Dortmund. . Julian Brandt musste beim BVB schon häufig hinter Marco Reus zurückstecken. Ein Fehler? Vielleicht. Dortmund mangelt es an Überraschendem.
Julian Brandt, ohnehin wortgewandt, hat einen Weg gefunden, durchblicken zu lassen, dass er lieber woanders spielen wollen würde, ohne dabei öffentlich den eigenen Trainer zu kritisieren. Er helfe dort, wo er gebraucht werde, sagt er dann, obwohl er sich im BVB-Zentrum wohler fühle. Grundsätzlich sei es für ihn aber nicht so, dass es eine große Qual sei, auf der Außenbahn aufzulaufen. „Trotzdem: Du bist im Zentrum noch mal freier.“
Zusammengefasst: Ich gehöre auf die Zehn.
Nur durfte der 27-Jährige diese Freiheit im ersten Bundesligaspiel nicht genießen. Brandt musste auf der linken Seite aushelfen, stattdessen startete Marco Reus in der Mitte. Ein Fehler? Vielleicht. Reus enttäuschte, während Brandt seiner Stärken beraubt wurde. Borussia Dortmund quälte sich zu einem 1:0 über Köln.
BVB: Emre Can wird nicht plötzlich zu einem Strategen werden
Das Mittelfeld bleibt ein problematischer Bereich. Jude Bellingham, 20, hat den Verein verlassen, um für Real Madrid zu arbeiten. Edin Terzic beschäftigen seitdem zwei Probleme. Einmal sucht der Trainer vor dem Derby beim VfL Bochum (15.30 Uhr/Sky) nach der richtigen Anordnung, den richtigen Personen für den wichtigsten Mannschaftsteil. Zudem gelingt es dem BVB unter dem gebürtigen Mendener zu selten, Gefährliches durch die Mitte zu erzeugen, häufig werden Angriffe über die Außenbahn aufgebaut. Das muss nicht schlecht sein, gerade mit einem bulligen Angreifer wie Sebastien Haller. Doch gegen sich zurückziehende Gegner fehlt es manchmal an Überraschendem, an Variationen, an Torchancen.
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Der neue Kapitän Emre Can, 29, gilt auf der Sechs als gesetzt, er soll abräumen, Löcher schließen. Neben ihm plant die Borussia mit Neuzugang Marcel Sabitzer, 29, der, wenn Dortmund den Ball hat, sich nach vorne orientiert. So weit die Theorie, gegen Köln wurmte es Terzic jedoch, dass sich Can zu häufig beim Spielaufbau zwischen die beiden Innenverteidiger fallen ließ, obwohl dies gar nicht nötig war. Dadurch fehlte er im Zentrum, „unser Sechserraum war viel zu selten gut besetzt“, sagte der Trainer.
Can bleibt ein ruppiger Mittelfeldspieler, aber er wird nicht mehr zu einem Strategen werden, der das Aufbauspiel prägen kann.
Vor Can und Sabitzer enttäuschte Reus, dem Dortmunder Offensivspiel konnte der 34-Jährige nichts Spektakuläres verleihen, es mangelte ihm an Leichtigkeit, an Einfluss. Eine Bewerbung für mehr Einsatzzeiten sieht anders aus.
BVB-Neuzugang Felix Nmecha wird stärker
Am Samstag gegen Bochum drängt nun Außenspieler Karim Adeyemi nach seinen Muskelproblemen wieder in die Startelf, Brandt könnte dann ins Zentrum rücken. Reus wird wohl auf der Bank platznehmen müssen. Zumal sich in Felix Nmecha ein weiterer Konkurrent im Kader befindet, dessen Form sich nach seinen körperlichen Problemen in der Vorbereitung steigern wird. Es ging etwas unter, aber gegen Köln bereitete der Neuzugang nach seiner Einwechslung immerhin das entscheidende Tor von Donyell Malen vor (88.).
Und Brandt? Dieser sei kein klassischer Flügelspieler, gibt Edin Terzic zu. Trotzdem musste der Nationalspieler seit seinem Wechsel 2019 von Bayer Leverkusen nach Dortmund immer wieder auf die Außenbahn rücken, meist, weil ihm Marco Reus den Weg ins Zentrum versperrte. In der vergangenen Saison aber rückte Brandt häufiger und dauerhafter in die Mitte, nachdem sich Reus verletzt hatte, und erlebte dort seine bislang überzeugendste Phase im schwarz-gelben Trikot. Nicht umsonst verlängerte der Klub den Vertrag mit ihm bis 2026.
Solange die Mannschaft gewinne, mache es ihm auch Spaß, auf Außen zu spielen, sagt Brandt. Allerdings: Derzeit wirkt es wahrscheinlicher, dass Dortmund siegt, wenn Julian Brandt im BVB-Zentrum aufläuft.