Gelsenkirchen. Jakob Fimpel erfüllt eine wichtige Voraussetzung vorerst nicht. Eine Beförderung zum Schalke-Cheftrainer wäre daher eine teure Lösung.
Jakob Fimpel wirkte schon kurz nach seinem wichtigsten Spiel als noch junger Fußballtrainer erstaunlich ruhig. Nach dem 2:1-Erfolg des FC Schalke 04 bei Preußen Münster analysierte der 35-Jährige die Leistung ruhig, ordnete sie realistisch ein, lobte Talente und den Torjäger. Der U23-Trainer wurde von Sportchef Ben Manga für zwei Spiele zum Profichef befördert - soll danach wieder zur U23 zurückkehren. Eine Hintertür haben sich Klub und Fimpel aber stets offen gehalten. Ist er doch ein Kandidat für eine Beförderung?
Ganz so einfach ist das nicht. Im Gegenteil. Dagegen spricht vor allem, dass Fimpel nicht im Besitz der inzwischen „Uefa Pro-Lizenz“ genannten Fußballlehrer-Lizenz ist. In der Lizenzierungsordnung der DFL ist festgehalten, dass der hauptamtlich eingestellte Cheftrainer, dem „vertraglich und nach außen erkennbar alleinverantwortlich die Leitung des Trainings der Lizenzmannschaft übertragen ist“, im Besitz der Pro-Lizenz sein muss. Diese DFL-Formulierung verhindert, dass Schalke pro forma Co-Trainer Peter Balette zum Chef ernennen könnte - und Fimpel trotzdem das Training leitet.
Schalke: Fimpel ist erst seit zweieinhalb Jahren U23-Trainer - zu kurz
Fimpel gilt auf Schalke als herausragendes Trainertalent, ist aber aktuell noch A-Lizenzinhaber. Und er kann sich noch nicht für den neuen Uefa-Pro-Lehrgang anmelden. Denn die von der DFB-Akadamie genannten Aufnahmekriterien sind hart. Bewerber müssen mindestens drei Jahre höherklassige Trainertätigkeit nachweisen - beispielsweise einer U23, die mindestens in der Regionalliga spielt, einer U19-Mannschaft eines Nachwuchsleistungszentrums, einer Frauen-Bundesliga- oder Zweitligamannschaft. Anerkannt würde auch ein Co-Trainer-Job in einer der drei Profiligen. Wer mindestens sieben Jahre im Profifußball als Spieler aktiv war, muss nicht drei, sondern zwei Jahre Trainertätigkeit nachweisen.
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Und Fimpel? Kann das nicht. Er ist erst seit 28. März 2022 U23-Cheftrainer, ihm fehlt noch ein halbes Jahr, um sich bewerben zu können. Zuvor war er U23- und U17-Co-Trainer, U15-Cheftrainer, Videoanalyst der Knappenschmiede - nichts, was die DFB-Akademie anerkennen würde. Es könne noch „ein, zwei Jahre dauern“, sagte Fimpel selbst zur Uefa-Pro-Lizenz-Ausbildung.
Würden sich die Schalker trotzdem für Fimpel entscheiden, müssten sie mit einer Strafe wegen eines Verstoßes gegen die Lizenzierungsordnung rechnen. Doch wie hoch wäre die? Festgelegt ist eine solche Strafe nicht - das bestätigte die DFL dieser Zeitung. Es käme zu einer Verhandlung. Präzedenzfälle gibt es nur aus der Dritten Liga. Im August 2023 bestrafte der DFB die Aufsteiger SpVgg Unterhaching und den VfB Lübeck, die mit A-Lizenzinhaber Marc Unterberger (Unterhaching) und B-Lizenz-Inhaber Lukas Pfeiffer (Lübeck) in die Saison gestartet waren. Pfeiffer war Lübecks Aufstiegstrainer - für ihn galten mildernde Umstände.
Präzedenzfall für Schalke: Unterhaching und Lübeck in der 3. Liga
Unterhaching musste für den neu eingestellten Unterberger 10.000 Euro Grundstrafe bezahlen - plus 3500 Euro pro Spiel. Und das als Drittligist. Würde man diese Strafe auf Schalke übertragen, wären es allein in dieser Saison vom achten bis zum 34. Spieltag 101.000 Euro Strafe für einen Cheftrainer Fimpel. Für die finanziell angeschlagenen Schalker wäre das viel Geld.
Einmal hat Fimpel aber definitiv noch das Sagen - am Samstag gegen Hertha BSC (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky). Auch wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass er nicht dauerhaft Schalke-Chef bleibt: Dass er einmal eine Profimannschaft trainiert, glauben alle, die auf Schalke mit ihm zu tun haben.
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