Freiburg. Die DFB-Elf hat im vorletzten Spiel des Jahres Bosnien mit 7:0 geschlagen. Und zählt nun zu den Top-Favoriten in der Nations League.
Inzwischen müssen sich die Fans der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr die Frage stellen, ob sie eine Laola-Welle starten können bei einem Länderspiel, sondern nur noch: wann? Etwa 25 Minuten dauerte es, da schwappte sie am Samstagabend durch das Freiburger Europa-Park-Stadion. Die DFB-Elf hatte die ersten beiden Tore geschossen und den Weg bereitet zum 7:0 (3:0)-Schützenfest in der Nations League gegen Bosnien. Nach den Treffern von Jamal Musiala (2.), Tim Kleindienst (23./79.), Kai Havertz (37.), Florian Wirtz (50./57.) und Leroy Sané (66.) haben die Deutschen den Gruppensieg in der Tasche und zählen zu den topgesetzten Teams bei der Viertelfinal-Auslosung am Freitag in Nyon. Sie gehören damit auch zu den Top-Favoriten auf den Titel, den Bundestrainer Julian Nagelsmann bereits als Ziel ausgegeben hat.
Nagelsmann bot im vorletzten Länderspiel des Jahres die zu erwarten gewesene Startelf auf. Torwart Oliver Baumann, beim Sport-Club ausgebildet, durfte in sein Heimspiel in Freiburg erleben. Pascal Groß und Robert Andrich bildeten nach den verletzungsbedingten Absagen von Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller das zentrale Mittelfeld. Kai Havertz gab den Zehner, Florian Wirtz, dessen Einsatz in den vergangenen Tagen ob einer Magenverstimmung auf der Kippe stand, begann auf dem linken Flügel. Tim Kleindienst startete als Mittelstürmer.
DFB-Team: Jamal Musiala trifft früh zur Führung
Jenes Team bekam von Nagelsmann den klaren Auftrag mit auf den Rasen gegeben, mit einem Sieg über Bosnien den ersten Platz in der Nations League zu sichern. Und die Profis machten von der ersten Minute an deutlich, dass sie diese Devise verinnerlicht haben. Es war eine der dominantesten ersten Halbzeiten in diesem Jahr, die die DFB-Elf auf den Platz brachte. Sie stand in einer Riege mit dem EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) und der Zaubervorstellung im September gegen Ungarn im September (5:0). Die Deutschen pressten hoch, stürzten sich mit bis zu sechs Mann auf den Ball , was die Bosnier völlig überforderte.
Nach zwei Minuten gelang dem DFB-Team die Führung durch Jamal Musiala, der eine Flanke von Joshua Kimmich ins Toreck setzte. 20 Minuten erzielte Kleindienst das 2:0 – die Partie war praktisch entschieden. Zu einseitig war bis dato der Spielverlauf, zu harmlos waren die Bosnier, zu kompromisslos die Deutschen. Wie beim Tor zum 3:0 in der 37. Minute. Es hatte seinen Ursprung mit dem Abstoß von Nikola Vasilj, der halbhoch zur Mittellinie flog. Andrich schickte den Ball postwendend zurück. Wirtz und Havertz spielten einen Doppelpass, den Letzterer über die Linie schob.
Ein Halbzeitstand, mit dem die Gäste vom Balkan noch gut bedient waren, schließlich hatte die Nagelsmann-Elf zwei, drei weitere dicke Chancen. Bosniens erste gute Aktion sahen die 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Nachspielzeit. Baumann aber parierte den Schuss von Armin Gigovic mit dem Fuß. Der Hoffenheimer betrieb damit Eigenwerbung im Duell mit Alexander Nübel, mit dem er sich um den Job als Vertreter des verletzten Marc-André ter Stegen streitet.
DFB-Elf zum Jahresabschluss gegen Ungarn
Erbarmen kannte die deutsche Mannschaft mit den hilfosen Bosnier auch nach dem Seitenwechsel nicht. Bloß fünf Minuten waren gespielt, da knallte Florian Wirtz einen Freistoß zum 4:0 unter die Latte, weitere sieben Minuten später drückte er den Ball zum 5:0 ins Tor, Havertz hatte die Vorlage gegeben. Das Offensivquartett verzücktee im Europa-Park-Stadion.
Nagelsmann riss es nach etwa einer Stunde auseinander. Einerseits hatte der Bundestrainer mit Blick auf den eng getakteten Terminkalender versichert, die Kräfte der Nationalspieler einteilen zu wollen. Andererseits bekam er die Chance, weitere Spieler unter die Lupe zu nehmen. So kamen Leroy Sané, Serge Gnabry, Felix Nmecha und Benjamin Henrichs für das Wirtz, Musiala, Andrich und Maximilian Mittelstädt.
Längst war es eine Machtdemonstration, ein Schaulaufen für das Selbstvertrauen, vor dem diese Mannschaft seit der EM ohnehin strotzt. Der eingewechselte Sané besorgte technisch anspruchsvoll nach Vorlage von Havertz das sechste Tor, Kleindienst traf zum Endstand (79.). Die DFB-Elf schaffte damit den höchsten Sieg seit dem 11. November 2021, seit dem 9:0 in der WM-Qualifikation gegen Liechtenstein. Zum Jahresabschluss trifft die deutsche Mannschaft am Dienstag in Budapest auf Ungarn, wo die zweite Reihe noch einmal die Chance bekommt, bei Nagelsmann vorzuspielen.