Düsseldorf. Noch vor kurzem hat sich die Landesregierung für die erfolgreiche Förderung der Wiederbewaldung gelobt, nun stoppt sie alle Programme.
Die Landesregierung hat überraschend alle Förderprogramme für die Wiederbewaldung in Nordrhein-Westfalen auf Eis gelegt. Das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat „mit sofortiger Wirkung einen Bewilligungsstopp für alle forstlichen Fördermaßnahmen und einen Stopp von Genehmigung vorzeitiger Maßnahmenbeginne bis zum 30.04.2024 verfügt“, heißt es in einer E-Mail des Landesbetriebs Wald und Holz, die dieser Zeitung vorliegt.
Betroffen seien alle Maßnahmen der Förderrichtlinie für Privat- und Körperschaftswald sowie der Extremwetterrichtlinie. Dabei handelt es sich um zentrale Programme der Aufforstung. Bereits bewilligte Fördermittel würden noch ausgezahlt. Eine Erweiterung der bereits ergangenen Bewilligungen sei jedoch nicht mehr möglich, heißt es. Der Förderstopp ist offenbar der schwierigen Haushaltssituation des Landes geschuldet.
Ministerium will sich Überblick verschaffen
Das Ministerium bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung den Bewilligungsstopp: „Der starke Abruf von Fördermitteln zur Wiederbewaldung in den letzten Monaten erfordert es, dass einstweilen bis zum 30.04.2024 keine weiteren Förderanträge zur Wiederbewaldung bewilligt werden können. Zunächst muss aus aktuellen haushälterischen Gründen eine Übersicht der noch zur Verfügung stehenden Mittel erstellt werden.“ Fördermittel, zu denen schon ein Zuwendungsbescheid vorliege, könnten noch ausgezahlt werden.
Borkenkäfer, Dürre und Stürme haben in den vergangenen Jahren rund 140.000 Hektar Wald in NRW zerstört. Bisher befindet sich erst etwa ein Drittel davon in der Aufforstung. Zwischen Rhein und Weser gibt es etwa 150.000 Waldeigentümer; viele von ihnen besitzen nur wenige Hektar große Flächen. Ihnen wollte das Land zuletzt mit einer neuen unbürokratischen Waldbauprämie helfen. Für 400 gepflanzte Bäume erhalten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer 800 Euro je Hektar. Noch Mitte dieser Woche hatte das Ministerium auf Anfrage dieser Zeitung die Höhe der beantragten Fördermittel für die Wiederbewaldung auf mehr als 17 Millionen Euro beziffert und als Erfolg dargestellt. Offenbar löste die drastische Sparmaßnahme sogar in der Behörde selbst Überraschung aus.
Waldbauern fallen aus allen Wolken
Der Förderstopp trifft die Waldbauern aus heiterem Himmel und mitten in der Pflanzsaison. „Hier geht es um die existenzielle Frage, welche Rolle der Wald im Klimawandel spielen soll. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass das Land bei der Wiederbewaldung kürzt“, kritisierte NRW-Waldbauernpräsident Philipp Heereman die Entscheidung im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Wiederbewaldung sei eine zentrale Gemeinschaftsaufgabe von Landesregierung und privatem Waldbesitz. Die Kommunikation des Ministeriums bezeichnete Heereman als „unterirdisch“. Der Förderstopp sei ohne Vorwarnung ergangen. Nun sei völlig unklar, wie es ab Mai weitergehe.