Hagen. Mit der Aktion „Zuhören und ausreden lassen“ wollen wir mit Ihnen ins Gespräch kommen. Chefredakteur Jost Lübben zu den Hintergründen.

Die Zeiten sind nicht leichter geworden. Immer mehr Menschen fühlen sich nicht gesehen und unverstanden. Manche schreien, um sich Gehör zu verschaffen. Besonders in der digitalen Welt prallen Positionen unversöhnlich aufeinander. Wie unter einem Brennglas lässt sich die Entwicklung aktuell im politischen Berlin beobachten. Angesichts der erregten und geradezu atemlosen Auseinandersetzung im Bundestag zum Thema Migration fällt es nicht leicht zu glauben, dass die Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Parteien auf diese Weise Vorbild für das Miteinander in unserer Gesellschaft sein wollen. Wenn in erster Linie die anderen schuld sind, dann fallen Lösungen schwer.

Vielleicht ist es eine gute Idee, ganz bewusst mit jenen zu sprechen, mit denen wir nicht jeden Tag in Verbindung stehen oder von denen wir nicht wissen, ob sie unsere Auffassung teilen, möglicherweise einen anderen Blick auf die Dinge haben. Schließlich sollte es in einer Demokratie die Regel sein, auf Menschen zu treffen, die anderer Meinung sind.

Laden Sie uns ein!

Wir wollen reden. Und zwar mit Ihnen. Wir wollen Ihnen zuhören. Wir wollen Sie ausreden lassen. Wir wollen wissen, was Sie bewegt, welche Themen für Sie wichtig sind. Uns interessiert auch die Frage: Sind Sie der Meinung, dass man heute nicht mehr alles öffentlich sagen kann, was man möchte oder für wichtig erachtet? Und: Wir wollen auch gerne wissen, was Sie von uns halten, wie Sie unsere Arbeit als Medium sehen.

Kurzum: Wir wollen uns gerne bei Ihnen einladen! Nicht zu Kaffee und Kuchen, sondern zum Gespräch. Weil wir der festen Überzeugung sind, dass in Zeiten, in denen sich die Gesellschaft zu polarisieren scheint, in der ganze Gruppen nicht mehr miteinander kommunizieren, der Dialog wichtiger denn je wird.

Sie sind eine Nachbarschaft, ein Freundeskreis, Arbeitskollegen, ein Verein, eine Familie oder sonst jede erdenkliche Gruppe von Menschen, die sonst nicht in den Medien zu Gehör kommt – dann würde wir dies gerne ändern und zu Ihnen kommen. Eine feste Tagesordnung soll es von unserer Seite bewusst nicht geben. Sie setzen die Themen: Wir wollen zuhören und uns mit Ihren Anliegen und Meinungen beschäftigen und auseinandersetzen.

Schreiben Sie uns per Mail an region-westfalenpost@funkemedien.de mit einigen Informationen, warum wir Sie besuchen sollten, wer daran von Ihrer Seite teilnehmen wird und wo dies stattfinden könnte.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen!

Die Redaktion der WESTFALENPOST und Westfälischen Rundschau hat sich in den Wochen vor der Bundestagswahl auf den Weg gemacht, solche Menschen zu suchen, zu besuchen – und ihnen zuzuhören. Gerade in der aufgeheizten Atmosphäre des Wahlkampfes scheint es wichtig zu sein, sich Zeit zu nehmen, den anderen ausreden zu lassen. Übrigens: Wir haben uns nirgendwo abgelehnt gefühlt. Die Gesprächspartner sind ganz unterschiedlich – manchmal in Verbänden und Vereinen engagiert, oft aber auch nicht. Wer sich mit ihnen unterhält, lernt andere Perspektiven kennen – allerdings manchmal auch eine geradezu irritierende Scheu, die in aller Deutlichkeit vorgetragene Kritik mit dem eigenen Namen zu verbinden. Die Angst vor Repression – vor allem in den „sozialen“ Netzwerken – ist ein Alarmsignal. Wir laufen Gefahr, unsere Fähigkeit zum Dialog zu verlieren.

Mehr zum Thema „Zuhören und ausreden lassen“

Dagegen möchten wir etwas tun. Und es klingt einfach. Jemand, der eine unkontrollierte Zuwanderung kritisch sieht, ist nicht automatisch ein Rechtsradikaler. Wer Bauchschmerzen bei den Waffenlieferungen an die Ukraine empfindet, verdient ganz sicher mehr als das Etikett „Putin-Versteher“. Nicht zuletzt: Wer bestimmte Entwicklungen in der Medienwelt ablehnt, möchte deshalb noch lange nicht den unabhängigen Journalismus abschaffen. Wir haben uns ausdrücklich auch Kritik an unserer Arbeit gewünscht. Tatsächlich ist das, was vielen auf den Nägeln brennt, sehr alltäglich, konkret und weit weniger grundsätzlich.

Unter dem Titel „Zuhören und ausreden lassen“ beginnt heute eine Reihe, die unsere Begegnungen abbildet. Es ist ein Auftakt, die Bundestagswahl am 23. Februar also keineswegs der Endpunkt. Wir suchen nach weiteren Gesprächspartnern und bleiben neugierig. Das ist ein Versprechen.