Budapest. Deutschlands Kader für das kommende Jahr und darüber hinaus nimmt Formen an. Unter Druck stehen dadurch einige Spieler vom BVB.

Den Bügel hielt Nico Schlotterbeck fest in der Hand, seine Haar-Tolle wehte im eisigen November-Wind. Aber der Adrenalinkick mit der deutschen Nationalmannschaft auf der Holzachterbahn im Europa-Park Rust, gefiel dem 24-Jährigen. Den Sonntagnachmittag bekamen die Fußballer frei, ehe sie tags darauf von Basel aus nach Budapest flogen, um die Nations-League-Vorrunde mit dem Spiel in Budapest gegen Ungarn an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) abzuschließen.

Die Bilder, die im Freizeitpark entstanden sind, haben eine gewisse Symbolik. Schlotterbeck saß in der Holzachterbahn vorne links, in der ersten Reihe. In der Nationalmannschaft muss er sich diesen Platz allerdings hart erarbeiten. Schlotterbeck ist relativ nah dran, der Dortmunder duelliert sich mit dem gelbgesperrten Jonathan Tah, 29, um den Innenverteidiger-Job neben Antonio Rüdiger, 31, und wird in Budapest in der Startelf stehen. Für die zweite, vielleicht sogar dritte Reihe der DFB-Elf ist die Partie in Ungarn jedoch die letzte Chance, sich bei Julian Nagelsmann zu empfehlen.

DFB-Team wird gegen Ungarn rotieren

Der Bundestrainer wird in der Ferenc-Puskas-Arena seine Mannschaft durchwürfeln, was eben daran liegt, dass Nagelsmann weitere Eindrücke seiner Spieler sammeln will. Vor allem aber möchte er die Gesundheit der Profis in Absprache mit ihren Klubs nicht überzustrapazieren. „Über allem steht immer die Mannschaft, die spielt, das sind im Moment wir“, sagt er. „Aber ich bin nicht blauäugig oder engstirnig und weiß, dass noch wichtige Spiele bis Weihnachten anstehen. Da haben wir dasselbe Interesse, dass die Spieler gesund bleiben.“ Als Hindernis empfindet er dies ohnehin nicht. „Ich kann den Kader so bestimmen, dass immer zwei Topteams auf dem Feld stehen, auch wenn wir zehnmal rotieren.“ Das neue Selbstbewusstsein der Nationalelf.

Deutschland - Bosnien-Herzegowina
Bundestrainer Julian Nagelsmann. © DPA Images | Tom Weller

Es resultiert aus den jüngsten Ergebnissen und Auftritten des DFB-Teams, die den Bundestrainer dazu veranlassen dürften, gar nicht mehr so viel zu ändern. Nagelsmanns Kader kristallisiert sich immer weiter heraus, nicht nur in Bezug auf die Nations-League-K.o.-Runde, die im März beginnt, sondern auch mit Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2026. Der Kern der Mannschaft, so hat man den Eindruck, steht bereits. „Einen neuen Spieler einzuladen impliziert immer, einen anderen wegzulassen. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, dass es zwangsläufig einer verdient hätte, nicht dabei zu sein. Wenn die Gruppe funktioniert, müssen alle, die reinkommen, eine Schippe besser sein“, sagt Nagelsmann. Sich aufzudrängen, wird also schwierig werden, die Partie in Ungarn ist noch eine Möglichkeit. Ab dem Frühjahr dann will Nagelsmann seine Mannschaft titelreif machen für die Nations League.

DFB-Team: Die Startelf nimmt immer weiter Formen an

Unter Zugzwang setzt dies so manchen Akteur im Kader. Robin Gosens, 30, etwa „ist nicht auf den Kopf gefallen“, und weiß, dass er nur in den DFB-Kader zurückgekehrt ist, weil David Raum, 26, verletzt ist. Tim Kleindienst, 29, machte mit zwei Treffern gegen Bosnien (7:0) auf sich aufmerksam, doch bald stehen auch Deniz Undav, 28, und Niclas Füllkrug, 31, wieder zur Verfügung. Stuttgarts Jamie Leweling, 23, Entdeckung aus dem Niederlande-Spiel (1:0), gibt es auch noch.

Betroffen ist auch Borussia Dortmund. Vor nicht allzu langer Zeit stellte der BVB noch den größten Block. Felix Nmecha jedoch ist nur zurückgekehrt, weil Aleksandar Pavlovic (20) und Angelo Stiller (23) verletzt sind. Julian Brandt, 28, erhielt einen Anruf, weil Heidenheims Edeltalent Paul Wanner, 18, noch nicht für die A-Nationalmannschaft spielen wollte. Waldemar Anton, 28, und Niklas Süle, 29, müssen sich strecken, denn Nagelsmann hat auch schon Malick Thiaw (23) von der AC Mailand und Yann Aurel Bisseck (23) von Inter Mailand auf dem Zettel. Vielleicht haben Maximilian Beier und Karim Adeyemi, beide 22, noch Chancen, wenn sie konstant für Dortmund abliefern.

firo :  16.11.2024
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DFB Nationalmannschaft Herren
Nations League A 2024/2025
Deutschland - Bosnien-Herzegowina
Mal wieder im Dress der DFB-Elf zu sehen: Felix Nmecha. © Jürgen Fromme/ firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Zumindest für den Sprung in den Kader. Konkrete Duelle um Startplätze gibt es abgesehen von der Innenverteidigung nämlich kaum. Im Tor rangeln sich Hoffenheims Oliver Baumann, 34, und dem Stuttgarter Alexander Nübel, 28, um die Interims-Nummer eins. Im zentralen Mittelfeld kann Nagelsmann zwischen den Routiniers Robert Andrich, 30, und Pascal Groß, 33, sowie den jungen Aleksandar Pavlovic, 20, und Angelo Stiller, 23, wählen. Die Münchener Leroy Sané, 28, nach Verletzung und Serge Gnabry, 29, sind in der Offensive hintendran. Letztgenannter saß übrigens neben Schlotterbeck in der ersten Achterbahn-Reihe.