Gelsenkirchen. Im exklusiven Gespräch klärt Schalkes Vorstandschef Matthias Tillmann das Missverständnis mit Clemens Tönnies auf – und spricht über den Start der Fördergenossenschaft.

Die Bierstände auf dem Arenaring wurden aufgebaut, in der Nordkurve ein wenig aufgeräumt und im Oberrang letzte Werbebanden angebracht. Schon rund 24 Stunden vor dem Heimspiel von Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg an diesem Samstag (13 Uhr/Sky) war in der Gelsenkirchener Arena fast alles angerichtet für Zweitliga-Fußball.

Kurz schaute sich auch Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann die Vorbereitung an – doch dann nahm er sich Zeit für die WAZ. Denn im GlückAuf-Club der Arena war der 41-Jährige der Star-Gast einer Sonderfolge unseres Video-Formats „19:04 – Inside Schalke“. Mit S04-Reporter Andreas Ernst und Moderator Sinan Sat sprach Tillmann über den Zeichnungsstart der Fördergenossenschaft, das Missverständnis mit Clemens Tönnies und auch die Transferplanungen für diesen Winter.

Matthias Tillmann über…

… den Zeichnungsstart der Fördergenossenschaft: „Die erste Wasserstandsmeldung wird es im Rahmen des Heimspiels gegen Nürnberg geben. Aber ich bin absolut zufrieden. Ich erwarte keinen Raketenstart – wir haben unsere Marketingkampagne für rund drei Monate, bis zum 19.04. angelegt. Damit starten wir jetzt, wir haben viele Aktionen geplant, um die Leute abzuholen und für das Projekt zu begeistern. Aber schon jetzt sehen wir: Das Interesse ist da.“

… Ziele der Fördergenossenschaft: „Ich habe immer gesagt: Wenn man 50 Millionen Euro durch die Genossenschaft einnehmen könnte, würde sich die Welt hier ändern. Wir haben nicht als Ziel ausgerufen, bis zum Ende der Kampagne am 19.04. 50 Millionen Euro einzunehmen – aber über einen längeren Zeitraum kann man vielleicht dorthin kommen. Für die ersten zweieinhalb Monate wäre es ein Erfolg, wenn wir mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag einsammeln.“

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Schalkes Vorstandschef Matthias Tillmann (mitte) im Gespräch mit Andreas Ernst und Sinan Sat. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Schalke-CEO Tillmann: „Vielleicht gab es in der Vergangenheit zu viel Harmoniebedürfnis“

… ein Missverständnis mit Clemens Tönnies: „Zu Jahresbeginn wurde ich in einem Interview gefragt, ob Clemens Tönnies bei der Genossenschaft mitmachen würde. Im Vorfeld hatte ich mit all unseren Partnern gesprochen – auch mit Clemens Tönnies. In diesem Gespräch habe ich gesagt, dass sich Clemens Tönnies durchaus vorstellen könne, Teil der Genossenschaft zu sein. Als Reaktion auf dieses Interview habe ich dann jedoch einen Brief bekommen, in dem er geschrieben hat, dass er sich finanziell nicht beteiligen möchte. Vor dem Zeichnungsstart wollte ich transparent sein, daher habe ich gesagt, dass Tönnies nicht dabei ist.“

… Fehler in der Vergangenheit: „Wenn man so einen großen Umbruch macht und unangenehme Entscheidungen trifft, die Menschen betreffen, ist es mit Harmonie schwierig. Vielleicht ist genau da der Fehler: Vielleicht gab es in der Vergangenheit zu viel Harmoniebedürfnis, weshalb einige Entscheidungen nicht getroffen wurden. Natürlich denke ich darüber nach, ob wir das hätten anders moderieren können. Aber, wenn man solche Entscheidungen trifft, wird es nie Applaus geben. Ich habe es aber mit voller Überzeugung gemacht, weil ich glaube, dass es richtig für Schalke 04 ist. Mir geht es nicht darum, dass ich derjenige bin, der von allen gemocht wird.“

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Sonderfolge von „19:04 - Inside Schalke“ mit unserem Reporter Andreas Ernst, Moderator Sinan Sat und Schalkes Vorstandschef Matthias Tillmann. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Schalke-CEO Tillmann mit Lob für Kaderplaner Ben Manga

… die Suche nach einem neuen Sportvorstand: „Der Prozess läuft, der Aufsichtsrat kümmert sich federführend um die Suche, ich bin teilweise in die Gespräche eingebunden. Dank Youri Mulder haben wir Zeit gewonnen – es hatte jemand gefehlt, der im Profileistungszentrum unterstützt. Wir wollen die richtige Person finden, jemanden, der passt und den angestoßenen Weg mitgeht. Wir schauen auf das langfristige Projekt – auf drei, vier, fünf Jahre und wollen endlich mal Konstanz reinbekommen, gerade bei einer solchen Personalie.“

… Transferplanungen in diesem Winter: „Wir brauchen nicht in die Breite gehen. Wenn wir im Winter etwas machen, dann in die Spitze – wir brauchen Spieler, die uns direkt weiterhelfen. Aber im Winter ist es nicht einfach, solche Spieler zu bekommen. Wenn ein Fußballer performt, hat er oft wenig Gründe, während der Saison zu wechseln. Weil wir aber aktuell einige Verletzte haben, ist es durchaus möglich, dass wir in den nächsten Tagen noch etwas machen.“

… Kaderplaner Ben Manga: „Ben macht genau das, was wir von ihm erwartet haben. An der einen oder anderen Stelle geht die Diskussion in die falsche Richtung, wenn ich höre: ‚Die Kaderplanung war falsch, der Perlentaucher hat ein blindes Auge.‘ Aber so funktioniert es nicht. Ben hat die Aufgabe, Talente für Schalke zu finden, bevor sie andere Vereine finden. In unserer finanziellen Situation können wir nicht konkurrieren und hohe Ablösen zahlen, deshalb müssen wir Spieler mit Potenzial holen und diese selbst weiterentwickeln und ausbilden – aber das braucht seine Zeit. Manchmal sieht man erst nach zwei, drei Jahren, ob ein Spieler wirklich das erhoffte Potenzial hat oder nicht. Ich denke, dass in den nächsten Jahren rückblickend noch besser verstanden wird, warum wir Ben Manga geholt haben.“

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