Frankfurt/Main. Nationalspieler Joshua Kimmich muss sich in einer neuen Rolle mit Verantwortung zurechtfinden. Aber: Er ist niemandem etwas schuldig.
Am 6. November ist Joshua Kimmichs Job in der deutschen Nationalmannschaft ein gutes Stück komplizierter geworden. Innerhalb von wenigen Stunden wählten die Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten Donald Trump erst zum Präsidenten, dann zerbrach in Deutschland die Ampel-Koalition. Ihr Scheitern ist ein Symbol für unruhige politische Zeiten auch hierzulande.
In diesen muss Joshua Kimmich Orientierung finden, seit September trägt er die Kapitänsbinde der DFB-Elf, damit geht Verantwortung einher. Wenn alles sportlich läuft, wie sich Kimmich das vorstellt, wird er in weniger als zwei Jahren Trump die Hände schütteln, wenn dieser im Metlife-Stadium von East Rutherford traditionell als Staatsoberhaupt des WM-Gastgebers den goldenen Pokal überreicht. Dann steht auch fest, dass die Weltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien ausgetragen wird, wo Menschenrechte unter Druck stehen.
DFB-Team: Wie politisch müssen Sportler sein?
Kimmich wird seit Mittwoch um Stellungnahme. Wie politisch muss ein DFB-Kapitän sein? Eine schwierige Frage.
Menschen sehnen sich nach Vorbildern. Sportler taugen dazu, weil sie fleißig und diszipliniert sind. Seit einiger Zeit werden auf sie Werte projiziert, die über den Fair-Play-Gedanken hinaus gehen. Ist das menschlich, weil es ein moralischer Anker in einer komplizierten Welt ist? Ja. Wird das stets den Athleten gerecht? Nein.
Joshua Kimmich hat eine Definition gefunden
Natürlich repräsentieren Nationalspieler das Land und damit eine freiheitlich demokratische Grundordnung. Daran gibt es nichts zu rütteln, und wer dies anders sieht, hat in der DFB-Elf nichts zu suchen. Kimmich sagt, „dass wir als Spieler für Dinge und Werte einstehen sollten. Auf der anderen Seite ist es nicht unser Job, uns politisch zu äußern, dafür haben wir Fachmänner im Land und im Verband.“ Das ist schlüssig.
Der 29-Jährige hat eine für sich passende Definition gefunden. Und ist niemandem etwas schuldig.