Düsseldorf. Tierschützer finden das sicher nicht gut, Waldbesitzer schon: Die Jägerinnen und Jäger in NRW haben so viele Rehe erlegt wie noch nie.
Die Jägerinnen und Jäger haben im Jagdjahr 2022/2023 in Nordrhein-Westfalen so viele Rehe erlegt wie nie zuvor. Beim Rehwild sowie bei Sika- und Muffelwild wurden neue Höchstwerte bei der Jagdstrecke erreicht. Das geht aus neuen Zahlen des NRW-Landwirtschaftsministeriums hervor. Demnach wurden 125.265 Rehe geschossen, das sind 7769 mehr als im Vorjahreszeitraum. Sikawild ist deutlich kleiner als Rotwild und ähnelt von der Größe eher dem Damwild.
Warum das aus Sicht der Landesregierung eine gute Meldung ist? Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer setzen dem Wald seit Jahren zu. Mehr als 140.000 Hektar in NRW müssen wiederaufgeforstet werden. Für viele Wildtiere, vor allem Rehe, sind die jungen Bäume allerdings eine nährstoffreiche Delikatesse. Sie fressen die frisch gepflanzten Bäume und gefährden damit die Wiederbewaldung.
Um die Wiederbewaldung mit entsprechend angepassten Wildbeständen voranzutreiben, sei daher auch in den kommenden Jahren eine effektive Jagd erforderlich, erklärte das Ministerium in einer Pressemitteilung. „Die Jägerinnen und Jäger in Nordrhein-Westfalen sind wichtige Partner bei dem Thema Wiederaufbau unserer klimaresilienten Wälder. Damit unser Wald der Zukunft wachsen kann, brauchen wir angepasste Wildbestände“, sagte Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU). „Ich bedanke mich bei unserer Jägerschaft, die sich mit hohem Engagement für ein Gleichgewicht von Wald und Wild einsetzt. Die hohen Streckenzahlen beim Wild zeigen, dass viele Jägerinnen und Jäger Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag leisten und auch weiterhin leisten müssen“, so Gorißen weiter.
Deutlich weniger Schwarzwild erlegt
Ebenfalls neue Höchstwerte erreichten die Streckenzahlen nach Angaben des Ministeriums bei Sikawild mit 1896 und Muffelwild mit 1527 Stück. Beim Rotwild wurde dagegen mit 7038 Stück ein Minus von 4,4 Prozent verzeichnet. Beim Damwild liege der Rückgang mit 5461 erlegten Tieren gut 3,9 Prozent unter dem Höchstwert aus dem Vorjahr.
Deutlich weniger Tiere schossen die Jägerinnen und Jäger in NRW beim Schwarzwild: 29.991 Stück wurden gemeldet, das sind etwa 40 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Ministerium begründet den Rückgang mit „zyklischen Schwankungen in der Wildschweinpopulation“, was bedeutet: Im nächsten Jahr könnten die Zahlen wieder steigen. Das ist auch deswegen wichtig, weil eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach wie vor auch in NRW droht. In ostdeutschen Bundesländern seien bereits mehr als 4000 mit ASP infizierte Wildschweine aufgefunden worden. Nordrhein-Westfalen gilt bislang als ASP-frei. Die Seuche ist auch für Schwarzwild mit großem Tierleid verbunden und endet für Wildschweine oft tödlich. Sie kann auch auf die kommerzielle Schweinehaltung übergreifen.
Die Zahlen der Jagdstatistik basieren auf den Meldungen erlegter Wildtiere der Jägerinnen und Jäger an die Unteren Jagdbehörden bei den Kreisen und kreisfreien Städten. Daraus geht auch hervor, dass zum Beispiel 67.328 Feldhasen, 24.197 Wildkaninchen, 48.821 Füchse, 644 Hermeline, 159.277 Ringeltauben und ein wildernder Hund in NRW erlegt wurden.