Kiel. Borussia Dortmund muss auf links gedreht werden. Offen ist aber, ob die Verantwortlichen ihren Worten auch Taten folgen lassen.
Thomas Tuchel hat im November 2016 eine denkwürdige Pressekonferenz gegeben. „Technisch, taktisch, mental – ein einziges Defizit unsere Leistung. Von der Trainingswoche angefangen nach dem Champions-League-Spiel bis heute von der ersten bis zur letzten Minute – eine Leistung, die keinen einzigen Punkt verdient hat!“, polterte der damalige BVB-Trainer. Auch am Dienstagabend tuchelte es.
„Eine beschämende Leistung“, schimpfte Nuri Sahin, damals Spieler, heute Dortmunds Trainer. „Von der ersten bis zur letzten Minute war das eine Leistung, die einem Verein wie dem BVB nicht gerecht wurde.“ Acht Jahre später haben sich in seinem Klub noch immer dieselben Probleme eingenistet. Es geht um Mentalität, Bereitschaft, Siegeswillen, letztlich auch um Qualität. Die Alarmglocken schrillen, die Champions League ist in akuter Gefahr, nicht erst seit dieser blamablen 2:4-Niederlage bei Holstein Kiel. Dieser Verein braucht eine Kernsanierung.
BVB: Zu viele satte Profis, keine Ausnahmetalente
Es gibt zu viele Profis, die als Leistungsträger und Führungsspieler bezahlt werden, aber es nicht sind. Dem Kader fehlen zudem hungrige Spieler, die absoluten Ausnahmetalente, der nächste Haaland, Bellingham oder Sancho ist nicht in Sicht.
Beim BVB wimmelt es auf allen Posten vor Leuten, die eng mit dem Klub verbandelt sind, und die Idee dahinter ist durchaus charmant. Sie kann eine Stärke sein. Und sie wäre glaubwürdiger, wenn jene Leute sich nicht permanent misstrauisch gegenseitig belauern würden, wie es aktuell der Fall ist. So wächst immer mehr der Eindruck, dass dieser Verein dringend frischen Wind von außen braucht, um verkrustete Strukturen aufzubrechen.
BVB verklärt Fast-Erfolge, Nuri Sahin will den Umbruch
Borussia Dortmund war mal der spannendste Klub in Europa, heute verklärt er Fast-Meisterschaften und Beinahe-Champions-League-Triumphe. Dass erst vor Kurzem eine Wembley-Doku über das Scheitern im Finale von den vereinseigenen Kanälen verbreitet wurde, brachte Nuri Sahin, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, zur Weißglut. Der Trainer steht ganz am Ende dieser Entwicklung. Er konnte bisher kaum Einfluss nehmen, obwohl er danach lechzt, am liebsten würde er den kompletten Klub auf links drehen.
Die Verantwortlichen müssen nun zeigen, ob sie bereit dazu sind. Ob sie ihren Worten von Dienstagabend auch mal Taten folgen lassen. Ob man, um Sahins Worte zu wählen, sich endlich die Wahrheit ins Gesicht sagt.
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