Gelsenkirchen. Fast sechs Millionen Euro zahlt Galatasaray für Ahmed Kutucu. Warum wurde der Stürmer auf Schalke aussortiert? Auch Norbert Elgert äußert sich.

Der Stolz ist Ahmed Kutucu ins Gesicht geschrieben. Der gebürtige Gelsenkirchener strahlt, als er am Freitag erstmals im gelb-roten Trikot des türkischen Meisters Galatasaray posiert. Verwunderlich ist das nicht, denn für den 24 Jahre alten Stürmer hat sich durch die Unterschrift in Istanbul ein Traum erfüllt. „Als ich gehört habe, dass Galatasaray Interesse an mir hat, wollte ich, dass es schnell geht. Galatasaray ist meine Kindheitsliebe“, sagt er in einem Interview auf dem klubeigenen YouTube-Kanal.

Durch seine guten Leistungen im Trikot des Erstliga-Aufsteigers Eyüpspor hat sich der Deutsch-Türke in den Fokus des Rekordmeisters gespielt. Knapp sechs Millionen Euro Ablöse hat Galatasaray bezahlt. Mit 14 Toren in 21 Ligaeinsätzen verhalf Kutucu dem Klub aus dem Istanbuler Bezirk Eyüp in der Saison 2023/24 zum Aufstieg – und auch in der Süper Lig konnte er unter Trainer Arda Turan an seine guten Leistungen anknüpfen. In 18 Saisonspielen für Eyüpspor traf er achtmal und bereitete sieben Tore vor. Nach rund vier Jahren ohne Nominierung gelang Kutucu sogar die Rückkehr in die türkische Nationalmannschaft.

Ahmed Kutucu galt als große Zukunftshoffnung auf Schalke

Auch im Umfeld von Schalke 04 wird dieser Karrieresprung genau registriert – denn nicht wenige hatten gehofft, dass Kutucu bei den Gelsenkirchenern eine Nummer werden kann. Schon als A-Jugendlicher debütierte der Stürmer in der Saison 2018/19 in der Bundesliga für Schalke. Und sein Start war vielversprechend: In seinem zweiten Bundesligaspiel traf er beim 3:1-Sieg in Stuttgart, wenige Wochen später traf Kutucu sogar gegen den großen FC Bayern München.

Schnell rückte Kutucu damals in den Fokus der Öffentlichkeit. Schon als Teenager galt er als das Gesicht der Schalker Zukunft – auch, weil er als S04-Eigengewächs, gebürtiger Gelsenkirchener und Sohn eines Bergarbeiters perfekt zu Schalke 04 passte. Die Erwartungen an Kutucu waren riesig. Doch erfüllen konnte er sie in der Folge nicht mehr.

Neu in Istanbul: Ahmed Kutucu posiert nach seiner Unterschrift im Trikot von Galatasaray. 
Neu in Istanbul: Ahmed Kutucu posiert nach seiner Unterschrift im Trikot von Galatasaray.  © GALATASARAY | Galatasaray

„Vielleicht fehlt ganz allgemein gesprochen in unserer heutigen Hochgeschwindigkeitszeit häufig die nötige Geduld und Zeit mit jungen Spielern“, erklärt sein damaliger Förderer und U19-Trainer Norbert Elgert gegenüber der WAZ. Unter Elgert wurde Kutucu vom Mittelfeldspieler zum Stürmer, er traf in 48 U19-Spielen 27-mal (elf Assists). Für die S04-Profis traf er danach nur sechsmal in 52 Spielen.

Kutucu zerbrach an den hohen Erwartungen bei seinem Heimatklub. Unter dem damaligen Trainer David Wagner sollte der Youngster als Stürmer Nummer eins in die Saison 2020/21 gehen – doch in der Vorbereitung präsentierte sich Kutucu schwach. Er war nicht fit genug, konnte das Tempo im Trainingslager in Herzlake nicht mitgehen. Gern hätten die Schalker den Deutsch-Türken zu einem Aushängeschild des Klubs gemacht, doch Erwartungen und sportliche Leistungen passten im Sommer 2020 nicht ansatzweise zusammen – wie so vieles in der damaligen Schalker Mannschaft. In der Hinrunde 20/21 konnten die Königsblauen nur ein Spiel gewinnen. Kutucu stand dabei lediglich 101 Minuten auf dem Rasen. Als der Abstieg in die 2. Bundesliga im April 2021 feststand, war Kutucu schon gar nicht mehr da – im Winter wurde er an Heracles Almelo ausgeliehen.

Gemeinsame Zeit auf Schalke: U19-Trainer Norbert Elgert mit Ahmed Kutucu.
Gemeinsame Zeit auf Schalke: U19-Trainer Norbert Elgert mit Ahmed Kutucu. © firo Sportphoto | firo Sportphoto / Volker Nagraszus

Ex-Schalker Ahmed Kutucu hat trotz Rückschlägen nie aufgegeben

Zu einer Rückkehr ins Ruhrgebiet kam es danach nicht mehr. Der Stürmer wechselte zu Basaksehir nach Istanbul in die türkische Top-Liga, doch konnte dort genauso wenig überzeugen wie später als Leihspieler beim SV Sandhausen. 2023 wechselte er schließlich zu Eyüpspor in die zweite türkische Liga – der Karriereknick war perfekt, Kutucu war vom Radar verschwunden, seine Laufbahn drohte zu versanden.

„Erfolg ist immer eine Frage des Durchhaltens und Misserfolg häufig eine Folge von zu frühem Aufgeben“, erklärt Talent-Förderer Norbert Elgert. Kutucu hat bei Eyüpspor bewiesen, dass er noch nicht aufgegeben hat – und seine Karriere durch Tore und gute Leistungen wieder angekurbelt. „Ahmed hat sich durch Rückschläge und Widerstände nie aufhalten und von seinem Weg abbringen lassen. Er hat weiter hart an sich gearbeitet und nie aufgegeben“, schwärmt Elgert, der bis heute den Kontakt zu Kutucu pflegt. Noch am Freitag hat er mit seinem Ex-Schützling telefoniert und ihn zu seinem Wechsel beglückwünscht.

Es ist ein Wechsel auf den Ahmed Kutucu stolz sein kann. Nicht nur weil, er in seinen dreieinhalb Jahren Vertragslaufzeit bei Galatasaray rund 5,5 Millionen Euro verdienen wird. Sondern, weil er nie aufgegeben hat. Vom enttäuschten Bankdrücker in Sandhausen hat es Kutucu über den Umweg Eyüpspor bis zum größten Verein der Türkei geschafft.

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