Hagen/Arnsberg/Münster. . Von der Zahl der Industriebeschäftigten her zählt Südwestfalen zur deutschen Spitzengruppe: 47,3 Prozent der Bevölkerung arbeiten im produzierenden Gewerbe. Das ist im Bundesvergleich der dritthöchste Anteil. Auch die beiden Erstplatzierten sind eher ländlich strukturierte Gebiete - in Baden-Württemberg.
Man hat es ja eigentlich in der Region immer schon geahnt: Nicht nur, dass das industrielle Herz Nordrhein-Westfalens im Sauer- und Siegerland schlägt. Sondern dass Südwestfalen auch bundesweit zur Spitzengruppe zählt, was den Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe (Industrie, Bergbau, Energie, Bau und Wasser) angeht.
47,3 Prozent sind es, und damit ist die Region hinter dem IHK-Bezirk Schwarzwald-Baar-Heuberg (das ist die Region um Villingen-Schwenningen) mit 52 Prozent und Ostwürttemberg (Heidenheim-Aalen) mit 50 Prozent Deutschlands Industrieregion Nummer 3.
Empirische Grundlage
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„Jetzt haben wir zu unserem Gefühl die empirische Grundlage“, sagt Thomas Frye, Geschäftsführer des Vereins Wirtschaft für Südwestfalen. Ländlicher Raum dürfe deshalb in vielen Fällen eben nicht mit strukturschwach gleichgesetzt werden. „Dafür ist Südwestfalen ein Paradebeispiel.“ Eine Untersuchung von Dr. Christian Krajewski von der Geographischen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe kommt, auf etwas anderer Grundlage, bei etwas abweichenden Prozentzahlen zur gleichen Reihenfolge.
„Wir haben nicht alle Kammerbezirke in Deutschland verglichen, sondern nur die aussichtsreichen“, erklärt Thomas Frye seine Vorgehensweise. Da komme man schnell auf Baden-Württemberg, und hier nicht auf Großräume wie Stuttgart mit seinem hohen Dienstleistungsanteil, sondern auf eher ländlich strukturierte, Südwestfalen nicht unähnliche Regionen. Das gilt nicht nur für das Thema Mittelstandsorientierung. „Wir sind die Schwaben Westfalens“, bringt es Frye auf den Punkt.
Hohes Innovationspotenzial
Gründe dafür gibt es viele. Dazu zählt der Geschäftsführer das hohe Innovationspotenzial der meist von Familien geführten Unternehmen in Südwestfalen, das Finden immer wieder neuer geschäftlicher Nischen, ein bestimmter Typus von Unternehmern und ihren Mitarbeitern, die nicht um 16 Uhr ihr Werkzeug fallen ließen sowie eine hohe Identifikation mit dem Betrieb.
NRW-weit liegt der Anteil der Mitarbeiter im produzierenden Gewerbe Frye zufolge bei 30 Prozent, im Ruhrgebiet arbeitet heute nur noch gut jeder vierte in diesem Bereich. Im Kreis Olpe dagegen beträgt die relative Industriebeschäftigung mit 54,8 Prozent mehr als das Doppelte, gefolgt vom Märkischen Kreis mit 53,7 Prozent.
Andere Zählweise
Frye ist sich bewusst, dass andere Zählweisen andere Zahlen und Reihenfolgen ergeben. Wird allein die verarbeitende Industrie gezählt, kommt Südwestfalen hinter dem Raum Heilbronn (der mit den nach eigener Meinung vielen Weltmeistern) nur auf Rang 4. Eine Erhebung nach Wertschöpfung würde wieder neue Resultate bringen. Auf jeden Fall lasse sich, da ist sich Frye sicher, ein bundesweit dritter Platz im Rahmen des südwestfälischen Regionalmarketings „gut kommunizieren“.
Das gilt auch für die Ergebnisse der Krajewski-Studie. Ihr zufolge wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Südwestfalen seit 1980 um 10 Prozent. Das ist weit mehr als in Gesamt-NRW (3,5 Prozent) und dem Ruhrgebiet (-12,5 Prozent). Der ländliche Raum lebt.