Gevelsberg. Die unscheinbaren Elemente verbinden den Stahl mit dem Beton. Nur wenige wissen offenbar so viel über sie, wie Rainer Trillmich.
Rainer Trillmich ist ein Mann, der längst nicht mehr arbeiten müsste. 71 Jahre alt ist er. Aber, wie soll man sagen, diese Sache, in der er sich gut auskennt, in der er Experte ist, ist auch international eher ein Nischenthema. Die Arbeitswelt braucht ihn also noch. „Und es ist mein Hobby, das macht mir Spaß“, sagt der Meinerzhagener. Es geht um: Bolzen.
Bolzen sind die Verbindung zwischen dem Stahl und dem Beton
Hm? Was? Bolzen! So Dinger, die Dinge miteinander verbinden. Sie finden sich - klein und filigran - zum Beispiel in Kaffeemaschinen und Waschmaschinen, sowie - größer und gröber - zum Beispiel im Schiffsbau, in Aufzügen und an Brücken. Wie der Rahmedetalbrücke der A45 in Lüdenscheid, die nach Sperrung (Dezember 2021) und Sprengung (Mai 2023) derzeit neu gebaut wird.
Dort, unterhalb der späteren Fahrbahn, wo Stahl und Beton miteinander verbunden werden, braucht es Bolzen. Kopfbolzen. Diese kommen von der Firma Bolte in Gevelsberg, einem Unternehmen, das in Europa mit führend und international gefragt ist. Mehr als 100.000 Bolzen aus Gevelsberg werden wohl am Ende an der Rahmedetalbrücke verbaut sein.
„Es ist schön, einen Teil zur neuen Brücke beitragen zu können.“
„Man muss sich das wie einen Nagel vorstellen, der durch zwei Bretter geschlagen wird und diese miteinander verbindet“, sagt Rainer Trillmich, der bei der Firma Bolte verantwortlich für die Anwendungstechnik ist. Er ist u.a. Internationaler Schweißfachingenieur, Autor des Fachbuches „Bolzenschweißen“ und Vorsitzender des Förderkreises des Normenausschusses „Schweißen und verwandte Verfahren“. Er publiziert in Fachzeitschriften und hält Vorträge auf Kongressen. Manche, erzählt er, würden ihn den Bolzen-Papst nennen. Er will da gar nicht groß widersprechen.
„Unsere Bolzen verbinden Beton und Stahl untrennbar. Für weit über 100 Jahre“, sagt Trillmich. Von Menschenhand werden die Bolzen verschweißt, eine Sekunde dauere das. Die Schweißpistole, mit der das gemacht wird, zeichne alle wichtigen Parameter auf: Strom und Spannung, aber auch Datum und Uhrzeit. „Die Schweißverbindung“, sagt Trillmich, „muss immer stabiler sein als der Bolzen selbst. Das ist die goldene Regel.“ Heißt: Wird der Bolzen mit einem Vorschlaghammer bearbeitet, verbiegt er sich eher, als dass er an der Schweißnaht bricht.
Elf Millionen Bolzen werden jedes Jahr in Gevelsberg produziert
Bolzen, die 20 und 25 Zentimeter lang sind, werden an der Brücke angebracht, und sorgen dafür, dass alles hält. Elf Millionen Bolzen würden Jahr für Jahr in Gevelsberg bei der Firma Bolte produziert, sagt Geschäftsführer Sven Bolte (46). Über die Hälfte werde exportiert: in die Niederlande, nach Frankreich, Belgien, Tschechien, Schweden, Polen. Das wohl am meisten beachtete Projekt ist aber jetzt direkt vor der Tür: die Rahmedetalbrücke. „Es ist schön, einen Teil zur neuen Brücke beitragen zu können“, sagt Bolte.