Hagen. Linke Milieus tun sich schwer mit der Wut der Bauern. Sie wissen zu wenig über Landwirtschaft. Doch Polarisierung hilft niemandem.

Hier eine kleine Zitatauslese zum Thema Bauernproteste. „Der motorisierte Mistgabelmob ist nur schwer vom Kurs abzubringen, aber wird mitunter zum Aufstand der Geknechteten hochgejubelt“ steht im „Spiegel“. Und weiter: „Fast scheint es, als wäre der Bauer ein »edler Wilder« – und kein Profiteur der Agrarlobby.“ Und auch im „Spiegel“ unter der Überschrift „Dreist, dreister, Bauernlobby“: „Landwirte kämpfen mit teils brachialen Methoden für ihre Interessen, obwohl kaum eine andere Branche derart mit Steuergeldern gefüttert wird. Höchste Zeit für die Politik, eine andere Gangart ihnen gegenüber zu wählen.“ Also, ich wüsste ja noch einige Branchen, die richtig mit Steuergeldern gefüttert werden, aber geschenkt.

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Warum wird den Bauern in bestimmten links-intellektuellen Milieus mit soviel Diffamierung und Aggression begegnet? Warum werden ihnen pauschal antidemokratische Absichten unterstellt? Mich erschüttert die Arroganz und Überheblichkeit des Tonfalls, und mich verstört, wie wenig die Besserwisser tatsächlich von der Landwirtschaft in Deutschland wissen.

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Was wollen diese Kritiker? Pestizidverseuchten Weizen aus der Ukraine? Gurken auch im Winter, die unter sklavereiähnlichen Bedingungen in Spanien erzeugt werden? Es muss jedem Verbraucher klar sein, dass eine Discounter-Gurke aus Spanien niemals für 90 Cent verkauft werden kann, wenn Landarbeiter, Lkw-Fahrer und Lageristen menschenwürdig bezahlt werden. Das ist aber die Zukunft, wenn bei uns noch mehr Betriebe aufgeben.

Kein Lerneffekt

Die Bundesregierung hat über Nacht beschlossen, die Sparschraube bei den Bauern anzusetzen, ohne dass dies vorher kommuniziert worden wäre. Man hätte aus dem verunglückten Heizungsgesetz lernen können, dass so etwas zu Wut führt, mal ganz abgesehen davon, dass es eine Branche betrifft, die unter schwierigen Bedingungen wirtschaftet und sehr unterschiedlich aufgestellt ist.

Mein Plädoyer gilt der bäuerlichen Landwirtschaft, wie sie in Südwestfalen hauptsächlich vertreten ist. Wir brauchen diese Betriebe unbedingt, wir brauchen die guten Lebensmittel, die sie produzieren und wir brauchen sie vor allem für den Erhalt der offenen Landschaften, für die Artenvielfalt.

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Leute, stellt Euren Bauern doch Fragen, wenn Ihr etwas nicht versteht, statt Unterstellungen und Polarisierungen in die Welt zu setzen. Ich persönlich wünsche mir, man kann es nicht oft genug wiederholen, eine neue Ethik im Umgang mit Lebensmitteln.