Hannover. Schalke 04 hat das Auswärtsspiel bei Hannover 96 mit 0:1 verloren. Einem frühen Gegentreffer hatte S04 kaum etwas entgegenzusetzen.
Rund 15 Minuten vor dem Anpfiff schien Kees van Wonderen nicht zu glauben, was er da sah. Der neue Trainer des FC Schalke 04 stand auf dem Rasen der Heinz-von-Heiden-Arena in Hannover, blickte in die Gästekurve, in der über 10.000 mitgereiste S04-Fans standen, und applaudierte, fast schon ein wenig ergriffen. Zwei Stunden später aber war seine Laune nicht mehr ganz so gut: Schalke verlor das Spiel hochverdient mit 0:1 (0:1), zeigte eine ganz schwache Leistung.
Innerhalb von nur vier Minuten bekam van Wonderen beide Seiten der Schalker Seele präsentiert – Jubel und Trauer, Euphorie und Entsetzen. Mit Spielbeginn zeigten die Schalker Fans eine sehenswerte Choreographie, auf einem Plakat stand „Hier bestimmen dein Herz und die Ehre dein Handeln“. Die Schalker machten ein Heimspiel aus dieser kniffligen Auswärtsaufgabe. Nach nur vier Minuten bestimmte aber Schläfrigkeit das Schalker Handeln. Derry John Murkin hatte am eigenen Strafraumeck einen Freistoß verursacht, den der Hannoveraner Enzo Leopold in die Mitte flankte. Fabian Kunze grätschte am ersten Pfosten in den Ball, erreichte ihn vor dem Schalker Ron Schallenberg und erzielte das 1:0. Torwart Thorben Hoffmann war machtlos, Trainer van Wonderen stand regungslos an der Seitenlinie. Willkommen auf Schalke.
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Van Wonderen hatte nach 15 Trainingseinheiten in zwei Wochen Länderspielpause keine taktische Revolution ausgerufen. Schalke spielte in einem 4-2-3-1-System – wie schon zuvor so oft. Es gibt drei personelle Änderungen: Wie angekündigt feierte Torwart Hoffmann sein Zweitliga-Debüt im Schalke-Trikot, Justin Heekeren – zuvor in allen acht Zweitliga-Spielen zwischen den Pfosten – saß auf der Bank. Lino Tempelmann ersetzte den verletzten Christopher Antwi-Adjei, Felipe Sanchez rückte für Amin Younes ins Team.
Schalke: Kenan Karaman handelt sich Gelbsperre ein
Die Hannoveraner entschieden sich dafür, die Schalker Verunsicherung nicht auszunutzen, sondern sich zurückzuziehen. Alle vier Heimspiele zuvor hatten sie gewonnen, und das bei nur einem Gegentor. Die von den erfahrenen Ex-Nationalspielern Ron-Robert Zieler (Tor) und Marcel Halstenberg (Innenverteidigung) dirigierte Deckung zählt zu den besten der Zweiten Liga. Deshalb entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Spiel, auch die Schalker hatten zwischenzeitlich Ballstafetten über viele Stationen. Die Strafraumszenen waren aber an einer Hand abzuzählen. Zweimal tauchte 96-Stürmer Andreas Voglsammer in aussichtsreicher Position vor Hoffmann auf, schoss (13.) und köpfte (45.) aber in die Arme des Torhüters.
+++ Schalke-Einzelkritik: Offensive unterirdisch - dreimal Note 5 +++
Von der Schalker Offensive, unter van Wonderens Vorgängern Karel Geraerts und Jakob Fimpel zuverlässig, war aber nichts zu sehen. Linksfuß Tobias Mohr tauchte nur bei Standardsituationen auf – und die kamen nicht an. Der einzige gescheite Einfall von Kenan Karaman in der ersten Hälfte war ein Seitenwechsel auf Taylan Bulut, dessen Flanke Zieler aber locker abfangen konnte. Torjäger Moussa Sylla war gar nicht zu sehen. Der einzige Torschuss kam von Felipe Sanchez – und auch der flog weit vorbei. Zur Pause führte Hannover verdient mit 1:0.
Van Wonderen hatte schon vor dem Spiel geahnt, dass die Entscheidung wohl erst in der zweiten Hälfte fallen würde – und deshalb den dribbelstarken Techniker Amin Younes draußen gelassen. Er wollte qualitativ starke Spieler nachlegen können. Doch Younes bleibt zunächst auf der Bank – und Hannover hinterließ in den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte den stärkeren Eindruck, kam zu etlichen Abschlüssen. Doch Schalkes Abwehr erwies sich als unüberwindbar und konnte gleich drei Schüsse der 96er (51./55./56.) im letzten Moment blocken. Auch drei Ecken der Gastgeber brachten nichts ein.
Das Spiel plätscherte dem Ende entgegen, trotz des nur knappen Vorsprungs. Auch wenn van Wonderen die Offensive umstellte, fünfmal wechselte – zum Beispiel Younes und Bryan Lasme brachte – passierte nichts. Sylla und Karaman, die zusammen bereits elf Tore erzielt haben, blieben abgemeldet. Karaman war so frustriert, dass er sich die fünfte Gelbe Karte einhandelte. Er fehlt bei van Wonderens Heimdebüt gegen Greuther Fürth (26. Oktober, 13 Uhr). Auch ein wenig Matchglück, das vermeintliche 2:0 durch Jessic Ngankam erkannte der Video-Assistent ab (84.), nutzten die Schalker nicht für eine Schlussoffensive.
Es gab nur noch zwei Chancen: Paul Seguin hatte die beste Chance bei einem Freistoß aus 20 Metern Entfernung. Doch der Ball flog weit über die Latte des 96-Tores (80.). Und Kenan Karaman scheiterte an Torwart Ron-Robert Zieler (90.). Und so blieb es bei der knappen Niederlage. Und der Erkenntnis für van Wonderen, dass es nur noch besser werden kann.
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