Gelsenkirchen. Sehr viel passierte beim FC Schalke 04 im Jahr 2024. Unser Reporter Andreas Ernst blickt auf die sechs denkwürdigsten Spiele zurück.

Was bleibt beim Zweitligisten FC Schalke 04 hängen, wenn die Fans, Mitglieder, Spieler, Verantwortlichen über das Jahr 2024 nachdenken? Die Existenzangst, der Abstiegskampf des Frühjahres, etliche katastrophale Vorstellungen, Diskussionen über eine Drittliga-Lizenz. Nach dem vollbrachten Klassenerhalt gab es neuen Schwung durch viele Verpflichtungen im Sommer, doch die Saison begann wie die alte endete: mit Abstiegssorgen schon nach kurzer Zeit. Erst im Dezember gab es drei Versöhnungsspiele, vorweihnachtliche Geschenke.

Unser Reporter Andreas Ernst hat fast alle Spiele im Jahr 2024 gesehen. Er blickt auf die sechs denkwürdigsten.

Grandioses Jahresfinale: Schalke fegt Elversberg vom Platz | 19:04 der Schalke-Talk

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    24. Februar 2024 - 23. Spieltag: 1. FC Magdeburg - FC Schalke 04 3:0

    Die Träume von einer Aufholjagd sind noch nicht einmal zwei Monate her. Im Trainingslager an der Algarve in Portugal gab es Anfang Januar in der wärmenden Sonne Albufeiras den großen Mannschaftsschwur, in der Rückrunde noch die oberen Plätze anzugreifen, ausgehend von einem guten Start gegen den HSV wollte S04 die Liga von hinten aufrollen. Doch auf einen 0:2-drei-Lattenschüsse-Start gegen Hamburg folgt eine 1:4-Blamage in Kaiserslautern. Und aus einem Aufstiegs- wird ein bitterer Abstiegskampf. Vor allem auswärts versagt Schalke, verliert nicht nur auf dem Betzenberg, sondern auch beim späteren Aufsteiger Kiel (0:1). Den Tiefpunkt gibt es in Magdeburg. Schon zur Pause steht es 3:0 für die Magdeburger, nach der schlechtesten Halbzeit, die Schalke seit vielen Jahren spielte. Die Mannschaft präsentiert sich in einem erschütternden Zustand. Angst umgibt den Klub.

    1. März 2024 - 24. Spieltag: FC Schalke 04 - FC St. Pauli 3:1

    Die Aussprache war längst überfällig. Nach dem schlimmen 0:3 in Magdeburg wollte niemand bei S04 einfach so weitermachen. Die Mannschaft setzte sich zusammen, sprach sich ohne Trainer und Verantwortliche aus. Deutliche Worte fielen. Der nächste Gegner: Tabellenführer und Aufstiegsfavorit FC St. Pauli, der bis dahin nur ein Spiel verloren hatte. Ausgerechnet. Trainer Karel Geraerts, dem bei einer Pleite das vorzeitige Aus gedroht hätte, stellte um. Er beorderte Ron Schallenberg in die Innenverteidigung, setzte im Mittelfeld auf eine Raute, zudem auf ein mutiges Mann-gegen-Mann-Anlaufen. Die Schalker überrannten den späteren Aufsteiger, vor allem Doppel-Torschütze Yusuf Kabadayi überzeugte. Zittern mussten die S04-Fans dennoch weiter. Der Klassenerhalt gelang erst viel später.

    7. Mai 2024 - 31. Spieltag: VfL Osnabrück - FC Schalke 04 0:4

    Im altehrwürdigen Stadion an der Bremer Brücke wollte Schalke den Klassenerhalt feiern - doch dann sperrte die Stadt Osnabrück das Stadion. Eine Absage folgte und zudem ein Streit mit heftigen gegenseitigen Vorwürfen zwischen beiden Klubs um den neuen Austragungsort. Vergeben wurde das Spiel nach Hamburg, am Millerntor durften aber keine Zuschauer dabei sein. Die Geisterspiel-Atmosphäre schien Schalke zu beflügeln. Keke Topp (2), Kenan Karaman und Assan Ouédraogo schossen einen deutlichen 4:0-Sieg heraus, auf der verwaisten Tribüne fielen Schalkes Vorstand und den anwesenden Aufsichtsrats-Mitgliedern ganze Gebirgsketten vom Herzen. Vor den Toren des Stadions warteten auf dem großen Gelände am Heiligengeistfeld rund 200 Schalke-Fans. Torwart Marius Müller sprang auf einen Zaun und jubelte mit den Fans: ein Bild des Jahres.

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    20. September 2024 - 6. Spieltag: FC Schalke 04 - Darmstadt 98 3:5

    Wieder ein Endspiel für Trainer Geraerts. Niemand sprach das so aus, hinter vorgehaltener Hand wusste das aber jeder. Schon in der Rückrunde 2023/2024 hatte er vor dem Aus gestanden, der neue Kaderplaner Ben Manga längst den Daumen gesenkt, eine sportliche Entwicklung war nicht mehr zu sehen. Eine belgische Zeitung schrieb, Geraerts sei ein „dead man walking“. Nur ein Sieg würde helfen, Geraerts wusste das. Und seine Mannschaft enttäuschte ihn nicht: Tobias Mohr, Moussa Sylla und Ron Schallenberg schossen eine lockere 3:0-Führung heraus, S04 stürmte herausragend. Auch ein Elfmeter-Gegentor unmittelbar vor dem Pausenpfiff (45.+5) änderte nichts an der beschwingten Stimmung zur Pause. An einem Tag der Stromausfälle nutzte Darmstadt einen solchen in der 56. Minute zum Anschlusstreffer. Danach bracht S04 zusammen, unterlag am Ende mit 3:5, die Fans pfiffen. Noch am Morgen danach wurde Geraerts gefeuert.

    firo :  20.09.2024,
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FC Schalke 04 - SV Darmstadt 98
    Sein letztes Spiel als Schalke-Trainer: Karel Geraerts musste nach dem 3:5 gegen Darmstadt gehen. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    6. Dezember 2024 - 15. Spieltag: SC Paderborn - FC Schalke 04 2:4

    Die Verantwortlichen der Schalker hatten längst einen Plan B ausgearbeitet. Trainer Kees van Wonderen, erst seit anderthalb Monaten im Amt, schien der falsche Mann zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein. Er konnte offenbar niemanden begeistern: weder die Fans noch die Mannschaft. Schalke spielte schlechten Fußball, hatte gerade mit 0:3 gegen Kaiserslautern verloren. Und drei Spiele gegen Top-Teams sollten noch folgen. Eine deutliche Niederlage in Paderborn, mit der fast alle Schalker rechneten, würde das Aus für van Wonderen bedeuten. Doch Trainer und Profis hielten zusammen. Van Wonderen hatte seinem Mannschaftsrat aufmerksam zugehört, Teamsprache, Taktik und Startelf sukzessive umgestellt. Das Ergebnis: Schalke legte ein herausragend gutes Spiel hin, kam beim amtierenden Tabellenführer auf 25:5 Torschüsse und siegte hochverdient mit 4:2.

    20. Dezember 2024 - 17. Spieltag: SV Elversberg - FC Schalke 04 1:4

    Der letzte Akt eines wilden Jahres führte Schalke ins kleine Waldstadion an der Kaiserlinde im 13.000-Einwohner-Dörfchen Spiesen-Elversberg, bei winterlichen zwei Grad im Regen. Im noch nicht vollständig ausgebauten Stadion bekamen es die Schalker wieder mit einem Spitzenreiter zu tun. In einem lange ausgeglichenen Spiel stand es in der 55. Minute 1:1, als ein gewonnener Zweikampf von Mehmet Can Aydin die Wende brachte. Die Elversberger reklamierten Foul, die Schalker setzten den Angriff fort, Moussa Sylla traf zum 2:1. Es folgte eine Gala mit weiteren schönen Toren, Schalke siegte 4:1. Der glücklichste Mensch der Welt sei er beim Schlusspfiff gewesen, sagte Torschütze Ron Schallenberg nach dem Abpfiff. Doch dann wurden die Bilder des Anschlags aus Magdeburg bekannt. Und keinem war mehr nach Feiern zumute.

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