Hagen. Vorsicht vor diesen Falschinformationen: Russische Propaganda flutet das Internet. Es ist ja auch zu schön, darauf hereinzufallen.

Bei uns wühlen die Rentner im Müll, während die Regierung das Geld im Ausland mit beiden Händen aus dem Fenster wirft, nicht zuletzt in der Ukraine. Diese Argumentation höre ich seit Monaten sogar von Leuten, die es besser wissen müssten. Warum ist das so?

Seitdem aufgedeckt wurde, wie massiv russische Propaganda auf westliche, und ja, auch auf deutsche Social-Media-Kanäle einwirkt, kennen wir die Antwort. Bis zu 200.000 Kurznachrichten mit Falschbehauptungen setzen russische Bots pro Tag ab. Ein Bot ist ein Softwareprogramm, das vorgibt, ein echter Twitter- oder Facebook-Benutzer zu sein und Falschnachrichten sendet. Die fressen sich dann ins Gehirn dafür empfänglicher Nutzer.

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Bei den US-Wahlen sollen die Russen-Bots Wahlkampf für Trump gemacht haben. Fake News und Lügen haben beim Brexit eine große Rolle gespielt. Vielen Dank, Mr. Putin. Auch in Deutschland befürchten Experten versuchte Einflussnahme der russischen Desinformationslabore auf die anstehenden Wahlen.

Ich finde spannend, wie das psychologisch funktioniert. Ich kenne genug Leute, die behaupten, sie glauben gar nichts mehr, nur noch Fußballergebnisse, wo sie selbst das Spiel gesehen haben. Diese Leute haben aber ein unfassbar großes Vertrauen zu ihnen völlig unbekannten Social-Media-Personen, bei denen sie nie überprüfen, ob es sich vielleicht um gefälschte Profile handelt. So entstehen regelrechte Tsunamis an Falschinformationen.

Die sind so gefährlich, weil tatsächlich immer irgendwas hängen bleibt, der Russe versteht ja sein Geschäft. Doch wie geht man damit um? Ich habe neulich einen Bekannten, der mir mit der Nummer von den armen Rentnern kam, gefragt, ob er tatsächlich beobachtet, dass Rentner im Müll wühlen? Und ob er weiß, dass die Rente kein staatliches Almosen ist, sondern denen ausgezahlt wird, die eingezahlt haben? Und ob er weiß, dass Senioren mit kleinen Renten Anspruch auf Unterstützung haben, den Regelsatz sowie Leistungen für Unterkunft und Heizung? Damit können sie nicht weit springen, das stimmt, aber angebissene Hamburger aus der Mülltönne zu klauben, braucht auch keiner, es sei denn, seine persönliche Lebensführung zwingt ihn dazu.

Aber ach! Das ist zu kompliziert, der Bekannte schaltet ab. „Unser Geld in alle Welt“ hingegen, das behält er. Ich denke nicht, dass allen Politikern bewusst ist, welche Gefahr für die Demokratie von diesen Desinformationskampagnen ausgeht. Sie fallen ja selbst darauf herein.