Mainz. Borussia Dortmund wartet weiterhin auf einen Auswärtssieg in der Bundesliga. In Unterzahl hilft Serhou Guirassy dem BVB nur kurz.
Emre Can wusste genau um seinen Fehler. Borussia Dortmunds Kapitän hatte die Spielführerbinde schon weitergegeben, eine Diskussion mit Schiedsrichter Florian Badstübner ersparte er sich lieber, bevor er mit gesenktem Kopf in Richtung der Umkleidekabinen schlich. Viel zu grob, eine Verletzung des Gegenspielers in Kauf nehmend, war die Grätsche des 30-Jährigen, mit der er Jae-Sung Lee mit offener Sohle am Knöchel traf.
Die Tragweite von Cans Foulspiel, das von Badstübner mit der Roten Karte bestraft wurde, war da noch nicht konkret absehbar, 0:0 hatte es in der 27. Minute noch zwischen dem BVB und Mainz 05 gestanden. Schon bald aber zeigte sich, dass der Dortmund erst recht in Unterzahl die Auswärtsschwäche in der Fußball-Bundesliga nicht ablegen kann und auch nach dem 10. Spieltag auf einen Sieg in der Fremde wartet. Lee (36.), Jonathan Burkardt (45.+3) und Paul Nebel (54.) trafen beim Mainzer 3:1 (1:1)-Erfolg. Serhou Guirassy (40.) hatte per Foulelfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.
BVB: Julian Ryerson vertritt gesperrten Ramy Bensebaini
Nuri Sahin musste im Vergleich zu den beiden Siegen gegen RB Leipzig in der Bundesliga (2:1) und gegen Sturm Graz in der Champions League (1:0) seine Startelf auf einer Position verändern. Ramy Bensebaini hatte gegen Leipzig seine fünfte Gelbe Karte gesehen, der zuletzt sehr stabile Linksverteidiger fehlte gesperrt. Sahin konnte wählen zwischen Julian Ryerson und Yan Couto, die beide rechzeitig eine Verletzung hinter sich gelassen hatte – und entschied sich für den defensiv stärkeren Ryerson in der Viererkette an der Seite von Nico Schlotterbeck, Emre Can und Pascal Groß. Für Donyell Malen, dem Siegtorschützen gegen Graz, blieb erneut nur ein Platz auf der Bank.
Recht viel waren die Dortmunder für die beiden zurückliegenden Auftritte gelobt worden, in denen sie sich deutlich weniger fehlerbehaftet präsentierten als in vielen anderen Partien in dieser Saison. Und die ersten Minuten in Mainz schienen diesen Eindruck zu bestätigen. Dann aber geschah ein vermeidbarer Rückfall. Nach etwa 20 Minuten ließ der BVB plötzlich die Gastgeber ins Spiel kommen, und dann verhalf er ihnen gleich noch zur Feldüberlegenheit. Can räumte völlig übermotivierter Jae-Sung Lee ab und sah Rot (27.). 65 Minuten in Unterzahl sollten nun auf Dortmund warten.
Serhou Guirassy bringt BVB nur kurz zurück ins Spiel
Mainz nutzt dies gleich aus. Erst durch Lees Kopfball direkt im Anschluss an den Platzverweis, dann durch das Führungstor, das dem Südkoreaner gelag. Philipp Mwene flankte, Felix Nmecha, für Can zurück von der Sechs in die Innenverteidigung gezogen, klärte den Ball nicht, Lee bedankte sich mit dem 1:0 (36.). Wer nun glaubte, dass der BVB wieder in sich zusammenfallen würde, täuschte sich. Nur drei Minuten später holte Lee Dortmunds Angreifer Serhou Guirassy im Strafraum von den Beinen, den fälligen Elfmeter knallte der Guineer ins Netz – Ausgleich.
Allerdings wurden fix auch diejenigen eines Besseren belehrt, die dachten, die Reaktion würde Dortmund Sicherheit verleihen. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit folgte nämlich der erneute Rückstand. Als Schlotterbeck ein Kopfballduell verlor und nicht hinterherkam bei Danny da Costas Flankenlauf, Nmecha in der Mitte stehen blieb und Burkardt ziehen ließ. Der Mainzer Kapitän ließ sich nicht bitten und schoss das 2:1 (45.+).
Trainer Sahin verzichtete in der Pause auf Umstellungen nach dem Platzverweis. Und erlebte schon bald den nächsten Rückschlag. Mwene spielte Paul Nebel frei, Schlotterbeck fälschte dessen Schuss unglücklich ab – 3:1 (54.). Die Vorentscheidung?
BVB: Malen und Couto von der Bank reichen nicht
Nach einer Stunde brachte Sahin die verbliebenen Profispieler von der Bank, denn der BVB war ja auch in Mainz ohne diverse Stammkräfte angetreten und wird froh sein, dass nun Länderspielpause ist und Zeit zum durchatmen bliebt. Malen, Couto und Drittliga-Verteidiger Yannik Lührs kamen für Gittens, Beier, und Nmecha.
Es kam nicht mehr viel vom BVB. Dortmunds Angriffsbemühungen blieben in Unterzahl harmlos. Lediglich die Hoffnung gab es noch, dass Guirassy vielleicht ein weiteres Mal der Ball im Strafraum vor die Füße fallen würde. Doch selbst der Torjäger schüttelte immer mal wieder den Kopf, winkte ab, als würde er selbst nicht mehr dran glauben. Stattdessen erzielte Burkardt auf der Gegenseite fast noch das vierte Tor (89.).
Nach der Länderspielpause geht es für die Borussia mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg am 23. November weiter. Dann ohne den gesperrten Can, aber mit dem wohligen Gefühl, dass es zuhause schon irgendwie klappen wird.
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