Hagen. Verrohung und Gewalt gegen Politiker: Das sind keine Kavaliersdelikte. Warum es nicht lustig ist, wenn Ricarda Lang beschimpft wird
Die Grünen müssen ihren politischen Aschermittwoch absagen, weil ein Mob vor der Tür wütet. Ricarda Lang und Robert Habeck werden mit Pfiffen und Geschrei am Reden gehindert, und es gibt tatsächlich auch in meinem Umfeld Leute, die das lustig finden. Da kann ich aber nur sagen: Freunde, passt schön auf. Wenn das Haus des Nachbarn brennt, ist das nicht die Gelegenheit, sich die Hände zu reiben und zu sagen, der hat es ja verdient. Sondern es ist genau der Moment, um aktiv zu werden, denn sonst schlagen die Flammen aufs eigene Dach über.
Gewalt infiltriert unseren Alltag. Es ist ein absolutes Unding, dass ein Politiker niedergebrüllt oder körperlich bedroht wird. Es hilft nichts, zu sagen, das waren die Rechtsradikalen. In diesen Zusammenrottungen befanden sich nicht nur Rechtsradikale, dabei waren offenbar Bürger aus der Mitte der Gesellschaft, und die sind nicht dazwischen gegangen!
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In Berlin wird ein jüdischer Student von einem propalästinensischen Studenten ins Krankenhaus geprügelt. Seither diskutieren Bildungssenatorin und Hochschulspitze allen Ernstes, warum man den Täter nicht von der Uni werfen kann. Ich finde, dass Schläger grundsätzlich nicht würdig sind, einen mit sehr viel Steuergeld finanzierten Studienplatz zu erhalten. Und dass sie sich dessen im Vorfeld bewusst sein sollten.
Wir müssen uns doch langsam mal ehrlich machen. Wir tun immer so, als wären es nur anderer Leute Kinder, die sich nicht benehmen. Nein, die gesamte Gesellschaft kommt ins Rutschen, und unsere Freunde und Nachbarn machen mit. Und wenn wir nicht sehr aufpassen, dann brennt es bald an allen Ecken und Enden. Ich verstehe übrigens nicht, warum es so schwer und fast unmöglich sein soll, Gewalttäter und Landfriedensbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Schneiden Sie mal Ende März Ihre Hecke. Dann können Sie erleben, wie fix das Ordnungsamt sein kann.
Empathieverlust, steigende Gewaltbereitschaft, wachsende Verrohung bei normalen Leuten, die sich auch noch im Recht sehen. Wo kommt das her? Aus dem Internet natürlich. Die sozialen Medien werden geflutet mit unflätigen Hassnachrichten und grenzüberschreitenden persönlichen Anzüglichkeiten gegenüber Politikern, hauptsächlich von den Grünen, und die Leute lesen es feixend, teilen es mit anderen und vor allem: sie lassen sich von diesen Traktaten aus Putins Trollfabriken unwidersprochen die Hemmschwellen heruntersetzen und aufwiegeln. Man fasst es nicht. Da kommt noch einiges auf uns zu.