist, was draußen auf dem Platz passiert.“ Vor allem an diesem Samstag.
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