Gelsenkirchen. England hat eine EM-Blamage gegen die Slowakei verhindert. Für die Leistung und den Matchwinner gibt es Kritik von den ZDF-Experten.

Was ist nur mit dem EM-Mitfavoriten England los? Den Three Lions drohte im Achtelfinale das überraschende Aus. Die Engländer spielten so schlecht wie in der Vorrunde und lagen gegen die Slowakei lange zurück. Ivan Schranz traf in der 25. Minute für den Außenseiter. Erst ein Tor von Jude Bellingham in der vierten Minute der Nachspielzeit rettete England in die Verlängerung. Bayern-Star Harry Kane sorgte mit seinem Tor in der 91. Minute dann für das Weiterkommen des Favoriten.

Jude Bellinghams genialer Fallrückzieher im EM-Achtelfinale gegen die Slowakei hat das gesamte Fußball-Mutterland begeistert. „Jude macht, was Jude macht, und das war ein unglaubliches Tor“, sagte Englands Kapitän Harry Kane nach dem Einzug ins Viertelfinale. Der Treffer des Stars von Champions-League-Sieger Real Madrid sei „einer der besten in der Geschichte unseres Landes, denke ich.“ 

Jude Bellingham: Christoph Kramer kritisiert England-Retter

In der Expertenrunde des ZDF löste das Tor aber keine Begeisterung aus. Das hatte jedoch nichts mit dem sportlichen Können des 21-Jährigen, sondern mit seinem Verhalten auf dem Platz zu tun. Christoph Kramer holte zum Rundumschlag gegen den früheren BVB-Profi aus. „Er ist natürlich ein herausragender Spieler, er muss nur insgesamt aufpassen, dass er jetzt nicht anfängt, Allüren zu bekommen in ganz jungem Alter“, sagte Kramer und legte nach: „Bei Mitspielern abwinken und solchen Sachen muss man gerade in seinem Alter echt aufpassen.  Er hatte so ein paar Gesten drin, auch schon in den letzten Spielen. Wenn man Cristiano Ronaldo oder Messi mit 20 gesehen hat - das war schon was anderes. Ich gestehe ihm ein bisschen was zu bei der Saison, die er gespielt hat. Trotzdem muss man ein bisschen aufpassen, wenn man Jude Bellingham ist, dass man nicht in ein ganz blödes Ding kommt. Ich hoffe, dass er sich nach der Saison und in der Sommerpause reflektiert. Ich bin nicht der Einzige, der sagt ‚Boah, manchmal nervt er‘.“

In der Halbzeitpause hatten die EM-Experten des ZDF Klartext geredet, als den Engländern aufgrund einer furchtbaren ersten Hälfte das Aus drohte. „Das war ein Armutszeugnis, einfach sehr schwach“, polterte Weltmeister Per Mertesacker. Ähnlich bewertete sein früherer DFB-Kollege Christoph Kramer den Auftritt in den ersten 45 Minuten. „Sie pressen sehr hoch, aber total unkontrolliert. Die Engländer stehen mit der letzten Kette ganz hinten. Da ist gar kein Druck, die Slowaken können spielen. Es war nicht schwer, das so auszuspielen.“ Der meinungsstarke TV-Experte reagierte mit Fassungslosigkeit auf die Darbietung des Favoriten. „Das ist gar nicht witzig, ich weiß nicht, was sie da spielen. Es ist nichts zu erkennen.“

England hatte im EM-Achtelfinale gegen Außenseiter Slowakei große Probleme.
England hatte im EM-Achtelfinale gegen Außenseiter Slowakei große Probleme. © AFP | Ina Fassbender

England enttäuscht: Scharfe Kritik an Gareth Southgate

Auch die frühere Trainerin Friederike „Fritzy“ Kromp übte scharfe Kritik: „Das 1:0 ist schon schmeichelhaft. So scheidet England aus. Southgate lässt alles über sich ergehen, ich sehe wenig Coaching.“

Schon im Laufe der Vorrunde hatte Christoph Kramer gnadenlos mit dem englischen Trainer abgerechnet. „Wer so einen Kader wie England hat, kann nicht wie Union Berlin spielen. Die holen sich Spieler für einen defensiven Block, und dann ist das erfolgreicher Fußball“, sagte Kramer über die defensive Ausrichtung des EM-Finalisten von 2021. Die Profis der Three Lions nahm er in Schutz. „Die Spieler tun mir leid, sie werden sauer sein, weil sie so einen Fußball spielen müssen.“

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Die beiden TV-Experten und ehemaligen Fußball-Weltmeister Christoph Kramer M) und Per Mertesacker (r) fanden deutliche Worte für die Leistung der Engländer gegen die Slowakei. © DPA Images | Marcus Brandt

England enttäuscht bei der EM 2024: Presse lederte schon während der Vorrunde

Die Engländer hatten sich als Gruppensieger für das EM-Achtelfinale qualifiziert, in ihren drei Vorrundenspielen gegen Serbien (1:0), Dänemark (1:1) und Slowenien (0:0) aber nicht überzeugen können. Nach allen Spielen hagelte es kräftige Kritik, auch aus der Heimat. „Was für eine schreckliche Leistung“, schimpfte der Daily Mirror auf seiner Internetseite nach dem zweiten Gruppenspiel des Mitfavoriten auf den EM-Titel.

Bemängelt wurde auch von der Presse, dass Trainer Gareth Southgate viel zu wenig aus seinem Luxuskader heraushole. „Uninspiriert. Gareth Southgate hat die besten Spieler der Premier League, der Bundesliga und spanischen Liga zur Verfügung“, schrieb „The Sun“. 

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