Essen. Can Uzun hat es vorgemacht, brachte seinem Klub Millionen und spielt jetzt in der Bundesliga. 18 Spieler, die folgen könnten - auch ein Schalker.
Wenn am Freitag, 2. August, 20:30 Uhr, die zweite Bundesliga mit dem Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV startet, dann sagt diese Begegnung schon sehr viel über das Teilnehmerfeld dieser Saison aus. Sehr, sehr viele Traditionsvereine mit langer Erstligavergangenheit, die eines eint: Eigentlich, teils offen, teils insgeheim, ist es nicht ihr Anspruch, im Unterhaus zu spielen.
Und sie rüsten auf: sei es der 1. FC Nürnberg mit Miroslav Klose an der Seitenlinie und Robin Knoche in der Innenverteidigung, der HSV mit Davie Selke oder der FC Schalke 04 mit Moussa Sylla. Doch es lohnt sich auch abseits großer Namen und Millionen mal genauer hinzuschauen. Denn Can Uzun hat es in der vergangenen Saison vorgemacht. 30 Spiele, 16 Tore und zwei Vorlagen später hat Eintracht Frankfurt rund elf Millionen Euro für den 18 Jahre alten, jetzt ehemaligen Nürnberger hingelegt. Die 2. Liga kann für blutjunge Spieler ein echtes Sprungbrett sein. 18 Talente von 18 Klubs, bei denen es sich lohnen könnte, sie im Auge zu behalten.
1. FC Köln: Torwart-Eigengewächs Urbig bekommt seine Chance
Dem Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln gebührt besondere Aufmerksamkeit. Wegen der Transfersperre dürfe die Geißböcke keine neuen Spieler holen, sodass sie zwangsläufig auf Talente setzen müssen. Linksverteidiger Max Finkgräfe hat sich schon durchgesetzt, Damion Downs könnte seine Chance im Sturm erhalten. Der spannendste Jungstar steht jedoch im Tor: Jonas Urbig.
Der 20-Jährige ist deutscher Junioren-Nationalspieler und hat sich in der vergangenen Saison bei der SpVgg Greuther Fürth endgültig durchgesetzt. 33 Spiele, elfmal zu null, Stammtorwart. Urbig gilt langfristig als eine der großen Torwart-Hoffnungen Deutschlands und kurzfristig als neuer Stammkeeper des 1. FC Köln. „Im Heimatverein als Nummer eins in die Saison zu gehen, ist ein total schönes Gefühl. Darauf freue ich mich. Ein Zwischenziel ist erreicht, so kann man das sagen – doch am Ziel bin ich lange noch nicht angekommen“, sagte er am Rande des Kölner Trainingslagers.
SV Darmstadt 98: Neue Chance für verletzungsgeplagten Riedel
Jahrelang ist keinem Jugendspieler des SV Darmstadt 98 mehr das gelungen, was Clemens Riedel geschafft hat: Der 21 Jahre alte Innenverteidiger hat sich bei den Profis durchgesetzt. In der vergangenen Saison spielte er 14-mal Bundesliga, wurde jedoch immer wieder von Verletzungen ausgebremst. Stand jetzt hat Darmstadt zwei weitere Innenverteidiger unter Vertrag stehen, von denen sich in der Bundesliga keiner nachhaltig bewiesen hat. Dazu ist Aleksandar Vukotic aus Wiesbaden gekommen. Sollte Trainer Torsten Lieberknecht weiter auf die Dreierkette setzen, darf sich Riedel berechtigte Hoffnungen auf seine Durchbruchssaison machen.
Fortuna Düsseldorf statt Manchester City - startet Pejcinovic am Rhein durch?
Die Rückennummer 7 von Christos Tzolis hat er bekommen, legt er nun einen ähnlich steilen Aufstieg hin? Fortuna Düsseldorfs Leihstürmer Dzenan Pejcinovic ist ein klassischer Neuner, 1,88 Meter groß, beim FC Bayern München ausgebildet. Der 19-Jährige hat im Jugendbereich für Deutschland gespielt und in der abgelaufenen Saison 28 Tore in 18 U19-Bundesliga-Spielen für die Wölfe erzielt. Das hat Aufsehen erregt - dem Vernehmen nach auch bei Manchester City. Wolfsburg verlieh den 19-Jährigen aber lieber nach Düsseldorf, wo er sich nun erstmals auf Herren-Niveau beweisen soll.
Hamburger SV: Erster deutscher U17-Weltmeister vor dem Durchbruch?
Bilal Yalcinkaya soll gute Offerten auf dem Tisch gehabt haben, entschied sich aber dazu, dem Hamburger SV die Treue zu halten. Der 18 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler war eine der Entdeckungen der U17-Weltmeistermeischaft 2023, bei der Deutschland den Titel holt. Aufmerksam à la Lamine Yamal hat aber noch keiner der Jungstars auf sich gemacht. Yalcinkaya hat in der vergangenen Saison den Sprung aus der U19 in die Regionalliga Nord geschafft. Folgt nun der nächste Schritt?
Karlsruher SC: Drewes gibt das Tor frei, Eigengewächs Max Weiß bekommt seine Chance
Dem Karlsruher SC sind mit Lars Stindl, Daniel Brosinski (beide Karriereende) und Patrick Drewes (Wechsel zum VfL Bochum) erfahrene Spieler weggebrochen. Im Tor ist die Nachfolge schon geklärt: Der 20 Jahre alte Max Weiß trägt fortan die Nummer eins und soll Drewes beerben. Ein Spieler aus der Jugend des KSC, der in der vergangenen Saison zwei Zweitligaspiele absolviert hat. Spannend: Der 35 Jahre alte Robin Himmelmann, geholt vom 1. FC Kaiserslautern, soll Weiß in eigener Rolle als zweiter Torwart aufbauen, während Neuzugang Aki Koch erst einmal nur die Rolle des dritten Torhüters bleiben wird. Der 20-Jährige kam ablösefrei vom 1. FSV Mainz 05, wurde dort 2023 als Stammkeeper Deutscher A-Jugend-Meister.
Hannover 96: Mit 19 Jahren Stammspieler - geht Tresoldi den nächsten Schritt?
Nicolò Tresoldi hat bei Hannover 96 in der vergangenen Saison schon auf sich aufmerksam gemacht. Sieben Tore erzielte der 19 Jahre alte Mittelstürmer in 30 Zweitligaspielen, gab dazu drei Vorlagen. Dazu hat er in der deutschen U21-Nationalelf debütiert. Unter Trainer Stefan Leitl ist der 1,83 große Mittelstürmer auf eben dieser Position gesetzt. Er könnte den Uzun-Weg gehen: Startet das Eigengewächs in dieser Saison so richtig durch, könnte er der erste zweistellige Millionen-Abgang der 96er werden.
SC Paderborn: Wird Mika Baur der nächste Sirlord Conteh?
Sirlord Conteh hat vorgemacht, wie es gehen kann. Nach drei Drittligajahren in Magdeburg, zwei Jahren als Stammspieler bei Zweitligist SC Paderborn ist er im Sommer zum 1. FC Heidenheim in die Bundesliga gewechselt. Das Loch, das der 28-Jährige auf den offensiven Außenbahnen hinterlässt, könnte der acht Jahre jüngere Mika Baur füllen.
Ausgebildet beim SC Freiburg, bringt der Sommerzugang des SCP vielversprechende Anlagen mit. Baur ist 1,72 Meter groß, kann auf beiden Außenbahnen und im offensiven Mittelfeld spielen, ist dribbelstark und beidfüßig. Genau wie Conteh hat der deutsche U20-Nationalspieler drei Drittligajahre hinter sich. Und wo dessen Weg hinführt, ist bekannt.
SpVgg Fürth: Ex-Essener Futkeu kann von den Erfahrenen lernen, aber spielt er auch?
Eigentlich ist die SpVgg Fürth im Sturm gut aufgestellt. Kapitän Branimir Hrgota, dazu der zweitligaerfahrene Denis Srbeny. Ein gutes Umfeld für Noel Futkeu, der von Eintracht Frankfurt II gekommen ist. Das ehemalige Talent von Rot-Weiss Essen hat den Sprung in die zweite Bundesliga geschafft und kann von den beiden Haudegen sicherlich einiges lernen.
Die Frage aller Fragen, die für ihn genauso wie Sturmtalent Leander Popp gilt: Spielt er auch? Oder geht es vielleicht nochmal zur zweiten Mannschaft in die Regionalliga Bayern? Das bleibt abzuwarten. Fakt ist: Fürth plant mit Futkeu für Liga zwei und der 21-Jährige kommt mit dem Selbstvertrauen von 16 Tore und acht Vorlagen in der Regionalliga Südwest im Rücken.
Hertha BSC: Profitiert Gustav Christensen unverhofft vom Reese-Ausfall?
Auf der linken Außenbahn gibt es an Fabian Reese eigentlich kein Vorbeikommen. Beim Testspiel Energie Cottbus gegen Hertha BSC wurde der Kapitän allerdings übel gefoult, muss wochenlang zuschauen. Die Chance für Gustav Christensen (19)? Beim zweistündigen Test gegen den niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen durfte er bereits eine Stunde lang ran, blieb aber blass.
Da Reese aber auch den Saisonstart verpassen wird, winkt Christensen eine neue Chance. Mit acht Toren in zwölf Regionalliga-Spielen für Hertha BSC II fand sich der beim dänischen Meister FC Midtjylland ausgebildete Christensen in der vergangenen Saison gut ein. Möglich, dass er, im Stil des Ex-Bochumers Tjark Ernst, nun die nächste unverhoffte Chance zu nutzen weiß.
FC Schalke 04: Tritt Emil Höjlund aus dem Schatten von Karaman und Sylla?
Die ersten Testspiele haben gezeigt, dass sich der FC Schalke 04 im Sturm allem Anschein nach sehr vernünftig verstärkt hat. Neu-Kapitän Kenan Karaman ist geblieben, Moussa Sylla für zwei Millionen Euro gekommen. Und dahinter lauert noch einer auf seine Chance: Emil Höjlund.
Der 19 Jahre alte Däne geht erst einmal als Stürmer Nummer drei in die Saison, bringt aber ein interessantes Profil mit. Der Bruder von ManUnited-Star Rasmus ist 1,91 Meter groß und gilt als mitspielender Stürmer, der aber eben gleichzeitig auch Bälle festmachen kann. Bislang hat er allerdings noch kaum Profierfahrung. Auf Schalke kann und soll sich das ändern.
Schalke 04 – Mehr News und Hintergründe:
- Schalke nennt Details zur Genossenschaft: So viel kosten die Anteile
- Schalke: So leidet der ganze Verein – Kritik an Mitgliederversammlung
- Schalke-MV: „Kein Vorbild“, scharfe Kritik an Hefer und Tillmann
- Schalke-Mitglied zerlegt Vereinsführung – tosender Applaus
- Schalke-Aufsichtsrat: Hefer-Vertreter ist raus! Ulupinar dabei
- undefined
SV Elversberg: Vorbild Paul Wanner - folgt jetzt Mohammad Mahmoud?
Die SV Elversberg hat sich in der zweiten Liga etabliert und ist ihrem Ruf als Talentschmiede auch in der vergangenen Saison wieder gerecht geworden. Bayern-Hoffnung Paul Wanner lieferte im ersten Profi-Jahr sechs Tore und drei Vorlagen in 28 Spielen und soll das nun beim 1. FC Heidenheim auf Bundesliga-Niveau wiederholen. Bleibt die Frage, wer dieses Jahr das saarländische Sprungbrett nutzt: vielleicht Mohammad Mahmoud?
Der 1,90 Meter große Mittelstürmer ist ablösefrei aus der U19 des VfL Bochum gekommen. Da überzeugte er mit 16 Toren in 20 Spielen, trainierte schon mit den Profis, schaffte den finalen Schritt aber nicht. Der soll nun in Elversberg folgen, wo sie daran glauben, dass er sich langfristig durchsetzen kann.
1. FC Nürnberg: Wird Finn Jeltsch der nächste Can Uzun?
Zugeben: Can Uzun spielt im offensiven Mittelfeld, Finn Jeltsch (18) in der Innenverteidigung: Beide eint jedoch der Weg aus der zweiten Mannschaft zu den Profis des 1. FC Nürnberg. Uzun hat den Sprung zu Eintracht Frankfurt geschafft und Nürnberg nach überragender Saison einen zweistelligen Millionenbetrag eingespielt. Und Jeltsch?
Der hat in der abgelaufenen Saison auch schon 13 Zweitligaspiele gemacht. Mit Robin Knoche hat Nürnberg einen extrem erfahrenen Bundesliga-Spieler geholt - ein idealer Trainingspartner. Seinen Marktwert hat Jeltsch binnen eines Jahres bei „transfermarkt.de“ auf fünf Millionen Euro verzehnfacht - und das muss noch lange nicht das Ende sein. Wie Yalcinkaya ist er Teil der U17-Weltmeistermannschaft.
1. FC Kaiserslautern: Shawn Blum könnt vom Flügel-Engpass profitieren
Beim 1. FC Kaiserslautern dürften es die U21-Spieler in der kommenden Saison eher schwer haben. Mika Haas etwa hat mit Leon Wekesser und Florian Kleinhansl zwei erfahrene Linksverteidiger vor sich. Er kommt wie Fabian Heck aus der zweiten Mannschaft. Im Tor muss sich der 19-Jährige aber ebenfalls hinten anstellen.
Bleibt noch Shawn Blum, der in der vergangenen Saison ebenfalls in der Oberliga-Mannschaft spielte. Zwölf Tore in 32 Spielen lesen sich ordentlich für den Bruder des Ex-Bochumers Danny, allerdings steht er jetzt vor einem Drei-Ligen-Sprung. Was ihm zugutekommt: Mit Aaron Opoku und Kenny Prince-Redondo stehen aktuell nur zwei weitere gelernte Außenspieler im Kader. Richmond Tachie kann ebenfalls auf den Flügeln spielen. Auch Dickson Abiama wich in der Rückrunde immer mal wieder aus, überzeugte aber nicht.
1. FC Magdeburg: Ein Essener Junge als offensives Herzstück?
Abu-Bekir Ömer El-Zein hat schon einmal einen Anlauf in der 2. Liga genommen. 2022/23 mit dem SV Sandhausen. Der endete aber im Abstieg. Zwei Jahre später schlägt er nun beim 1. FC Magdeburg auf. Der gebürtige Essener wurde bei Borussia Dortmund ausgebildet, ist 21 Jahre alt und offensiver Mittelfeldspieler. Die Magdeburger können unter Christian Titz ansehnlichen Offensivfußball spielen. Das haben sie in der vergangenen Saison immer wieder gezeigt. Als spielstarker Zehner kann er das Herzstück des Magdeburger Offensivspiels bieten - wenn sie es denn konsequent auf den Platz bekommen.
Eintracht Braunschweig: Sidney Raebiger ist die Zukunft im zentralen Mittelfeld
Schon mit Vertragsunterschrift sendete Eintracht Braunschweig ein deutliches Signal: Bis 2027 hat Sidney Raebiger sich an die Löwen gebunden. Ein klares Signal: Der 19-Jährige soll die Zukunft bei den Braunschweigern sein. In der jüngeren Vergangenheit ist ihm der Sprung in Liga zwei in Fürth nicht geglückt. Nun, nach einem Jahr bei Eintracht Frankfurt II, der nächste Anlauf. Sein Profil ist interessant: bei RB Leipzig ausgebildet, flexibel, kreativ, laufstark, kann auf der Sechs und auf der Acht spielen. Das kann ihm bei der massiven Konkurrenz in der Zentrale nur zugute kommen.
SSV Ulm 1846: Wer wird der neue Leo Scienza?
Am sensationellen Durchmarsch des SSV Ulm 1846 in die zweite Liga hatte Leo Scienza großen Anteil. Jetzt spielt der ehemalige Schalker allerdings beim 1. FC Heidenheim. Ulm hat gleich zwei potenzielle Jungstars als Nachfolger im Köcher. Neben Laurin Ulrich (vom VfB Stuttgart ausgeliehen) steht vor allem Maurice Krattenmacher im Fokus.
Im zarten Alter von 17 Jahren war er der offensive Mittelfeldspieler in der vergangenen Drittligasaison Stammspieler bei der SpVgg Unterhaching, woraufhin der FC Bayern München seine Geldschatulle öffnete. Weil der Sprung zu den Münchenern aber noch zu früh käme, spielt Krattenmacher leihweise für ein Jahr in Ulm. Krattenmacher ist deutscher U-Nationalspieler, offensiv flexibel einsetzbar und torgefährlich. Der 18-Jährige hat das Potenzial, einen ähnlichen Weg wie Scienza oder Wanner einzuschlagen.
SC Preußen Münster: Von Manuel Neuer gelernt und jetzt bereit für Liga zwei?
Genau wie Ulm ist auch der SC Preußen Münster aus der Regionalliga in die zweite Liga durchmarschiert. Maximilian Schulze-Niehues geht diesen Weg allerdings nicht mehr mit. Die Torwart-Koryphäe hat ihre Karriere beendet - ein blutjunger Nachfolger steht in den Startlöchern. Johannes Schenk, 21 Jahre alt, beim FC Bayern München ausgebildet. Er hat von Manuel Neuer, einem der besten Torhüter der Welt, gelernt. Bei Preußen Münster gilt er als Favorit auf die Nummer eins. Sie trauen ihm diese Rolle dem Vernehmen nach zu. Ähnlich wie Raebiger kann Schenk mit einem Vertrag bis 2027 ein Gesicht der Zukunft sein.
SSV Jahn Regensburg: Geht Stammspieler Louis Breunig den nächsten Schritt?
Mit Louis Breunig hat der SSV Jahn Regensburg ein echtes Abwehrjuwel in seinen Reihen. 20 Jahre ist der 1,88 Meter große Innenverteidiger erst alt, aber schon längst Stammspieler. In der vergangenen Saison verpasste er gerade einmal drei Drittligaspiele, stand auch in der Relegation auf dem Platz. Mit einem Vertrag bis 2027 ist er langfristig gebunden. In der Saison 2022/23 debütierte er bereits für den 1. FC Nürnberg in Liga zwei - es bleib jedoch bei einem Spiel. Jetzt stehen die Chancen deutlich besser, dass sich Breunig in Liga zwei festspielen kann.