Herzogenaurach. Gegen Spanien schied Deutschland im EM-Viertelfinale aus. Welcher Nationalspieler überzeugte im Turnier, wer fiel ab? Die DFB-Noten.

Es gab nicht viele Momente der Ruhe für Julian Nagelsmann in den vergangenen Wochen. Wenn der Bundestrainer im deutschen EM-Quartier in Herzogenaurach aber mal ein paar Minuten Zeit hatte, schaute er auf seinem Zimmer seine aktuelle Lieblingsserie: Designated Survivor. Auch mit seiner Mannschaft sorgte der 36-Jährige bei der Heim-EM für jede Menge Krimi-Momente. Das Viertelfinale gegen Spanien überlebte die DFB-Auswahl aber nicht. Die Unbesiegbar-Serie des Jahres endete dramatisch. Das EM-Zeugnis für die deutschen Serientäter – mit dem passenden Format für jeden Einzelnen.   

+++ Bundestrainer Julian Nagelsmann: Der große EM-Gewinner +++

Manuel Neuer (38 Jahre, 5 Spiele, 0 Tore): Will man einen Serientitel für seine EM suchen, ist es „Der Alte“. Mit 38 Jahren noch immer Weltklasse, auch wenn kleine Wackler dabei waren. Er könnte auch mit 40 noch die WM spielen. Warum eigentlich nicht? Ob sein 124. Länderspiel sein letztes war, ist offen. Note 2,5

Nagelsmann: Die Tränen-PK

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    Joshua Kimmich (29/5/0): Erlebte deutlich mehr gute als schlechte Zeiten. Der Traum von seinem ersten Titel platzte wie so viele Beziehungen in seiner Lieblingsserie. Könnte nach dem Ende der Kroos-Ära in Zukunft wieder im Mittelfeld spielen. Note 2,5 

    +++ Das EM-Fazit von Joshua Kimmich bei den Kollegen von Magenta Sport +++

    Benjamin Henrichs (27/1/0): Durfte gegen Dänemark in einem zehnminütigen Kurzfilm mitspielen. Es war immerhin der erste Turniereinsatz seiner Karriere. Ohne Note.

    Antonio Rüdiger (31/5/0): Berlin, Berlin – er fuhr nicht zurück in seine Heimat Berlin. Der Grenzgänger gab alles für sein Land und sollte damit auch AfD-Anhänger überzeugt haben. Nun geht es zurück in die spanische Hauptstadt anstatt in die deutsche. Note 2

    Euro 2024: Deutschland - Ungarn
    Party in pink: Die Deutschen feiern das Tor von Ilkay Gündogan gegen Ungarn. © DPA Images | Federico Gambarini

    Jonathan Tah (28/4/0): Der Leverkusener war Türsteher und Tatortreiniger der DFB-Elf. Räumte auf und ab, manchmal etwas zu rigoros. Musste daher gegen Dänemark gesperrt zuschauen. Hat seinen Platz Richtung WM aber vorerst sicher. Note 2,5

    BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck wird noch wichtig

    Nico Schlotterbeck (24/2/0): Für eine Serie reichte es nicht, aber zumindest hatte er gegen Dänemark in seinem Dortmunder Heimstadion seinen großen Abend. Wird in der Zukunft noch wichtig sein. Note 2,5

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    Waldemar Anton (27/2/0): Nagelsmann schenkte ihm zwei Heimspiele in Stuttgart. Wurde zum Abschied von den Stuttgarter Zuschauern ausgepfiffen. Das hatte der künftige Dortmunder nicht verdient. Note 3

    Maxi Mittelstädt (27/4/0): Die Linksverteidigerposition vom VfB war „Ein Fall für zwei“. Teilte sich seine Rolle mit Raum. Seine Vorlage auf Gündogan gegen Ungarn – ausgerechnet in Stuttgart – war sein größter Moment. Note 3

    Robert Andrich tat der Nationalmannschaft gut

    David Raum (26/3/0): Dass er richtig gut flanken kann, wusste man schon vor der EM. Dass der Leipziger auch Bernd-Stromberg-Qualitäten hat, lernten die Zuschauer der DFB-Inside-Videos. Hat an Beliebtheitsgrad gewonnen. Note 3

    Euro 2024: Spanien - Deutschland
    Enttäuschung und Hoffnung: Leroy Sané (l.) blieb unter seinen Möglichkeiten, Florian Wirtz (Mitte) und Jamal Musiala begeisterten. © DPA Images | Christian Charisius

    Emre Can (30/4/1): Emre Can macht vier EM-Spiele, schießt ein Tor und spielt im Viertelfinale von Beginn an – das hätte er wohl selbst vor vier Woche für den Inhalt einer Comedyserie gehalten. War aber wirklich so. Note 3

    Robert Andrich (29/5/0): Für Rote Rosen ist der Abräumer nicht zuständig. Mit pinken und weißen Haaren irritierte er nur Jens Lehmann. Spielte am Anfang etwas zu schottisch, am Ende beinahe spanisch. Er tat der Mannschaft gut. Note 3

    Pascal Groß (33/1/0): Spielte eine gute Halbzeit gegen Schottland und wurde danach nicht mehr berücksichtigt. Er hätte eine Serie an Einsätzen verdient gehabt. Die bekommt er vielleicht künftig beim BVB – und nach dem Kroos-Abschied auch beim DFB? Ohne Note 

    Toni Kroos überragt beim letzten Turnier für Deutschland

    Toni Kroos (34/5/0): Seine Rückkehr in die Nationalmannschaft war eine der besten Ideen in seiner Karriere. Diese endete nun in seinem 114. Spiel für Deutschland ausgerechnet gegen seine Wahlheimat Spanien. Hob das deutsche Spiel mit 513 Pässen (keiner spielte mehr) zurück auf das frühere Niveau. Adios Senor, auf Wiedersehen – und tschüss! Note 1,5

    Deutsche Fußballer
    Drei Weltmeister, drei Abschiede? Torhüter Manuel Neuer (v.l.), Toni Kroos und Thomas Müller. © DPA Images | Sven Hoppe

    Leroy Sané (28/5/0): Zwischen Fast and Furious. Der Münchener Supersprinter ist so schnell, machte aber auch bei der EM die Fans langsam wütend. Weil er sein Potenzial einfach nicht ausschöpft. Note 4,5

    Florian Wirtz (21/5/2): Startete gegen Schottland völlig losgelöst wie das Raumschiff Enterprise und setzte am Ende auch gegen Spanien zum Höhenflug an. Dazwischen mit Luft nach oben. Er wird Deutschland in Zukunft noch viel Spaß machen. Note 2,5

    Ilkay Gündogan (33/5/1): Die späte Versöhnung mit der Nationalmannschaft. Er war der richtige Kapitän zum richtigen Zeitpunkt mit richtig guten Leistungen. Könnte jetzt in aller Freundschaft seine DFB-Karriere beenden. Entscheidung offen. Note 2,5

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      Jamal Musiala (21/5/3): Definierte die Big Bang Theory in den ersten zwei Spielen neu. Zwei Knaller gegen Schottland und Ungarn, dazu ein dritter Treffer gegen Dänemark. Der Münchener hat sogar noch Chancen, Torschützenkönig zu werden. Note 1,5

      Thomas Müller (34/2/0): Die Mutter Beimer der Nationalmannschaft. Der Münchener machte in München und Stuttgart seine wahrscheinlich letzten Länderspiele für Deutschland. Man merkte ihm an, dass es Zeit ist, nach 135 DFB-Einsätzen den Stab zu übergeben. Ging mit Tränen und ohne ein EM-Tor in seiner Karriere. Note 4

      Niclas Füllkrug: Pfosten verhinderte historisches Tor gegen Spanien

      Chris Führich (26/1/0): Der Stuttgarter war mit 18 Spielminuten – immerhin in Stuttgart – nur ein Nebendarsteller. Ohne Note

      Niclas Füllkrug (31/5/2): Der Sturm der Liebe. Die Fans lieben ihn für seine Emotionen, seine Sprüche und seine wichtigen Tore. Die machte er als Joker. Der Pfosten verhinderte gegen Spanien eine historische Heldenrolle. Note 2,5

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      Niclas Füllkrug (r.) jubelt mit Antonio Rüdiger (l.) und Robert Andrich über sein 1:1 gegen die Schweiz. © DPA Images | Arne Dedert

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      Kai Havertz (25/5/2): Der Wickie der Mannschaft hatte gute Ideen - auch ohne sich die Nase zu reiben. Anders als bei den starken Männern auf hoher See war aber die Ausführung nicht optimal. Ihm fehlte das Abschlussglück, wie dem schrecklichen Sven. Vom Punkt aber zweimal eiskalt. Er sieht sich auch in Zukunft als Neuner. Dass er wirklich einer ist, konnte er nicht nachweisen. Note 3

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      Maximilian Beier (21/1/0): Er war das Baby unter den Dinos. Und spielte in der ältesten Mannschaft des Turniers gegen die Schweiz frech auf. Ohne Note

      Deniz Undav (27/1/0): Machte sechs Wochen gute Stimmung für sechs Spielminuten. Immerhin: War der Serienstar des Social-Media-Teams. Ohne Note

      Ohne Einsätze und Note: Marc-André ter Stegen, Oliver Baumann, Robin Koch.

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