Mittersill. Mit der WAZ spricht Paul Seguin offen über seine Startschwierigkeiten bei Schalke 04. In der kommenden Saison ist er als Führungsspieler gefragt.
Einen letzten Tag konnten die Profis von Schalke 04 am Sonntag noch entspannen, bevor für sie an diesem Montag der schweißtreibende Höhepunkt der Sommervorbereitung beginnt: das siebentägige Trainingslager in Mittersill (Österreich). Anstrengende Einheiten, weit weg von den Familien – besonders beliebt sind solche Trainingslager bei vielen Fußballern nicht. Doch es gibt Ausnahmen. Etwa Paul Seguin. „Ich freue mich wirklich darauf“, sagt der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler der WAZ. „Hier können wir uns als Mannschaft noch besser kennenlernen und eine gute Harmonie in der Truppe ist ganz wichtig. In einem Trainingslager setzt man die Basis für die komplette Saison.“
Obwohl Seguin, der 2023 von Union Berlin nach Gelsenkirchen gewechselt ist, in seine zweite Saison auf Schalke geht, muss er in diesem Jahr in etliche neue Gesichter blicken und neue Namen lernen. Neun externe Zugänge sind zum Start des Trainingslagers dabei, hinzu kommen fünf Talente aus der Knappenschmiede, die sich in diesem Sommer erstmals bei den Profis beweisen dürfen.
Schalke: Paul Seguin in neuer Hierarchie gefragt
Nötig ist diese Flut an Neuzugängen, weil viele Etablierte den Klub verlassen haben – darunter auch Gesichter des Vereins wie Keke Topp, Assan Ouédraogo, Marius Müller oder Kapitän Simon Terodde. In Abwesenheit von Alphatieren wie Terodde oder auch Torwart Müller braucht es im Kader von Schalke 04 eine neue Hierarchie – in der auch Paul Seguin gefragt ist.
„Ich will in dieser Saison noch mehr Verantwortung übernehmen“, sagt der Mittelfeldspieler, der unter Trainer Karel Geraerts schon im Laufe der zurückliegenden Spielzeit immer wichtiger wurde. Auf der Sechs, vor der Abwehr, war Seguin gesetzt und der Taktgeber im Spiel von Schalke 04. Genau diese Rolle soll der 29-Jährige auch in den kommenden Monaten übernehmen. „Ich bin ein Fußballer, der gern den Ball hat und den Takt vorgibt, das ist eine Stärke von mir“, erklärt Seguin sein Spiel.
Schalke-Profi Paul Seguin ist kein klassischer Anführer
Aber: Ein klassischer Anführer-Typ ist Seguin nicht. Der gebürtige Magdeburger ist weder extrovertiert noch besonders laut – das Gegenteil ist der Fall. „Ich bin sehr zurückhaltend, das ist meine Art“, sagt er ehrlich. Überzeugen will er deshalb nicht durch Lautstärke, sondern durch fußballerisches Können – und daran mangelt es Paul Seguin bekanntlich nicht. Unbestritten ist er der technisch beste Fußballer im Kader von Schalke 04. „Ich möchte mit Fußball vorangehen, mit Leistungen und nicht durchs Reden“, so der ambitionierte Plan des Mittelfeldspielers.
Innerhalb der Mannschaft war Seguin während der vergangenen Monate nicht unumstritten, doch Trainer Karel Geraerts baute durchgehend auf seinen Spielgestalter, stärkte ihm den Rücken – und auch zu Beginn der Vorbereitung schwärmt der Belgier von Seguin. „Paul ist Schlüsselspieler und sehr wichtig für die Mannschaft“, lobt der Trainer. „Egal, ob mit dem Ball, ohne den Ball oder in der Gruppe, einfach ein Schlüsselspieler, ohne Diskussion.“ Und Geraerts ist davon überzeugt, dass Seguin in der kommenden Saison noch einen Schritt nach vorn machen wird. Gut möglich, dass der 29-Jährige künftig Teil des Mannschaftsrates sein wird.
Am Vertrauen des Trainers mangelt es dem Schalke-Profi augenscheinlich nicht. Nach zwölf Monaten bei den Gelsenkirchenern scheint Seguin tatsächlich bereit, für eine Führungsrolle. Auch, weil seine schwierige Anfangszeit im Ruhrgebiet inzwischen aufgearbeitet ist. „Schalke ist ein riesiger Verein, eine komplett andere Hausnummer“, beschreibt er und gibt zu: „Vielleicht war es am Anfang alles ein bisschen viel für mich, ich habe Zeit gebraucht, alles sacken zu lassen.“
Druck auf Schalke war für Paul Seguin „ein Rucksack“
Denn Paul Seguin hat den Druck gespürt, der bei Schalke 04 nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Vorjahr geherrscht hat. Womöglich hat er ihn sogar ein wenig unterschätzt, denn gerade in seinem ersten Halbjahr bei den Königsblauen hatte er Probleme. „Als ich die ersten Male aufs Schalker Gelände kam, dachte ich wirklich: ‘Wow, hier darf ich spielen.‘ Aber all das war auch ein Rucksack für mich.“ Nicht zu unterschätzen ist auch, was im Privatleben von Paul Seguin rund um seinen Schalke-Wechsel passiert ist. Der 29-Jährige ist frisch Vater geworden, von Berlin ins Ruhrgebiet gezogen, dann wurde der Saisonstart mit S04 in den Sand gesetzt – viele Dinge, die mental erst einmal verarbeitet werden mussten.
Nach der Sommerpause allerdings scheint Paul Seguin endlich auf Schalke angekommen zu sein. Schon in seinen ersten beiden Testspiel-Einsätzen der Vorbereitung konnte er glänzen. Als neuer Standard-Chef auf Schalke und bereitete in 90 Testspiel-Minuten schon fünf Tore vor.
Große Töne spuckt der 29-Jährige trotzdem nicht – er will einfach so weitermachen und durch Leistung überzeugen.
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