Hagen. Ob Sauerland oder Ruhrgebiet: Es scheint derzeit so viel Schnecken zu geben wie selten. Diese fünf Tipps gibt ein Experte - und davon rät er ab.

  • Schnecken - egal ob im Sauerland oder auch im Ruhrgebiet - derzeit scheint es so viele zu geben, wie selten zu vor.
  • Doch welche Mittel helfen gegen Schnecken? Von welchen Mitteln sollten Sie besser die Finger lassen?
  • Wir haben mit einem Experten gesprochen: Diese fünf Tipps helfen.

Gefühlt sind Schnecken zurzeit eine Plage: Sie fressen sich durch die Gärten der Region. Überall Löcher in Salatblättern, angeknabberte Setzlinge, verwüstete Beete. Eklig und schleimig, so empfinden sie beim Anblick nicht nur Hobbygärtner. Tatsächlich war der nasse Frühling in diesem Jahr ideal für die wachsende Weichtierpopulation. Wie man die ungebetenen Gartengäste ohne Chemiekeule wieder los wird, das verrät Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen. Er gibt Tipps, wie die Kriechtiere zu stoppen sind.

1. Anlocken und tägliches Absammeln

Das erfolgreichste Mittel ist für den Experten das tägliche Absammeln der Schnecken. Eine „Snackbar“ als Sammelstation sei dabei hilfreich: Als Fallen eigneten sich feuchte Salatblätter, die man am besten abends unter einem nassen Sack oder einer feuchten Plane auslegen sollte. Schnecken liebten Feuchtigkeit, sie suchten nachts Schutz an kühlen und feuchten Stellen und sammelten sich dort. „Am Morgen kann man sie an den ausgelegten Fallen dann bequem absammeln“, so Blauscheck.

Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen, gibt Tipps, wie man Schnecken im Garten los wird. 
Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen, gibt Tipps, wie man Schnecken im Garten los wird.  © WP | Michael Kleinrensing

Ralf Blauscheck selbst setzt in seinem Garten auch auf das Absammeln der Kriechtiere. „Meistens kümmert sich allerdings meine Frau darum.“ Auch er stelle sich jedes Mal die Frage: Was dann folgt? Die gesammelten Schnecken in Salz pökeln, in Wasser ertränken oder in kleine Stücke schneiden? Barbarisch? Das alles ginge aus Tierschutzgründen nicht. Im Wald aussetzen, das wäre eine Möglichkeit, antwortet der Hagener diplomatisch. An eines sollte man aber auf gar keinen Fall denken: Die Kriechtiere einfach in einem der Nachbargärten wieder aussetzen.

2. Steinmehl, Kalk, Kaffeesatz oder Brennnesseljauche

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät Steinmehl oder Kalk am Boden. Das soll gegen Schnecken helfen. Die Tiere meiden raue Oberflächen und Kalk verätzt ihren Schleimfuß. Auch Kaffeesatz soll nach Angaben des Nabu die Tiere vom Fressen abhalten. Schnecken mögen den Geruch von Kaffee nicht. Blauscheck selbst setzt lieber auf Brennnesseljauche, die man in großen Mengen auf dem Boden im Garten ausbringen könne. „Einfach den Boden damit gießen“, sagt der Hagener. Die Jauche schade den meisten Pflanzen nicht. Nur bei Kräutern sollte man lieber darauf verzichten.

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3. Andere Pflanzen oder Tiere einsetzen

Ralf Blauscheck empfiehlt außerdem, auf natürliche Feinde zu setzen. „Dazu gehören Vögel, Igel, Kröten.“ Wer seinen Garten so gestalte, dass sich diese Arten dort wohlfühlten, der sei auf dem richtigen Weg. Ein Patentrezept sei es nicht, da die tierischen Helfer die große spanische Wegschnecke, die oft in heimischen Gärten unterwegs ist, meiden. Auch wer präventiv anpflanzt, ist im Vorteil. Es gibt Pflanzen, um die Schnecken einen großen Bogen machen. Darunter fallen laut der Schneckenexperten zum Beispiel Rosmarin, Lauch, Storchenschnabel oder Frauenmantel.

4. Schneckenzäune - auch aus Kupfer

Eine weitere Möglichkeit im Kampf gegen Schnecken: Baumärkte und Gärtnereien bieten Schneckenzäune aus Plastik oder Kupferblech an, die um Beete oder auch einzelne Gartenpflanzen gelegt werden. Die Plastikzäune sind dabei in einem bestimmten Winkel gebogen, um so als unüberwindliche Schranke für Schnecken zu wirken. Kupfer mögen die Tiere nicht, weil der Schneckenschleim damit toxisch reagiert. Die Zäune müssen allerdings mindestens zehn Zentimeter tief im Boden stecken, damit Schnecken nicht darunter kriechen können.

Plagegeister im Garten: Eine Nacktschnecke kriecht über ein Salatblatt.
Plagegeister im Garten: Eine Nacktschnecke kriecht über ein Salatblatt. © picture alliance / blickwinkel/M | dpa Picture-Alliance / McPHOTO/BilderBox

5. Laufenten mieten

In großen Gärten erweisen sich bei der Bekämpfung von Schnecken laut Ralf Blauscheck vor allem Laufenten als sehr effektiv. „Das sind natürliche Schneckenvertilger.“ Voraussetzung sei eine artgerechte Unterbringung. Vor allem der ausgeprägte Geruchssinn helfe diesen Tieren, Nacktschnecken in ihren Verstecken aufzuspüren.

Auf dem Speiseplan von Laufenten stehen auch Schnecken.
Auf dem Speiseplan von Laufenten stehen auch Schnecken. © dpa | Sina Schuldt

„Laufenten sind nützlich und nicht schwierig zu halten“, sagt Ralf Blauscheck. Die Vögel, so der 64-jährige Hagener, gebe es zu kaufen oder zu mieten. Dazu müsse man nur einen passenden Bauern oder Züchter finden. Weil die Enten auch Schneckeneier vertilgen, sei die Plage auf lange Zeit gelöst.

Davon raten Experten dringend ab

Von dem vermeintlichen Allheilmittel Schneckenkorn rät Ralf Blauscheck eher ab: An dem Köder in Granulatform stürben die Schnecken zwar, aber es schädige auch andere Tiere wie Vögel oder Igel. „Auch sie können dadurch vergiftet werden.“

Von der immer wieder genannten Bierfallen gegen Schnecken raten alle Experten ab. Der Geruch der Bierfallen lockt vielmehr auch noch Schnecken aus dem Nachbargarten an.

Darum sind Schnecken auch nützlich

Und Ralf Blauscheck wirbt auch für einen anderen Blick auf die Tiere: Er macht darauf aufmerksam, dass Schnecken durchaus nützliche Tiere sind. „Sie fressen auch verwesende Pflanzenteile und Tiere.“ Er bezeichnet sie als einen nützlichen Bestandteil der Natur. Schnecken dienten vielen Tieren als Nahrung, zum Beispiel Amseln. Nur wenige der rund 400 hier anzutreffenden Schneckenarten richteten im Garten nennenswerten Schaden an. Berüchtigt für ihren Appetit seien vor allem rote und schwarze Wegschnecke und die Gehäusewegschnecke.